Lörrach – Freiburg. 71 km, 20,5 km/h. Schwierigkeit: 3/6. Wetter: 17°C, heiter bis wolkig.
Team: alleine, z.T. mit Claudia. Länder: D
Ein Bilderbuchtag fürs Dach der Tour
Die Schlussetappe war dann erwartungsgemäß auch die kälteste der gesamten Tour. Aber es blieb trocken! Nach dem Müesli-Frühstück bei Sandra, die zur Weinlese nach Müllheim musste, fuhr ich durchs hügelige Markgräflerland und verfuhr mich ein bisschen in Kandern, bevor ich dann in meine alte Wirkungsstätte Müllheim zurückkehrte. Dort fuhr ich einmal um die Kaserne herum und stellte erfreut den neuen Sportplatz fest. Es hat wahrscheinlich eine Unterschriftensammlung der sportverrückten Mannschaftsdienstgrade gegeben ...
In Staufen traf ich dann nach ca. 25 Fotos der herrlichen Badischen Weinstraße mit Vogesenblick meine Schul- und Ruderkameradin Claudia, mit der ich die letzten 20 km nach Freiburg, immer wieder begeisternde Stadt und würdiges Ziel einer solchen Tour, radelte. Dort gab es dann noch ein Mittagessen und eine Foto-Session mit ihr, ein Gewitter, Ovomaltine mit meiner Schwester und Julia sowie ein paar Bier mit Robert W. und seiner argentinischen Freundin, bevor es um 22.57 Uhr auf den Nachtzug ging.
Der Nachtzug kam vor fünf in Dortmund an, und jetzt sitze ich mit „Bürozombies“ im Regionalexpress zwischen Düsseldorf und Köln. Womöglich bin ich auch bald einer von ihnen, aber diese 4314 km und die komplett ausgefüllten (alle 12 Länder, alle 42 Hundert-Kilometer-Kästchen J ) Startnummern, die Christian und ich scheinbar größenwahnsinnig an einem der verregneten Julitage entworfen und ausgedruckt hatten, kann uns keiner mehr nehmen. Wieder einmal wow: Ich hätte nicht gedacht, dass es so einfach, sonnig und schön werden würde und bereue kein bisschen.
Danke an:
MitfahrerInnen (alleine wäre es sicherlich nicht mal halb so schön bis Forrest-Gump-mäßig langweilig gewesen), Petra (für hervorragenden Sprach- und Landeskurs-Unterricht Ex-Jugoslawien und das Trainingslager in Novigrad und Mljet), Zweirad Schmitz für ordentliche Bremsen und teilweise ordentliche Reifen, alle schon 2006 erwähnten plus weitere hilfsbereite und mitdenkende Menschen in ganz Europa sowie unsere Schutzengel.
#39 Mo, 24.09.07 Lörrach, km 4245
Gross - Lörrach. 142 km, 22 km/h. Schwierigkeit: 3/6. Wetter: 22°C, sonnig
Team: alleine. Länder: CH/D
Nach acht Wochen wieder in Deutschland
Kaum zurück in Deutschland, schon wieder zu Gast bei Freunden! Nämlich bei Sandra, der Frau vom Ex-Kameraden Löffler in einer attraktiven Lörracher Neubauwohnung. Es gab Flammkuchen, Wein und sogar noch die Urban Hymns, während Frank auf einem Seminar war.
Ansonsten war auch dieser Tag genau wie das Wochenende, das Felix, Christian, der zugereiste Tobi und ich Fotos guckend und wandernd verbracht hatten, wieder ein herrlicher Altweibersommertag. Nachdem Christian und Felix am Sonntag schon gen Deutschland abgereist waren, fuhr ich um 7.40 Uhr ins noch nebelverhangene, ländliche und apfelbaumreiche Zürcher Oberland nach Hirzel und Mettmenstetten und erreichte bald Bremgarten im Aargau. Das Aargau wählt angeblich immer wie die Mitte der Schweiz und auch sonst eher unspektakuläres Mittel(gebirgs)land, das wohl nur Niedersachsen als bergig empfinden. Hinter der Aare bei Schinznach gab es noch einen recht steilen Anstieg auf 690 Höhenmeter. Wie niedlich, wenn man gerade vom Gotthard kommt. Mit in Gross auf das halbe Gewicht reduziertem Gepäck ließ sich das aber aushalten.
Von da an mit weiteren 1,5 Birnenbroten, Ovomaltine und Eiskaffee im Magen, ging es immer bergab durch den Eisenbahnknotenpunkt Frick nach Stein am Rhein. Wer dort penible Grenzkontrollen mit deutscher oder Schweizer Gründlichkeit erwartet, wird bitter enttäuscht: Eine Holzbrücke führt für Radler und Fußgänger über den Rhein, ohne dass ein Grenzposten Waffen-, Zigaretten-, Drogen- oder Menschenschmuggel unterbinden könnte. Mit meinem unkontrollierten Gepäck fuhr ich weiter den Rhein hinab nach Schwörstadt, wo ich es einem alten Mann nachmachte, der im relativ zur Donau sehr sauberen Rhein badete. Von hier folgte noch eine kurze Nachmittagsbergwertung ins parallel zum Rhein laufenden Wiesental nach Schopfheim. Dort ist der Radweg nach Lörrach im Vergleich zur Schweiz stümperhaft ausgeschildert. Baden-Württemberg sollte sich diesbezüglich ohnehin generell schämen.
Dennoch gelang es mir, zur Abwechslung mal ohne regelwidrige Kraftfahrstraßenbenutzung die letzten 17 km des Tages mit Stopp beim Kaufland in Lörrach (geniale Auswahl – Platz 1 der Tour – es hätte sogar Schierker Feuerstein gegeben) für Gastgeschenke zu absolvieren. In Lörrach verbrachte ich noch einige Stunden in der Fußgängerzone (ich hatte die Strecke völlig überschätzt), bevor es zu Sandra ging. Mittlerweile regnet es wie angedroht. Das war es dann wohl mit dem Sommer. Aber wir hatten unseren Spaß.
Team: alleine. Länder: CH/D
Nach acht Wochen wieder in Deutschland
Kaum zurück in Deutschland, schon wieder zu Gast bei Freunden! Nämlich bei Sandra, der Frau vom Ex-Kameraden Löffler in einer attraktiven Lörracher Neubauwohnung. Es gab Flammkuchen, Wein und sogar noch die Urban Hymns, während Frank auf einem Seminar war.
Ansonsten war auch dieser Tag genau wie das Wochenende, das Felix, Christian, der zugereiste Tobi und ich Fotos guckend und wandernd verbracht hatten, wieder ein herrlicher Altweibersommertag. Nachdem Christian und Felix am Sonntag schon gen Deutschland abgereist waren, fuhr ich um 7.40 Uhr ins noch nebelverhangene, ländliche und apfelbaumreiche Zürcher Oberland nach Hirzel und Mettmenstetten und erreichte bald Bremgarten im Aargau. Das Aargau wählt angeblich immer wie die Mitte der Schweiz und auch sonst eher unspektakuläres Mittel(gebirgs)land, das wohl nur Niedersachsen als bergig empfinden. Hinter der Aare bei Schinznach gab es noch einen recht steilen Anstieg auf 690 Höhenmeter. Wie niedlich, wenn man gerade vom Gotthard kommt. Mit in Gross auf das halbe Gewicht reduziertem Gepäck ließ sich das aber aushalten.
Von da an mit weiteren 1,5 Birnenbroten, Ovomaltine und Eiskaffee im Magen, ging es immer bergab durch den Eisenbahnknotenpunkt Frick nach Stein am Rhein. Wer dort penible Grenzkontrollen mit deutscher oder Schweizer Gründlichkeit erwartet, wird bitter enttäuscht: Eine Holzbrücke führt für Radler und Fußgänger über den Rhein, ohne dass ein Grenzposten Waffen-, Zigaretten-, Drogen- oder Menschenschmuggel unterbinden könnte. Mit meinem unkontrollierten Gepäck fuhr ich weiter den Rhein hinab nach Schwörstadt, wo ich es einem alten Mann nachmachte, der im relativ zur Donau sehr sauberen Rhein badete. Von hier folgte noch eine kurze Nachmittagsbergwertung ins parallel zum Rhein laufenden Wiesental nach Schopfheim. Dort ist der Radweg nach Lörrach im Vergleich zur Schweiz stümperhaft ausgeschildert. Baden-Württemberg sollte sich diesbezüglich ohnehin generell schämen.
Dennoch gelang es mir, zur Abwechslung mal ohne regelwidrige Kraftfahrstraßenbenutzung die letzten 17 km des Tages mit Stopp beim Kaufland in Lörrach (geniale Auswahl – Platz 1 der Tour – es hätte sogar Schierker Feuerstein gegeben) für Gastgeschenke zu absolvieren. In Lörrach verbrachte ich noch einige Stunden in der Fußgängerzone (ich hatte die Strecke völlig überschätzt), bevor es zu Sandra ging. Mittlerweile regnet es wie angedroht. Das war es dann wohl mit dem Sommer. Aber wir hatten unseren Spaß.
#38 Fr, 21.09.07 Gross am Sihlsee, km 4102
Airolo - Gross. 111 km, 21,1 km/h. Schwierigkeit: 6/6. Wetter: 23°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: CH
Ein Bilderbuchtag fürs Dach der Tour
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir meteorologisch verwöhnt waren auf der Schlussetappe. Weder im Süden noch im Norden irgendwelche Anzeichen von Wolken, das habe ich so am Gotthard noch nie erlebt.
Zunächst hatten wir Probleme, Felix zu finden. Er hatte per SMS mitgeteilt, er würde 1 km hinter dem Ort warten. Christian (in einem horrenden Tempo, dass ich nur aus übertriebenem Ehrgeiz mithielt – nach eigenen Angaben konnte er wegen Schaltungsproblemen nicht langsamer fahren, was ich auch nicht ganz verstanden habe) und ich waren schon 10 km die kopfsteingepflasterten Serpentinen der Gotthardstraße heraufgefahren und mittlerweile im festen Glauben, Felix habe dies auch getan. Verpassen kann man sich an solch einer Straße ja eigentlich nicht. Dann kam der Anruf von Felix, dass er noch unten sei, woraufhin Christian und ich mehr als eine Stunde in einer Serpentine warten, Kaffee kochten und auf Hinweis eines Rennradfahrers noch Murmeltiere betrachten gingen. Schließlich fuhren wir zusammen mit Felix die letzten 2 km bei strahlender Sonne hoch. Alles in allem ist der Gotthard ein sehr lieber Pass, den man auch getrost ohne großes Ritzel hochfahren kann.
Oben machten wir dann Fotos vom Pass zu mexikanischer Instrumentalmusik und Holzkohlegeruch, besorgten uns Passaufkleber, und Felix badete im See mit der Postkutsche. Danach ging es mit bis zu 73 km/h herunter nach Andermatt. Gut, dass ich meine Bremsen noch nachgezogen hatte. Bei Flüelen mussten wir dann auf die etwas nervige Axenstraße, das Nadelöhr am Ostufer des Vierwaldstättersees, wofür man aber mit einer tollen Aussicht entschädigt wurde. Auf der Bank in Brunnen, auf der wir schon im Juli mit Tobi gesessen hatten, gab es dann Eiskonfekt (ich kann nicht viel, aber fünf Eiskonfekt-Teile zehn Meter in die Luft schmeißen und mit dem Mund auffangen), bevor es die 500 liebsten Höhenmeter der Welt, die vielgefahrene Straße über Schwyz und Sattel nach Rothenthurm, hochging. Leider wurde auf meine traditionelle Attacke an der Wand von Bennau, dem traditionell letzten Berg vor Einsiedeln, nicht reagiert – schade.
Bald waren wir am Sihlsee bei ausnahmsweise (sonst regnet es fast immer, wenn ich da bin) mal gutem Wetter und gegen 18 Uhr im Hotel Mama. Und jetzt müssen wir alle das alles wohl mal sacken lassen. Übrigens hat Christian seit der Abfahrt 8 Kilo und ich 4 Kilo verloren, obwohl wir eigentlich wochenlang den halben Tag gegessen haben.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: CH
Ein Bilderbuchtag fürs Dach der Tour
Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass wir meteorologisch verwöhnt waren auf der Schlussetappe. Weder im Süden noch im Norden irgendwelche Anzeichen von Wolken, das habe ich so am Gotthard noch nie erlebt.
Zunächst hatten wir Probleme, Felix zu finden. Er hatte per SMS mitgeteilt, er würde 1 km hinter dem Ort warten. Christian (in einem horrenden Tempo, dass ich nur aus übertriebenem Ehrgeiz mithielt – nach eigenen Angaben konnte er wegen Schaltungsproblemen nicht langsamer fahren, was ich auch nicht ganz verstanden habe) und ich waren schon 10 km die kopfsteingepflasterten Serpentinen der Gotthardstraße heraufgefahren und mittlerweile im festen Glauben, Felix habe dies auch getan. Verpassen kann man sich an solch einer Straße ja eigentlich nicht. Dann kam der Anruf von Felix, dass er noch unten sei, woraufhin Christian und ich mehr als eine Stunde in einer Serpentine warten, Kaffee kochten und auf Hinweis eines Rennradfahrers noch Murmeltiere betrachten gingen. Schließlich fuhren wir zusammen mit Felix die letzten 2 km bei strahlender Sonne hoch. Alles in allem ist der Gotthard ein sehr lieber Pass, den man auch getrost ohne großes Ritzel hochfahren kann.
Oben machten wir dann Fotos vom Pass zu mexikanischer Instrumentalmusik und Holzkohlegeruch, besorgten uns Passaufkleber, und Felix badete im See mit der Postkutsche. Danach ging es mit bis zu 73 km/h herunter nach Andermatt. Gut, dass ich meine Bremsen noch nachgezogen hatte. Bei Flüelen mussten wir dann auf die etwas nervige Axenstraße, das Nadelöhr am Ostufer des Vierwaldstättersees, wofür man aber mit einer tollen Aussicht entschädigt wurde. Auf der Bank in Brunnen, auf der wir schon im Juli mit Tobi gesessen hatten, gab es dann Eiskonfekt (ich kann nicht viel, aber fünf Eiskonfekt-Teile zehn Meter in die Luft schmeißen und mit dem Mund auffangen), bevor es die 500 liebsten Höhenmeter der Welt, die vielgefahrene Straße über Schwyz und Sattel nach Rothenthurm, hochging. Leider wurde auf meine traditionelle Attacke an der Wand von Bennau, dem traditionell letzten Berg vor Einsiedeln, nicht reagiert – schade.
Bald waren wir am Sihlsee bei ausnahmsweise (sonst regnet es fast immer, wenn ich da bin) mal gutem Wetter und gegen 18 Uhr im Hotel Mama. Und jetzt müssen wir alle das alles wohl mal sacken lassen. Übrigens hat Christian seit der Abfahrt 8 Kilo und ich 4 Kilo verloren, obwohl wir eigentlich wochenlang den halben Tag gegessen haben.
#37 Do, 20.09.07 Airolo, km 3990
Lugano - Airolo. 96 km, 18,1 km/h. Schwierigkeit: 4/6. Wetter: 20°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: CH
Der Berg ruft
Da hätte ich fast doch einmal das Pfefferspray herausholen müssen! Christian und ich liegen in Airolo in der preiswertesten Unterkunft des Dorfes (rund 25 Euro) und haben es warm. Felix zeltet alleine irgendwo im Dorf bei 2°C Nachttemperatur. Unser Osteria-Besitzer ist glaube ich gerade ausgerastet, hat auf jeden Fall sehr lange sehr laut geschrien; und ich dachte schon, gleich kommt er die Treppe hoch, obwohl er doch eben doch einen so bierseligen Eindruck machte, wie er sein Schnitzel aß und wie Günter Grass aussah.
Nun ja. Heute morgen in Lugano, wo die Junge Union das Bad mit Aftershave eingesprüht hatte, war es zunächst recht kalt, als Christian seine neuen Bremsen montierte, nur rund 12°C, und die Suche nach einem Supermarkt fürs Frühstück gestalte sich schwierig. Wir waren aber dank Felix’ guter Augen erfolgreich, wurden von vermutlich peruanischer Flötenmusik („Sound of silence“ – geht nur schwer wieder raus aus dem Ohr) geweckt und aßen z.T. Birnweggi (sehr zu empfehlen – ich ernähre mich in der Schweiz on the road fast nur davon). Ein bisschen mussten wir uns noch den 550 m hohen Monte Ceneri hoch quälen, stellte aber auf der Abfahrt fest, dass die Nordrampe von Bellinzona/Locarno wohl deutlich schwerer (ca. 10%) ist.
In Bellinzona fand ich eine Gazzetta dello Sport auf der kostenlosen Bahnhofstoilette mit Blaulicht und erfuhr von der Niederlage des VfB Stuttgart, während Felix wieder auf der Bank lag und seinen Raucherhusten auskurierte. Hinter Biasca, wo sich die Straße in Lukmanier- und Gotthardpass aufteilt, wurde es dann verkehrstechnisch sehr einsam, da alle normalen Menschen auf der Autobahn fahren. Wir fuhren an Baustellen des Gotthardbasistunnels vorbei durch Orte, an denen z.T. wirklich gar nichts los war.
Bis Airolo hatten wir uns dann auf 1100 Meter hochgeschraubt, die man angesichts der langen Strecke aber nicht wirklich merkte. Gemerkt hatte ich jedoch, dass mittlerweile mein großes Ritzel nicht funktionsfähig ist, weil die Kette dauernd herunterrutscht. Dafür gehen jetzt im Gegensatz zum Abschnitt hinter Thessaloniki der 2. und 3. Ritzel wieder. C’est trés bizarre.
Wir hätten auch noch über den Gotthardpass herüberfahren können, aber wozu, dachten wir uns, ankommen am Sihlsee tun wir sowieso erst morgen oder heute nach Mitternacht. Also gingen wir lieber noch zu coop, setzten uns in die letzten Sonnenstrahlen und stellten fest, dass es ziemlich schnell ziemlich kalt wurde. Die Jugendherberge war zu, aber ein Lance des Tages für den Gastwirt in Bahnhofsnähe, der für uns herumtelefonierte und uns dieses Zimmer für das Dreifache eines bulgarischen oder serbischen Übernachtungsäquivalents, also sehr preisgünstig, vermittelte und mich sogar mit dem Auto zum Probegucken gefahren hatte.
#36 Mi, 19.09.07 Lugano, km 3894
Clusane - Lugano. 129 km, 20,5 km/h. Schwierigkeit: 2/5. Wetter: 25°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: I/CH
It was almost dangerous but we made it to the Massenlager
... und tatsächlich haben wir es heute bin in die Schweiz geschafft! Vom Iseo-See waren wir nach einer weiteren unsinnigen Einmal-Rund-um-die-Stadt-Straßenführung nach Bergamo gefahren. Bergamo liegt bei km 39 direkt an den Bergen und hat eine schicke Oberstadt, unterhalb der wir Cappuccino für 2,40 Euro tranken und in der Gazzetta dello Sport von deutschen Champions-League-Niederlagen erfuhren. Der erkältete Felix hustete weiter wie ein Rohrspatz, las die deutschen Zeitungen im Kiosk und plädierte für eine weitere Pause vor Como in einem Supermarkt, wo er wieder prima scheintot auf einem Parkplatz liegen (italienischer Kunde: „it is almost dangerous!“) und Christian Kakao mit Pulver mischen konnte. Es ging auf uns ab, viele offensichtlich Arbeitslose fuhren auf Rennrädern an uns vorbei, und gegen 15.30 Uhr erreichten wir Como und den südwestlichsten Ausläufer vom Comer See. Dort gibt es viele Bänke zum Sitzen.
Noch ein kleiner Pass, bevor man unsere Pässe an der Schweizer Grenze gar nicht erst sehen wollte. Perfektes Wetter und die ansprechende wellige Landschaft erzeugten eine wunderbare Abendstimmung. Gegen 18 Uhr trafen wir in Capolago auf den schicken Luganer See, und um 18.30 Uhr waren wir in Lugano. Das war gerade noch rechtzeitig, um von der Signorina im Tourist Office zu erfahren, dass es ein „Massenlager“, wie „dormitory“ auf Schwyzerdütsch heißt, für 16 Euro gäbe. Das wäre ja fast für Deutschland normal, also mal angucken, dachten wir uns, und schoben unsere Räder vom See eine 50%-Steigung zum Bahnhof hinauf.
Tatsächlich gab es dort eine hübsche Villa mit Palmen, die zu diesem Preis auch Siegerländer Juristen, Bonzengymnasiasten oder sonstigen CDU-Wähler (habe nicht gefragt) im Mercedes-Bus, einem Opa mit dem lustigsten Gesicht der ganzen Tour, Fondue essenden Franzosen und italienischen Unterschlupf gewährt und eine Küche zur Verfügung stellt, in der man Spaghetti mit Christian-Hoffmann-Soße (Jägersoße mit Pilzen) zubereiten und in dem Esszimmer wie ein nicht stubenreines Kleinkind verschütten kann. Ich habe mich total überfressen (ca. 500 g Nudeln und ein Milchreis fürs carboloading deluxe) und bevor ich platze, haue ich mich zum vorletzten Mal südlich der Alpen aufs Ohr. Christian hat ein Foto von dem lustigen Opa gemacht (womöglich handelt es sich um Beat Föhn – wie sieht Beat Föhn, der in Schwyz irgendeinen Laden hat, eigentlich aus?), und beömmelt sich ordentlich darüber.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: I/CH
It was almost dangerous but we made it to the Massenlager
... und tatsächlich haben wir es heute bin in die Schweiz geschafft! Vom Iseo-See waren wir nach einer weiteren unsinnigen Einmal-Rund-um-die-Stadt-Straßenführung nach Bergamo gefahren. Bergamo liegt bei km 39 direkt an den Bergen und hat eine schicke Oberstadt, unterhalb der wir Cappuccino für 2,40 Euro tranken und in der Gazzetta dello Sport von deutschen Champions-League-Niederlagen erfuhren. Der erkältete Felix hustete weiter wie ein Rohrspatz, las die deutschen Zeitungen im Kiosk und plädierte für eine weitere Pause vor Como in einem Supermarkt, wo er wieder prima scheintot auf einem Parkplatz liegen (italienischer Kunde: „it is almost dangerous!“) und Christian Kakao mit Pulver mischen konnte. Es ging auf uns ab, viele offensichtlich Arbeitslose fuhren auf Rennrädern an uns vorbei, und gegen 15.30 Uhr erreichten wir Como und den südwestlichsten Ausläufer vom Comer See. Dort gibt es viele Bänke zum Sitzen.
Noch ein kleiner Pass, bevor man unsere Pässe an der Schweizer Grenze gar nicht erst sehen wollte. Perfektes Wetter und die ansprechende wellige Landschaft erzeugten eine wunderbare Abendstimmung. Gegen 18 Uhr trafen wir in Capolago auf den schicken Luganer See, und um 18.30 Uhr waren wir in Lugano. Das war gerade noch rechtzeitig, um von der Signorina im Tourist Office zu erfahren, dass es ein „Massenlager“, wie „dormitory“ auf Schwyzerdütsch heißt, für 16 Euro gäbe. Das wäre ja fast für Deutschland normal, also mal angucken, dachten wir uns, und schoben unsere Räder vom See eine 50%-Steigung zum Bahnhof hinauf.
Tatsächlich gab es dort eine hübsche Villa mit Palmen, die zu diesem Preis auch Siegerländer Juristen, Bonzengymnasiasten oder sonstigen CDU-Wähler (habe nicht gefragt) im Mercedes-Bus, einem Opa mit dem lustigsten Gesicht der ganzen Tour, Fondue essenden Franzosen und italienischen Unterschlupf gewährt und eine Küche zur Verfügung stellt, in der man Spaghetti mit Christian-Hoffmann-Soße (Jägersoße mit Pilzen) zubereiten und in dem Esszimmer wie ein nicht stubenreines Kleinkind verschütten kann. Ich habe mich total überfressen (ca. 500 g Nudeln und ein Milchreis fürs carboloading deluxe) und bevor ich platze, haue ich mich zum vorletzten Mal südlich der Alpen aufs Ohr. Christian hat ein Foto von dem lustigen Opa gemacht (womöglich handelt es sich um Beat Föhn – wie sieht Beat Föhn, der in Schwyz irgendeinen Laden hat, eigentlich aus?), und beömmelt sich ordentlich darüber.
#35 Di, 18.09.07 Clusane/Lago d'Iseo, km 3764
Verona – Clusane. 109 km, 21,1 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 25°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: I
Verblüffende Trockenheit
Nach einer stürmischen, aber trockeneen Nacht sitze ich auf dem Campingplatz direkt an einem verlandeten Ufer des Lago d'Iseo.
Dieser Tag begann mit Frühstück mit „perfekten Brötchen“ (Christian) mit Marmelade und Milchkaffee in Verona. Felix hat eine starke Erkältung und kauft mittlerweile fast soviele Taschentücher wie Milch.
Wir verließen Verona, trafen noch das deutsche Ehepaar von gestern und fuhren mit 8 km Umweg (die Verkehrsführung aus dem ansonsten großartigen Verona heraus ist genauso verbesserungswürdig wie die Einfahrt) nach Peschiera del Garda am Südostufer des Sees, dem einzigen Ort seit Zagreb, an dem ich schon mal mit dem Rad gewesen war. Das Wetter war trotz grauenhafter Prognosen gut genug, dass man noch baden konnte. Christian machte schnell noch ein Foto von seinem Rad, „bevor's geklaut wird“ (deutsche Passanten) bzw. bevor es weiter ging ans Südwestufer nach Desanzano zum Penny-Markt und einer ausgiebigen Mittags- und Badepause an der Strandpromenade.
Nach einem kleinen Hügel waren wir bald auch schon zum Nachmittags-Cappuccino in Brescia. Der Wind wehte die Marktstände leer und die Aschenbecher vom Tisch. Es blieb aber bei ein oder zwei Regentropfen, danach riss der Himmel überraschender Weise völlig auf. Gerne kamen wir Felix' Wunsch nach, noch an den Iseo-See zu fahren, wo wir bei starkem Gegenwind aus NW und nach weiterem Verfahren gegen 18.30 Uhr ankamen, unser Zelt ordentlich abspannten und die Campingkartusche von Ioannina endlich mit Sicherheitsabstand zur Kirche einweihten. Eine Passantin wünscht buon appepito. Ich wünsche uns noch buon viaggio und einen buon 19 settembre. Meine Mutter verblüfft dadurch, dass sie per SMS aus Einsiedeln meine Vermutung des Nordföhns und somit ziemlich ekligem Wetter auf der Alpennordseite mit den Worten „Nein, hier heute und bis Sonntag schön“ widerlegt. Das klingt doch nicht schlecht.
#34 Mo, 17.09.07 Verona, km 3655
Lido di Jesolo – Verona. 177 km, 23,0 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 18°C, Regen und Sonne
Team: Christian, Felix, ich. Länder: I
Wenn Länge zählt, war das ziemlich gut
Was für eine Rekordetappe (längste Etappe mit Tourenrad auf einer Etappenfahrt)! In der Nacht tropfte wieder unverhoffter Nieselregen auf die Liegestühle von Jesolo, der aber zum Glück harmlos blieb. Um 7.30 Uhr, als das Hotelpersonal anfing, den Strand zu fegen, brachen wir nach Osten auf, nach der Devise „mindestens Vicenza, aber wahrscheinlich weiter“. Zunächst mussten wir – das war neu – bis 8 Uhr vor einem Supermarkt warten, bis wir uns aufs Sortiment (hier leider auch kein frisches Brot) stürzen durften. Dann ging es auf die Provinzialstraße nach Treviso - unspektakulär, Maisfelder, große landwirtschaftliche Anwesen und immer irgendwelche Marmor- oder Hochzeitsmodengeschäfte; typisch umtriebiges Norditalien, die Heimat von Disagio, Storno, Saldo usw. eben. Es hätte auch irgendwo in Flandern sein können.
In Treviso am Piazza wurde dann stilvoll Cappuccino mit Gazzetta dello Sport getrunken und gewartet, bis es gegen 11 Uhr anfing zu regnen, und zwar richtig heftig. Zum Glück gibt es für solch Fälle in Treviso einen Zeitungskiosk und einen BILLA (ja, mittlerweile auch in Italien!) zum Unterstellen bzw. Brot kaufen. Ein paar Stunden blieb uns der Regen noch treu, dann kam immer mehr die Sonne heraus und wir rasten nach Vicenza. Auch dort gibt es natürlich eine Piazza, wo aber gerade irgend etwas renoviert wurde. Nach einer Stunde Pause fuhren wir an den Weinbergen von Soave weiter nach Verona. Die letzten Kilometer dorthin gerieten wir auf eine Autostraße, auf der der Autoverkehr wegen eines Unfalls stockte, wir aber mit dem Rad gut vorbeikamen. Die Polizei merkte auch, dass wir hier nichts zu suchen hatten; ich einigte mich mit dem Polizisten, an der nächsten Abfahrt, die ohnehin ins Zentrum von Verona führte, abzufahren.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Platz, an dem die berühmte Arena steht, genossen den Anblick und unsere Rekordfahrt für eine Weile, bevor ein deutsches etwas älteres Radwanderehepaar sich zu uns gesellte und mit uns plauderte. Sie waren in 12 Tagen von Donauwörth über den Fern- und Reschenpass nach Verona geradelt, und das mit schätzungsweise 60 Jahren. Chapeau! Den Lance des Tages verdienten sie sich durchs Schenken eines Stadtplans, auf dem auch eine JH eingezeichnet war. Diese liegt herrlich unterhalb eines römischen Theaters und hatte für 16 Euro noch Betten für uns frei.
Geduscht saßen wir kurz nach 21 Uhr bei Pizza und Weinschorle an der Etsch. Bizykles ist erkältet, und morgen soll es noch stärker regnen. Aber das wäre geschafft.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: I
Wenn Länge zählt, war das ziemlich gut
Was für eine Rekordetappe (längste Etappe mit Tourenrad auf einer Etappenfahrt)! In der Nacht tropfte wieder unverhoffter Nieselregen auf die Liegestühle von Jesolo, der aber zum Glück harmlos blieb. Um 7.30 Uhr, als das Hotelpersonal anfing, den Strand zu fegen, brachen wir nach Osten auf, nach der Devise „mindestens Vicenza, aber wahrscheinlich weiter“. Zunächst mussten wir – das war neu – bis 8 Uhr vor einem Supermarkt warten, bis wir uns aufs Sortiment (hier leider auch kein frisches Brot) stürzen durften. Dann ging es auf die Provinzialstraße nach Treviso - unspektakulär, Maisfelder, große landwirtschaftliche Anwesen und immer irgendwelche Marmor- oder Hochzeitsmodengeschäfte; typisch umtriebiges Norditalien, die Heimat von Disagio, Storno, Saldo usw. eben. Es hätte auch irgendwo in Flandern sein können.
In Treviso am Piazza wurde dann stilvoll Cappuccino mit Gazzetta dello Sport getrunken und gewartet, bis es gegen 11 Uhr anfing zu regnen, und zwar richtig heftig. Zum Glück gibt es für solch Fälle in Treviso einen Zeitungskiosk und einen BILLA (ja, mittlerweile auch in Italien!) zum Unterstellen bzw. Brot kaufen. Ein paar Stunden blieb uns der Regen noch treu, dann kam immer mehr die Sonne heraus und wir rasten nach Vicenza. Auch dort gibt es natürlich eine Piazza, wo aber gerade irgend etwas renoviert wurde. Nach einer Stunde Pause fuhren wir an den Weinbergen von Soave weiter nach Verona. Die letzten Kilometer dorthin gerieten wir auf eine Autostraße, auf der der Autoverkehr wegen eines Unfalls stockte, wir aber mit dem Rad gut vorbeikamen. Die Polizei merkte auch, dass wir hier nichts zu suchen hatten; ich einigte mich mit dem Polizisten, an der nächsten Abfahrt, die ohnehin ins Zentrum von Verona führte, abzufahren.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir den Platz, an dem die berühmte Arena steht, genossen den Anblick und unsere Rekordfahrt für eine Weile, bevor ein deutsches etwas älteres Radwanderehepaar sich zu uns gesellte und mit uns plauderte. Sie waren in 12 Tagen von Donauwörth über den Fern- und Reschenpass nach Verona geradelt, und das mit schätzungsweise 60 Jahren. Chapeau! Den Lance des Tages verdienten sie sich durchs Schenken eines Stadtplans, auf dem auch eine JH eingezeichnet war. Diese liegt herrlich unterhalb eines römischen Theaters und hatte für 16 Euro noch Betten für uns frei.
Geduscht saßen wir kurz nach 21 Uhr bei Pizza und Weinschorle an der Etsch. Bizykles ist erkältet, und morgen soll es noch stärker regnen. Aber das wäre geschafft.
#33 So, 16.09.07 Lido di Jesolo, km 3477
Venezia – Lido di Jesolo. 46 km, 22,4 km/h. Schwierigkeit: 1/5. Wetter: 24°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: I
Noch ein Strandtag
Mit 90minütiger Verspätung erreichten wir Venedig, nach einer Nacht, in der man dank stillen Seegang ohne Weiteres auf dem Deck der Sophokles V übernachten konnte. Das Schiff war voller Deutscher und Österreicher, die aussahen wie Helmut Karasek oder der Sänger von Pur. Im Hafen von Venedig angekommen hatte ich Probleme, mein Fahrrad zwischen den Lkws zu finden, Christian schrieb mir aber zum Glück eien SMS, dass ich mich ohnehin auf dem falschen Deck befunden hatte. Wohl dem, der ein Zahlenschloss besitzt und seine Mitfahrer über die Zahlenkombination einweiht, so dass sie das eigene Fahrrad aufschließen können.
In überraschender Hitze schlossen wir unsere Räder an der Piazza Roma ab, da Fahrräder in Venedigs Innenstadt ähnlich unangebracht sind wie Skier. Um 13 Uhr hatten wir unseren Rundgang zum Platz mit den Tauben und der Rialtobrücke mit Pizza, Eis, Obst, Chinesen und afrikanischen Ramschverkäufern hinter uns und beratschlagten, was wir mit dem Rest des 2. Ruhetags in Serie nun anstellen sollten.
Wir entschieden uns, noch 46 km an den Strand von Jesolo zu fahren, da die Fähre zum Lido von Venedig mindestens 6 Euro pro Person gekostet hätte. So kamen wir in den Genuss eines perfekten Sandstrands und eines sehr germanisierten Badeorts. Morgen müssen wir das zwar alles wieder zurückradeln, aber jetzt nach Griechenland Respekt vor der Po-Ebene zu kriegen, wäre ja etwas absurd. Wir schaffen das schon.
Das Abendessen war gut, wenn auch mit zu kleinen Portionen. Die Nacht verbringen wir auf von einem Hotel (wenn auch sicherlich eigentlich nicht für uns) zur Verfügung gestellten Liegestühlen am Strand.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: I
Noch ein Strandtag
Mit 90minütiger Verspätung erreichten wir Venedig, nach einer Nacht, in der man dank stillen Seegang ohne Weiteres auf dem Deck der Sophokles V übernachten konnte. Das Schiff war voller Deutscher und Österreicher, die aussahen wie Helmut Karasek oder der Sänger von Pur. Im Hafen von Venedig angekommen hatte ich Probleme, mein Fahrrad zwischen den Lkws zu finden, Christian schrieb mir aber zum Glück eien SMS, dass ich mich ohnehin auf dem falschen Deck befunden hatte. Wohl dem, der ein Zahlenschloss besitzt und seine Mitfahrer über die Zahlenkombination einweiht, so dass sie das eigene Fahrrad aufschließen können.
In überraschender Hitze schlossen wir unsere Räder an der Piazza Roma ab, da Fahrräder in Venedigs Innenstadt ähnlich unangebracht sind wie Skier. Um 13 Uhr hatten wir unseren Rundgang zum Platz mit den Tauben und der Rialtobrücke mit Pizza, Eis, Obst, Chinesen und afrikanischen Ramschverkäufern hinter uns und beratschlagten, was wir mit dem Rest des 2. Ruhetags in Serie nun anstellen sollten.
Wir entschieden uns, noch 46 km an den Strand von Jesolo zu fahren, da die Fähre zum Lido von Venedig mindestens 6 Euro pro Person gekostet hätte. So kamen wir in den Genuss eines perfekten Sandstrands und eines sehr germanisierten Badeorts. Morgen müssen wir das zwar alles wieder zurückradeln, aber jetzt nach Griechenland Respekt vor der Po-Ebene zu kriegen, wäre ja etwas absurd. Wir schaffen das schon.
Das Abendessen war gut, wenn auch mit zu kleinen Portionen. Die Nacht verbringen wir auf von einem Hotel (wenn auch sicherlich eigentlich nicht für uns) zur Verfügung gestellten Liegestühlen am Strand.
#32 Fr, 14.09.07 Fähre Igoumenitsa-Venedig, km 3431
Mikro Peristeri - Igoumenitsa. 134 km, 20,0 km/h. Schwierigkeit: 6/6. Wetter: 25°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
... heißt das noch lange nicht, dass es nur bergab geht
Mittlerweile sitzen wir auf der Fähre nach Venedig. Tickets zu kriegen war kein Problem, obwohl die Fähre rappelvoll ist. 40 Euro kostet der Spaß für bis zu 26jährige (hehe), 50 Euro für Felix und Christian.
Vorher gab es ein ständiges Auf und Ab, von dem vor allem das Auf irgendwann auch nervte. Insgesamt kamen wir laut Google Earth auf unglaubliche 2600 Höhenmeter. Obwohl man eigentlich eine Straße einfach nur im Flusstal bis an die Adria hätte bauen können, freuen sich die Griechen anscheinend daran, für vollbepackte Tourenradler immer wieder unerwartete Bergwertungen und vor dem Ruhetag noch eine Rekordetappe einzubauen. Es war teilweise auch wieder zu heiß.
Erwähnenswert ist weiterhin, dass die Flughafenstadt Ioannina am schönen gleichnamigen See die höchste Supermarktdichte aller Zweiten besitzt, dass wir alle dank Christians akribischer Suche einen Griechenland-Aufkleber besitzen (nach 843 km Hellas haben wir uns den genauso verdient wie die letzten zwei Gyros-Pita) und direkt am kiesigen Ufer (Strand wäre hier wohl ein Euphemismus) von Igoumenitsa übernachtet haben.
Auf der Fähre lümmeln sich ziemlich viele Backpacker, Christian und Felix trinken im Minutentakt selbst zubereiteten Frappé, Felix isst wie immer tonnenweise Cornflakes und freut sich über Ketchup- und Senfspender, mit denen er seine Zwiebelsandwiches verfeinern kann. Morgen sind wir in Venedig und wohl am Wochenende in der Schweiz.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
... heißt das noch lange nicht, dass es nur bergab geht
Mittlerweile sitzen wir auf der Fähre nach Venedig. Tickets zu kriegen war kein Problem, obwohl die Fähre rappelvoll ist. 40 Euro kostet der Spaß für bis zu 26jährige (hehe), 50 Euro für Felix und Christian.
Vorher gab es ein ständiges Auf und Ab, von dem vor allem das Auf irgendwann auch nervte. Insgesamt kamen wir laut Google Earth auf unglaubliche 2600 Höhenmeter. Obwohl man eigentlich eine Straße einfach nur im Flusstal bis an die Adria hätte bauen können, freuen sich die Griechen anscheinend daran, für vollbepackte Tourenradler immer wieder unerwartete Bergwertungen und vor dem Ruhetag noch eine Rekordetappe einzubauen. Es war teilweise auch wieder zu heiß.
Erwähnenswert ist weiterhin, dass die Flughafenstadt Ioannina am schönen gleichnamigen See die höchste Supermarktdichte aller Zweiten besitzt, dass wir alle dank Christians akribischer Suche einen Griechenland-Aufkleber besitzen (nach 843 km Hellas haben wir uns den genauso verdient wie die letzten zwei Gyros-Pita) und direkt am kiesigen Ufer (Strand wäre hier wohl ein Euphemismus) von Igoumenitsa übernachtet haben.
Auf der Fähre lümmeln sich ziemlich viele Backpacker, Christian und Felix trinken im Minutentakt selbst zubereiteten Frappé, Felix isst wie immer tonnenweise Cornflakes und freut sich über Ketchup- und Senfspender, mit denen er seine Zwiebelsandwiches verfeinern kann. Morgen sind wir in Venedig und wohl am Wochenende in der Schweiz.
#31 Do, 13.09.07 Mikro Peristeri, km 3297
Krania Elassonas – Mikro Peristeri. 128 km, 18,0 km/h. Schwierigkeit: 6/6. Wetter: 22°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Bizykles entschwindet mittels einer List hinfort
Auch wenn das wie Angeberei klingt, war heute wieder einer der Tage, an denen wir viel weiter gekommen sind als gedacht. Nach einer Nacht mit nervigem Hundegebell (ich: „Was verspricht sich der Hund eigentlich davon, wenn er bellt?“ Christian: „Vielleicht denkt er, er könne das Zelt wegbellen“) war es recht kalt und windig am morgen, doch bald wich dieser Wind herrlichem Hochdruckwetter und strahlendem Sonnenschein wie von Christian Wettervogel vorausgesagt.
Erst ging es von Deskati, wo uns ein alter Mann mit Sense noch „Auf geht's“ (ja, auf deutsch!) zugerufen hatte, stetig bergab Richtung Kalambaka. Nennt uns Kulturbanausen, doch an der Abzweigung mit den Obstverkäufern, entschieden wir uns gegen 10 km Anstieg zum Kloster von Meteora und für die sofortige Besteigung des 1800-m-Passes.
Es ging stetig bergauf zu einem kleinen Restaurant, wo Christian den lang ersehnten Pasta-Teller fand. Den konnte er auf 18 km Abfahrt über eine frisch geteerte Straße (Schaden am Reifen wurden behoben und klebende Steinchen sind durchs Fahren einfach abgangen) verdauen. Danach ging es für ca. 20 km stetig mit ca. 7 % bergauf. Bizykles Harting konnte sich gleich absetzen und fuhr auf dem Pass 16 Minuten auf Christian und mich heraus. Dort hielt auch ein französischer Motorradfahrer an und erklärte sich bereit, ein Foto von uns zu machen. Dabei stellte die gewagte Frage, was das denn für eine Flagge an unserem Fahrrad sei. Wir antworteten: „Griechenland“, er erwidete „aha“ und verabschiedete sich freundlich. Naja, reicht ja, wenn er die französische Fahne kennt, alle anderen Länder sind ja nicht so wichtig.
Nach einer weiteren Pause auf der Abfahrt in Metsovo erreichten wir Mikro Peristeri, einen kleinen Ort, wo wir in einer kleinen Kneipe eine sehr nette deutsch sprechende Gastwirtin trafen. Sie bereitete uns Steaks zu und sagte, wir könnten entweder in der Kirche oder in ihrem Garten zu schlafen. Wir entschieden uns für Letzteres. Dazu ertönt griechische Musik und wir können Wahlprognosen im Fernsehen gucken. Ich muss immer an meinen Griechischlehrer Herrn Bandur und somit an absurde griechische Sagen, Vokabeltests und völlig altmodische Übersetzungen denken.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Bizykles entschwindet mittels einer List hinfort
Auch wenn das wie Angeberei klingt, war heute wieder einer der Tage, an denen wir viel weiter gekommen sind als gedacht. Nach einer Nacht mit nervigem Hundegebell (ich: „Was verspricht sich der Hund eigentlich davon, wenn er bellt?“ Christian: „Vielleicht denkt er, er könne das Zelt wegbellen“) war es recht kalt und windig am morgen, doch bald wich dieser Wind herrlichem Hochdruckwetter und strahlendem Sonnenschein wie von Christian Wettervogel vorausgesagt.
Erst ging es von Deskati, wo uns ein alter Mann mit Sense noch „Auf geht's“ (ja, auf deutsch!) zugerufen hatte, stetig bergab Richtung Kalambaka. Nennt uns Kulturbanausen, doch an der Abzweigung mit den Obstverkäufern, entschieden wir uns gegen 10 km Anstieg zum Kloster von Meteora und für die sofortige Besteigung des 1800-m-Passes.
Es ging stetig bergauf zu einem kleinen Restaurant, wo Christian den lang ersehnten Pasta-Teller fand. Den konnte er auf 18 km Abfahrt über eine frisch geteerte Straße (Schaden am Reifen wurden behoben und klebende Steinchen sind durchs Fahren einfach abgangen) verdauen. Danach ging es für ca. 20 km stetig mit ca. 7 % bergauf. Bizykles Harting konnte sich gleich absetzen und fuhr auf dem Pass 16 Minuten auf Christian und mich heraus. Dort hielt auch ein französischer Motorradfahrer an und erklärte sich bereit, ein Foto von uns zu machen. Dabei stellte die gewagte Frage, was das denn für eine Flagge an unserem Fahrrad sei. Wir antworteten: „Griechenland“, er erwidete „aha“ und verabschiedete sich freundlich. Naja, reicht ja, wenn er die französische Fahne kennt, alle anderen Länder sind ja nicht so wichtig.
Nach einer weiteren Pause auf der Abfahrt in Metsovo erreichten wir Mikro Peristeri, einen kleinen Ort, wo wir in einer kleinen Kneipe eine sehr nette deutsch sprechende Gastwirtin trafen. Sie bereitete uns Steaks zu und sagte, wir könnten entweder in der Kirche oder in ihrem Garten zu schlafen. Wir entschieden uns für Letzteres. Dazu ertönt griechische Musik und wir können Wahlprognosen im Fernsehen gucken. Ich muss immer an meinen Griechischlehrer Herrn Bandur und somit an absurde griechische Sagen, Vokabeltests und völlig altmodische Übersetzungen denken.
#30 Mi, 12.09.07 Krania Elassonas, km 3168
Makrygialos – Krania Elassonas. 124 km, 19,0 km/h. Schwierigkeit: 4/5. Wetter: 21°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Höhenmeter ohne Brot
Herrlich idyllisch und ruhig ist es im griechischen Hinterland. Beim Lidl von Katerini verließen wir die küstennahe Straße und machten allmählich Höhenmeter. Hinter der Abzweigung nach Petra stieg die Straße mal um 10% an. Nach 56 km waren wir im einzigen nennenswerten Ort, dem verschlafenen Agios Dimitrios, und versperrten auf dem Dorfplatz. Felix' Suche nach einem Bäcker blieb erfolglos. Griechenland ist definitiv kein Brotland. Dafür erstand er aber eine Wurst für 60 Cent.
Mit knarrenden und kollektiv miserabel eingestellten Schaltungen kletterten wir durch die alpenpassähnliche Landschaft und erreichten nach einer rasanten Abfahrt mit nervigen Hunden Elassona. Im Supermarkt gab es zwar Lucozade und Eiskaffee, aber auch kein frisches Brot.
Wir entscheiden uns, da es erst 16 Uhr und wir erst bei km 92 waren, noch weiter nach Westen zu fahren. Ab km 110 stieg die Straße für noch einmal derart an, dass wir auf diesem Abschnitt kaum über die 10 km/h kamen. Hinter der Abfahrt an ein paar Schafherden vorbei fanden wir einen lauschigen Schlafpaltz und aßen absurd belegte Sandwiches. Felix fährt seit neuestem in Unterhose, weil die Hose wohl auch irgendwann mal vom Gepäckträger gefallen ist.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Höhenmeter ohne Brot
Herrlich idyllisch und ruhig ist es im griechischen Hinterland. Beim Lidl von Katerini verließen wir die küstennahe Straße und machten allmählich Höhenmeter. Hinter der Abzweigung nach Petra stieg die Straße mal um 10% an. Nach 56 km waren wir im einzigen nennenswerten Ort, dem verschlafenen Agios Dimitrios, und versperrten auf dem Dorfplatz. Felix' Suche nach einem Bäcker blieb erfolglos. Griechenland ist definitiv kein Brotland. Dafür erstand er aber eine Wurst für 60 Cent.
Mit knarrenden und kollektiv miserabel eingestellten Schaltungen kletterten wir durch die alpenpassähnliche Landschaft und erreichten nach einer rasanten Abfahrt mit nervigen Hunden Elassona. Im Supermarkt gab es zwar Lucozade und Eiskaffee, aber auch kein frisches Brot.
Wir entscheiden uns, da es erst 16 Uhr und wir erst bei km 92 waren, noch weiter nach Westen zu fahren. Ab km 110 stieg die Straße für noch einmal derart an, dass wir auf diesem Abschnitt kaum über die 10 km/h kamen. Hinter der Abfahrt an ein paar Schafherden vorbei fanden wir einen lauschigen Schlafpaltz und aßen absurd belegte Sandwiches. Felix fährt seit neuestem in Unterhose, weil die Hose wohl auch irgendwann mal vom Gepäckträger gefallen ist.
#29 Di, 11.09.07 Makrygialos, km 3044
Thessaloniki - Makrygialos. 58 km, 20,3 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 25°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Kostas
Leichte Regentropfen auf mein Zelt auf einer Wiese landeinwärts vom zweitklassigen Badeort Makrygialos haben mich gerade geweckt. Und das, obwohl Wetteronline eigentlich schon wieder eine woche strahlenden Sonnenscheins vorausgesagt hatte. Der Regen kommt außer in Slowenien immer dann, wenn man nicht mit ihm rechnet, und wenn man mit ihm rechnet, dann kommt er nicht. Nun ja.
Zuvor hatten wir Thessaloniki um 13 Uhr auf der Autobahn verlassen. Nach 42 km fuhren wir ab nach Eginios, legten uns in die Sonne und wurden wir von einem Griechen, zur Abwechslung mal auf Griechisch, zugelabert. Wir antworteten: „podilato, podilato“. Die Landstraße nach Katerini verlief mit starkem Gegenwind und Steigungen nach Süden, und wir fuhren wie geplant bald an den Strand ab. Bei etwas frischen Wasser- und Lufttemparaturen badeten Felix und ich, Christian behob seinen Platten (jaja, beim Schwalbe Marathon fährt sich vielleicht das Profil weniger ab, aber gegen Heftzwecken ist er genauso wie gegen Rosendornen nicht gefeit), und schließlich kehrten wir in der Taverne Christos ein.
Dort saß Kostas, ein ca. 40jähriger Grieche in rosa Lacosta-Polohemd, bei einem Aperitif draußen und winkte uns fröhlich herein. Sodann spendierte er uns zwei Flaschen Retsina, die er unter dem Ausstoß einer merklichen Alkoholfahne zur Hälfte gekonnt neben die Gläser goss und erzählte uns in gebrochenem Deutsch von Gott und der Welt. Apropos Fahne: Alle Parteien, auch die PASOK auf unserer Fahne, seien unfähig und böse. Obwohl das am Anfang sehr amüsant, Gyros Pitta und Bier sehr preisgünstig und der Wein tatsächlich auf seine Rechnung gegangen waren, waren wir am Ende doch froh, gehen zu dürfen.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Kostas
Leichte Regentropfen auf mein Zelt auf einer Wiese landeinwärts vom zweitklassigen Badeort Makrygialos haben mich gerade geweckt. Und das, obwohl Wetteronline eigentlich schon wieder eine woche strahlenden Sonnenscheins vorausgesagt hatte. Der Regen kommt außer in Slowenien immer dann, wenn man nicht mit ihm rechnet, und wenn man mit ihm rechnet, dann kommt er nicht. Nun ja.
Zuvor hatten wir Thessaloniki um 13 Uhr auf der Autobahn verlassen. Nach 42 km fuhren wir ab nach Eginios, legten uns in die Sonne und wurden wir von einem Griechen, zur Abwechslung mal auf Griechisch, zugelabert. Wir antworteten: „podilato, podilato“. Die Landstraße nach Katerini verlief mit starkem Gegenwind und Steigungen nach Süden, und wir fuhren wie geplant bald an den Strand ab. Bei etwas frischen Wasser- und Lufttemparaturen badeten Felix und ich, Christian behob seinen Platten (jaja, beim Schwalbe Marathon fährt sich vielleicht das Profil weniger ab, aber gegen Heftzwecken ist er genauso wie gegen Rosendornen nicht gefeit), und schließlich kehrten wir in der Taverne Christos ein.
Dort saß Kostas, ein ca. 40jähriger Grieche in rosa Lacosta-Polohemd, bei einem Aperitif draußen und winkte uns fröhlich herein. Sodann spendierte er uns zwei Flaschen Retsina, die er unter dem Ausstoß einer merklichen Alkoholfahne zur Hälfte gekonnt neben die Gläser goss und erzählte uns in gebrochenem Deutsch von Gott und der Welt. Apropos Fahne: Alle Parteien, auch die PASOK auf unserer Fahne, seien unfähig und böse. Obwohl das am Anfang sehr amüsant, Gyros Pitta und Bier sehr preisgünstig und der Wein tatsächlich auf seine Rechnung gegangen waren, waren wir am Ende doch froh, gehen zu dürfen.
#28 Mo, 10.09.07 Thessaloniki, km 2985
Touzla - Thessaloniki. 118 km, 21,3 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 25°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
The best things in life are free, alles andere ist sehr teuer hier
Wir haben es nach Thessaloniki geschafft, auch ohne großes Ritzel und großen Zahnkranz. Ein junger Mann in einem Babyfahrradgeschäft baute mir in Thessaloniki eine neue Führung für meine Schaltseile ein. Daran hatte es gelegen: Beide Plastikteile der Führung waren irgendwo verloren gegangen, wodurch die Schaltseile eingeknickt waren. Eine Bezahlung wollte er für diese halbstündige Aktion und das Material nicht haben, zumal er seiner Ansicht nach gar kein Mechaniker war. Die Schaltung musste ich danach zwar selber einstellen, da der Herr als Heilmittel dafür nur ein
Teflon-Spray wusste. Trotzdem nicht schlecht!
Dass die Fahrt nach Thessaloniki auch mit einem 14-Gang-Fahrrad möglich war, war dem relativ anspruchlosen Profil der Etappe zu verdanken. Es ging wieder teils auf der Autobahn und teils auf der Nationalstraße 2 am Volvi-See nach Westen. Vor Thessaloniki dann muss man wieder auf die Autobahn, um über einen Pass zu fahren, an dem praktischerweise an der Steigung die rechte Spur in der Nachmittagshitze neu geteert wurde.
In Thessaloniki suchte ich dann nach der erhofften Reparaturmöglichkeit (in dem ersten Laden wollte man mir nicht helfen und der zweite hatte bis 17.30 Uhr Mittagspause) und Christian und Felix ein Hostel. In der etwas spartanischen bis schäbigen Jugendherberge sind auch zwei Brüder aus Thüringen, einer davon auch mit Koga-Miyata-Rad, die gerade Dubrovnik – Thessaloniki durch Albanien, den Kosovo und Makedonien gefahren waren und natürlich auch viel von Gastfreundschaft, aufdringlichen Hunden und Kindern zu erzählen hatten, sowie ein Stuttgarter Inter-Railer. Wir gingen Bier für 4,50 Euro trinken – Wahnsinn. Die Schweiz ist ein Billigland dagegen. Dafür besitzen wir alle Fahnen von Griechenland und der Linkspartei, die nach einer politischen Großveranstaltung im Zaun am Hafen steckten.
#27 So, 09.09.07 Touzla, km 2867
Egiros - Touzla. 161 km, 22,2 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 21°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Robert ist weg, dafür sind Schaltprobleme da
Wir sitzen auf einem Campingplatz „Alexandra“ an der griechischen Küste. Eine Seniorengruppe, von denen eine Frau uns gerade ungefragt noch einen Schaschlikspieß geschenkt hat, guckt eine DVD, nachdem sie einen Tisch weiter Bifteki und Salat gegessen hat. Sonst ist der Campingplatz wohl für Kinder, aber seit dem 22.8. sind die Kinder alle weg und wir dürften uns in ihre Zelte legen.
Vorher hat sich der eifrige Robert von uns getrennt, da er nach einem nicht ganz durchschaubaren Plan so fahren will, dass er am 20.9. wieder in Frankfurt ist. 130 km am Tag sind wohl nicht genug ... Wir, die „Lüttich-Gruppe“, ließen es zu dritt bei 24 km/h durchs flache Land ruhig angehen, rollten an orthodoxen Kirchen mit Gesang vorbei durch Xanthi und in einem Dorf dahinter zu einer Predigt eines Lokalpolitikers. Nächstes Wochenende sind nämlich Wahlen in Griechenland. Die Supermärkte sind wie bei uns sonntags geschlossen, aber Tanken mit bescheidenem Sortiment (im Optimalfall Kaffee zu horrenden Preisen) haben offen. Viele Leute sprechen Deutsch, ansonsten erklären sie mit Händen und Füßen, was Fahrrad auf Griechisch heißt („podilato!“) und erzählen Geschichten von Australien. Mehr habe ich nicht verstanden. Felix „Bizykles“ fallen oft diverse Sachen vom Gepäckträger.
Sehr schön bleibt Kavala bei km 100 in Erinnerung. Dort machten wir eine Strandpause. Danach fing meine Schaltung völlig an zu spinnen. Erst schaltete sie nicht auf die größten Ritzel hinten, dann drehte Christian wohl in Hoffnung auf Besserung an dem Rad meines Schaltwerks, und daraufhin ließ sich auch nicht mehr aufs große Kettenblatt schalten. Auch nach 30 Minuten verzweifeltem Rumgeschraube an allen möglichen Stellschrauben gelang es mir nicht, vorne hochzuschalten. Egal, wir fuhren noch 40 km an diesem wunderbaren Sonntag (ausnahmsweise mal kein Sonntagsregen), Christian hielt vorne 30er-Schnitt, und wir fuhren zu besagtem Camp Alexandra an die Küste ab. Dort war es etwas leer, aber eine reizende Griechin machte uns Campingplatz und Bifteki klar. Jetzt duschen und morgen hoffen, dass es in Thessaloniki einen guten Fahrraddoktor gibt.
Team: Christian, Felix, ich. Länder: GR
Robert ist weg, dafür sind Schaltprobleme da
Wir sitzen auf einem Campingplatz „Alexandra“ an der griechischen Küste. Eine Seniorengruppe, von denen eine Frau uns gerade ungefragt noch einen Schaschlikspieß geschenkt hat, guckt eine DVD, nachdem sie einen Tisch weiter Bifteki und Salat gegessen hat. Sonst ist der Campingplatz wohl für Kinder, aber seit dem 22.8. sind die Kinder alle weg und wir dürften uns in ihre Zelte legen.
Vorher hat sich der eifrige Robert von uns getrennt, da er nach einem nicht ganz durchschaubaren Plan so fahren will, dass er am 20.9. wieder in Frankfurt ist. 130 km am Tag sind wohl nicht genug ... Wir, die „Lüttich-Gruppe“, ließen es zu dritt bei 24 km/h durchs flache Land ruhig angehen, rollten an orthodoxen Kirchen mit Gesang vorbei durch Xanthi und in einem Dorf dahinter zu einer Predigt eines Lokalpolitikers. Nächstes Wochenende sind nämlich Wahlen in Griechenland. Die Supermärkte sind wie bei uns sonntags geschlossen, aber Tanken mit bescheidenem Sortiment (im Optimalfall Kaffee zu horrenden Preisen) haben offen. Viele Leute sprechen Deutsch, ansonsten erklären sie mit Händen und Füßen, was Fahrrad auf Griechisch heißt („podilato!“) und erzählen Geschichten von Australien. Mehr habe ich nicht verstanden. Felix „Bizykles“ fallen oft diverse Sachen vom Gepäckträger.
Sehr schön bleibt Kavala bei km 100 in Erinnerung. Dort machten wir eine Strandpause. Danach fing meine Schaltung völlig an zu spinnen. Erst schaltete sie nicht auf die größten Ritzel hinten, dann drehte Christian wohl in Hoffnung auf Besserung an dem Rad meines Schaltwerks, und daraufhin ließ sich auch nicht mehr aufs große Kettenblatt schalten. Auch nach 30 Minuten verzweifeltem Rumgeschraube an allen möglichen Stellschrauben gelang es mir nicht, vorne hochzuschalten. Egal, wir fuhren noch 40 km an diesem wunderbaren Sonntag (ausnahmsweise mal kein Sonntagsregen), Christian hielt vorne 30er-Schnitt, und wir fuhren zu besagtem Camp Alexandra an die Küste ab. Dort war es etwas leer, aber eine reizende Griechin machte uns Campingplatz und Bifteki klar. Jetzt duschen und morgen hoffen, dass es in Thessaloniki einen guten Fahrraddoktor gibt.
#26 Sa, 08.09.07 Egiros b. Komotini, km 2706
Ipsala - Egiros. 123 km, 20,7 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 21°C, heiter bis wolkig. Team: Christian, Felix, Robert, ich. Länder: TR/GR
Man spricht deutsch und radelt am besten auf Autobahnen
Auch wenn wir am Anfang so gut wie gar nicht vorangekommen sind, haben wir unser geplantes Ziel Komotini dennoch übertreffen können.
Zunächst stellte Robert noch in der Türkei fest, dass es allerhöchste Eisenbahn sei, mal den Hinterreifen zu wechseln. Der Draht sagte schon Merhaba bzw. Kalimera. Als er das an der Grenze tat, brach ungeschickterweise eine Speiche. Wir reisten bei kühlem Nordwind aus der Türkei aus (Grenze wird von Rekruten bewacht) und wieder in die EU ein. Unsere schöne Europastraße wurde in Griechenland gleich zur Autobahn. Erst fuhren wir auf der Suche nach einer Fahrradwerkstatt über Landstraßen. Bereits in Peres, dem zweiten Dorf, wurden wir fündig. Dort trafen wir einen etwa gleich alten und doppelt so fülligen deutsch sprechenden Altersgenossen, dessen Yamaha-Laden aber keine Speichen besaß. Also machten wir nur Fotos von uns auf Landmaschinen und Motorrädern. Wir fuhren weiter an der ägäischen Küste entlang nach Alexandropouli, wo wir beim Lidl feststellten, dass das Preisniveau ca. doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Dafür fanden wir einen kompetenten Radladen, der Roberts Laufrad zentrierte und eine neue Speiche einbaute. Am vierten Geldautomaten konnte man auch die ersten Euro seit Slowenien abheben.
Die Leute waren schon deutlich entspannter und unhektischer als in der Türkei. Gehupt wurde kaum noch. Da es keine wirkliche Alternative gab und der deutsche Fernradler, den wir bei der Einfahrt nach Istanbul getroffen hatten, ja Ähnliches erzählt hatte, fuhren wir nun für ca. 50 km auf der wirklich perfekt für unsere Zwecke geeigneten Autobahn (wenig Steigungen, sehr wenig Verkehr, riesiger Seitenstreifen) durch eine vom Waldbrand gezeichnete Landschaft nach Komotini.
Auf der Suche nach Gyros trafen wir in einer verdunkelten Spielhölle eine alte Frau, die uns wiederum deutsch sprechend bei der Hand nahm und uns zu einer Gyrosbude führte, wo eine wiederum deutsch sprechende Frau uns ein Kurzreferat über die Produktpaltte (Gyros, Schaschlik, Würstchen, Döner, Pommes) ihres Imbisses aufklärte.
Mit je einem Gyros-Pita (das einzige, was nicht teurer ist als in Deutschland) im Bauch fuhren wir zum nächsten Lidl und von dort weiter in den Sonnenuntergang, bauten unsere Zelte in der Nähe eines Baumwollfeldes auf, genossen das erste Vollkornbrot mit Tomatenmark und Käse sowie Ouzo. Die Samstagnacht verlief sehr ruhig.
Man spricht deutsch und radelt am besten auf Autobahnen
Auch wenn wir am Anfang so gut wie gar nicht vorangekommen sind, haben wir unser geplantes Ziel Komotini dennoch übertreffen können.
Zunächst stellte Robert noch in der Türkei fest, dass es allerhöchste Eisenbahn sei, mal den Hinterreifen zu wechseln. Der Draht sagte schon Merhaba bzw. Kalimera. Als er das an der Grenze tat, brach ungeschickterweise eine Speiche. Wir reisten bei kühlem Nordwind aus der Türkei aus (Grenze wird von Rekruten bewacht) und wieder in die EU ein. Unsere schöne Europastraße wurde in Griechenland gleich zur Autobahn. Erst fuhren wir auf der Suche nach einer Fahrradwerkstatt über Landstraßen. Bereits in Peres, dem zweiten Dorf, wurden wir fündig. Dort trafen wir einen etwa gleich alten und doppelt so fülligen deutsch sprechenden Altersgenossen, dessen Yamaha-Laden aber keine Speichen besaß. Also machten wir nur Fotos von uns auf Landmaschinen und Motorrädern. Wir fuhren weiter an der ägäischen Küste entlang nach Alexandropouli, wo wir beim Lidl feststellten, dass das Preisniveau ca. doppelt so hoch ist wie in Deutschland. Dafür fanden wir einen kompetenten Radladen, der Roberts Laufrad zentrierte und eine neue Speiche einbaute. Am vierten Geldautomaten konnte man auch die ersten Euro seit Slowenien abheben.
Die Leute waren schon deutlich entspannter und unhektischer als in der Türkei. Gehupt wurde kaum noch. Da es keine wirkliche Alternative gab und der deutsche Fernradler, den wir bei der Einfahrt nach Istanbul getroffen hatten, ja Ähnliches erzählt hatte, fuhren wir nun für ca. 50 km auf der wirklich perfekt für unsere Zwecke geeigneten Autobahn (wenig Steigungen, sehr wenig Verkehr, riesiger Seitenstreifen) durch eine vom Waldbrand gezeichnete Landschaft nach Komotini.
Auf der Suche nach Gyros trafen wir in einer verdunkelten Spielhölle eine alte Frau, die uns wiederum deutsch sprechend bei der Hand nahm und uns zu einer Gyrosbude führte, wo eine wiederum deutsch sprechende Frau uns ein Kurzreferat über die Produktpaltte (Gyros, Schaschlik, Würstchen, Döner, Pommes) ihres Imbisses aufklärte.
Mit je einem Gyros-Pita (das einzige, was nicht teurer ist als in Deutschland) im Bauch fuhren wir zum nächsten Lidl und von dort weiter in den Sonnenuntergang, bauten unsere Zelte in der Nähe eines Baumwollfeldes auf, genossen das erste Vollkornbrot mit Tomatenmark und Käse sowie Ouzo. Die Samstagnacht verlief sehr ruhig.
#25 Fr, 07.09.07 Ipsala, km 2582
Sahin - Ipsala. 143 km, 23,2 km/h. Schwierigkeit: 3/6. Wetter: 25°C, wolkig
Team: Christian, Felix, Robert, ich. Länder: TR
Schneller als der Regen
Der heutige Tag begann und endete mit Regen. Zeitgleich mit dem Ruf des Muezzins kurz vor Sonnenaufgang weckten uns die ersten Regentropfen am Strand von Sahin. Schließlich baute ich das Zelt auf, um nicht völlig nasszuregnen. Als Konsequenz ist es jetzt ziemlich versandet.
Wieder unterwegs, wurde das Wetter kontinuierlich besser, genauso Christians Magenprobleme. Die Europastraße war weiter sehr angenehm zu fahren, auch wegen eines Quasi-Fahrradwegs in Form eines großzügigen Seitenstreifens. Nach ein paar Pausen, u.a. in Supermärkten ohne Zufahrt, verließen wir und die E 84 das Marmara-Meer und stiegen kontinuierlich an ins Landesinnere. Das Profil blieb wellig, da die Straße fast schnurgerade verlief und wieder keine Bogen um die Topographie machte. Dank eines kräftigen Nordostwinds kamen wir trotzdem auf einen Schnitt von 23 km/h. An einer Tanke fiel Felix, der sich schon am ersten Tag vom Radeln und Vor-Tankstellen-In-der-Sonne-Scheintot-auf-dem-Asphalt-Liegen einen kräften Sonnenbrand „eingehandelt“ (Robert) hatte, auf, dass an seinem Fahrrad eine Schraube locker war. Das interessierte Tankstellenpersonal flickte das Ganze flink mit einem Draht und verdiente sich dafür den Lance des Tages.
Nach einer weiteren Abfahrt waren wir auch schon Ipsala, von wo aus es nur noch 6 km zur Grenze nach „Yunanistan“ (Griechenland) sind. Weil wir gerade an einer Pension vorbei fuhren und keinen Campingplatz fanden, fragten wir nach dem Preis, und für rund 15 Lire kamen wir ins Geschäft. Es handelt sich, soweit ich des Türkischen mächtig bin, um eine Art Studentenwohnheim, wo wir ein Super-4er-Zimer haben. Kurz danaach hatten wir insofern ein großartiges Erlebnis, als es kurz nach dem Beziehen des Zimmers überraschend sintflutartig begann zu regnen. Das kann es ja ruhig – wir haben unser Bettchen und morgen geht's nach Hellas.
Am Abend verspeisten wir noch einen opulenten und zeremonienartig servierten Döner- und Yufka-Teller mit Tee in dem lokalen Kebap-Salon, wo man wieder nicht erfuhr, wie teuer es werden würde. In den Supermärkten gibt es wenig Käse und weder Müllermilch, obwohl ein Ü drin ist, noch Milchreis!
Team: Christian, Felix, Robert, ich. Länder: TR
Schneller als der Regen
Der heutige Tag begann und endete mit Regen. Zeitgleich mit dem Ruf des Muezzins kurz vor Sonnenaufgang weckten uns die ersten Regentropfen am Strand von Sahin. Schließlich baute ich das Zelt auf, um nicht völlig nasszuregnen. Als Konsequenz ist es jetzt ziemlich versandet.
Wieder unterwegs, wurde das Wetter kontinuierlich besser, genauso Christians Magenprobleme. Die Europastraße war weiter sehr angenehm zu fahren, auch wegen eines Quasi-Fahrradwegs in Form eines großzügigen Seitenstreifens. Nach ein paar Pausen, u.a. in Supermärkten ohne Zufahrt, verließen wir und die E 84 das Marmara-Meer und stiegen kontinuierlich an ins Landesinnere. Das Profil blieb wellig, da die Straße fast schnurgerade verlief und wieder keine Bogen um die Topographie machte. Dank eines kräftigen Nordostwinds kamen wir trotzdem auf einen Schnitt von 23 km/h. An einer Tanke fiel Felix, der sich schon am ersten Tag vom Radeln und Vor-Tankstellen-In-der-Sonne-Scheintot-auf-dem-Asphalt-Liegen einen kräften Sonnenbrand „eingehandelt“ (Robert) hatte, auf, dass an seinem Fahrrad eine Schraube locker war. Das interessierte Tankstellenpersonal flickte das Ganze flink mit einem Draht und verdiente sich dafür den Lance des Tages.
Nach einer weiteren Abfahrt waren wir auch schon Ipsala, von wo aus es nur noch 6 km zur Grenze nach „Yunanistan“ (Griechenland) sind. Weil wir gerade an einer Pension vorbei fuhren und keinen Campingplatz fanden, fragten wir nach dem Preis, und für rund 15 Lire kamen wir ins Geschäft. Es handelt sich, soweit ich des Türkischen mächtig bin, um eine Art Studentenwohnheim, wo wir ein Super-4er-Zimer haben. Kurz danaach hatten wir insofern ein großartiges Erlebnis, als es kurz nach dem Beziehen des Zimmers überraschend sintflutartig begann zu regnen. Das kann es ja ruhig – wir haben unser Bettchen und morgen geht's nach Hellas.
Am Abend verspeisten wir noch einen opulenten und zeremonienartig servierten Döner- und Yufka-Teller mit Tee in dem lokalen Kebap-Salon, wo man wieder nicht erfuhr, wie teuer es werden würde. In den Supermärkten gibt es wenig Käse und weder Müllermilch, obwohl ein Ü drin ist, noch Milchreis!
#24 Do, 06.09.07 Sahin bei Marmaraeglisi, km 2439
Istanbul - Sahin. 114 km, 21,6 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 25°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Felix, Robert, ich. Länder: TR
Heimweg, Teil 1
Heute sitze ich direkt am Strand des Marmara-Meers. Als wenn sich die Top 3 der Tour bis Istanbul für die Rückreise per Rad qualifiziert hätten, fahren Robert, Christian und ich heute Richtung Griechenland weiter, während Tobi und Georg noch im Hotael bleiben und später zurückfliegen.
Mit von der Partie ist ab Istanbul die Lokomotive von Enzen (dem Nachbardorf meiner Heimat Helpsen), Felix Harting, mit seinem wirklich preiswerten 50-Euro-Damenfahrrad. Dieses transportierte er zusammen mit einem Schwalbe Marathon-Ersatzreifen für meinen fast völlig abgefahrenden Conti-Security-Reifen heute Nacht im Germanwings-Flugzeug von Dortmund nach Istanbul und anschließend mit Bus und – mangels adäquater Luftpumpe - zu Fuß vor die Hagia Sophia, wo wir uns um 9 Uhr trafen.
Nach Abschied von Tobi und Georg fuhren wir die deutlich angenehmer zu fahrende Meerpromenadenstraße aus Istanbul hinaus zum Atatürk-Flughafen und von dort wieder zurück auf die D 100/E 5. Erster Stopp dort war der riesiege Real, der leider keine Gaskartuschen hatte, dafür aber versuchte, Christian 6 x 3 Liter Cola Turka für 1 gekaufte Flasche zu berechnen. Christian musste, um sein Geld wiederzukriegen, noch Adresse und Telefonnummer hinterlassen. Sonst sind die Türken aber nach wie vor cool, hupen, winken, plaudern – bislang Platz 1 aller Länder für diese Menschen, von denen ja nur ein geringer Teil über den Tisch ziehen will. Ich wurde gefragt, wie teuer mein Rad ist, und nicht mal für den Freundschaftspreis für 1000 Euro (meine Antwort auf «how much?») wollte ein Radsport-Veteran mir es abkaufen. Vielleicht war er ja auch nur einfach so interessiert.
Bislang bleibt das neu gefundene Quartett gut zusammen, Robert kann am Berg evtl. mal etwas wegfahren, Felix in Flip-Flops oder manchmal sogar barfuß eher weniger. Hier in Sahin teilen wir uns den Strand mit den Anglern. Die Angler angeln, und wir grillen mit einem Einweggrill Köfte. Bislang war es der angenehmste Tag vom Wetter her, nur beim Real nieselte es mal ganz kurz. So kann es bitteschön bleiben, während in Deutschland angeblich schon der Nachtfrost Einzug hält.
Team: Christian, Felix, Robert, ich. Länder: TR
Heimweg, Teil 1
Heute sitze ich direkt am Strand des Marmara-Meers. Als wenn sich die Top 3 der Tour bis Istanbul für die Rückreise per Rad qualifiziert hätten, fahren Robert, Christian und ich heute Richtung Griechenland weiter, während Tobi und Georg noch im Hotael bleiben und später zurückfliegen.
Mit von der Partie ist ab Istanbul die Lokomotive von Enzen (dem Nachbardorf meiner Heimat Helpsen), Felix Harting, mit seinem wirklich preiswerten 50-Euro-Damenfahrrad. Dieses transportierte er zusammen mit einem Schwalbe Marathon-Ersatzreifen für meinen fast völlig abgefahrenden Conti-Security-Reifen heute Nacht im Germanwings-Flugzeug von Dortmund nach Istanbul und anschließend mit Bus und – mangels adäquater Luftpumpe - zu Fuß vor die Hagia Sophia, wo wir uns um 9 Uhr trafen.
Nach Abschied von Tobi und Georg fuhren wir die deutlich angenehmer zu fahrende Meerpromenadenstraße aus Istanbul hinaus zum Atatürk-Flughafen und von dort wieder zurück auf die D 100/E 5. Erster Stopp dort war der riesiege Real, der leider keine Gaskartuschen hatte, dafür aber versuchte, Christian 6 x 3 Liter Cola Turka für 1 gekaufte Flasche zu berechnen. Christian musste, um sein Geld wiederzukriegen, noch Adresse und Telefonnummer hinterlassen. Sonst sind die Türken aber nach wie vor cool, hupen, winken, plaudern – bislang Platz 1 aller Länder für diese Menschen, von denen ja nur ein geringer Teil über den Tisch ziehen will. Ich wurde gefragt, wie teuer mein Rad ist, und nicht mal für den Freundschaftspreis für 1000 Euro (meine Antwort auf «how much?») wollte ein Radsport-Veteran mir es abkaufen. Vielleicht war er ja auch nur einfach so interessiert.
Bislang bleibt das neu gefundene Quartett gut zusammen, Robert kann am Berg evtl. mal etwas wegfahren, Felix in Flip-Flops oder manchmal sogar barfuß eher weniger. Hier in Sahin teilen wir uns den Strand mit den Anglern. Die Angler angeln, und wir grillen mit einem Einweggrill Köfte. Bislang war es der angenehmste Tag vom Wetter her, nur beim Real nieselte es mal ganz kurz. So kann es bitteschön bleiben, während in Deutschland angeblich schon der Nachtfrost Einzug hält.
#23 Mi, 05.09.07 Istanbul, km 2324
Istanbul – Istanbul 24 km. 13,9 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 32°C, sonnig.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
(Fast ganz) mit dem Rad nach Asien
Nachdem Christian und ich uns gestern noch die Haare hatten schneiden lassen und wir durch die fußläufig gut erkundbare Stadt durch den Topkapi-Palast zum Goldenen Horn und über den Basar gelaufen waren, war der Plan heute eigentlich, mit dem Rad über den Bosporus zu fahren. Allerdings ist diese Bosporus-Brücke für Räder gesperrt, da man Angst hat, dass sich die Radler dort herunterstürzen würden, was dem Einkommen der Stadt abträglich wäre. Das merkten wir leider erst, als wir mitten auf der Autobahn an der Polizeistation waren. Der Polizist war ratlos: Herüberfahren lassen konnte er uns nicht, aber umdrehen auf einer Autobahn wäre auch etwas diffizil gewesen. Etwas verzweifelt telefonierte er mit seinem Kollegen.
Genau im richtigen Moment kam ein Bus vorbei, hielt an, öffnete seine Türen und nahm uns und unsere Räder kostenlos auf die asiatische Seite mit. Und dafür hatten wir uns jetzt die Serpentinen von Besiktas hochgekämpft! Lustig. Auf der Abfahrt von der asiatischen Brückenseite, am Ufer von Üsküdar, trafen wir zwei patente Tourenradler aus Merseburg, die über die Karpaten hierher gefahren, auch von ihrer Tour begeistert waren. Sie hatten mit einer kaputten Felge zu kämpfen gehabt, die wohl auf einem rumänischen Basar repariert worden war. Zurück nach Europa nahmen wir dann die Fähre für umgerechnet 70 Cent. Wir ließen den letzten gemeinsamen Abend stilvoll mit Wasserpfeife und Efes unter der Galata-Brücke ausklingen. Wir werden Istanbul und vor allem die Anrede „Hello, my friend“ vermissen.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
(Fast ganz) mit dem Rad nach Asien
Nachdem Christian und ich uns gestern noch die Haare hatten schneiden lassen und wir durch die fußläufig gut erkundbare Stadt durch den Topkapi-Palast zum Goldenen Horn und über den Basar gelaufen waren, war der Plan heute eigentlich, mit dem Rad über den Bosporus zu fahren. Allerdings ist diese Bosporus-Brücke für Räder gesperrt, da man Angst hat, dass sich die Radler dort herunterstürzen würden, was dem Einkommen der Stadt abträglich wäre. Das merkten wir leider erst, als wir mitten auf der Autobahn an der Polizeistation waren. Der Polizist war ratlos: Herüberfahren lassen konnte er uns nicht, aber umdrehen auf einer Autobahn wäre auch etwas diffizil gewesen. Etwas verzweifelt telefonierte er mit seinem Kollegen.
Genau im richtigen Moment kam ein Bus vorbei, hielt an, öffnete seine Türen und nahm uns und unsere Räder kostenlos auf die asiatische Seite mit. Und dafür hatten wir uns jetzt die Serpentinen von Besiktas hochgekämpft! Lustig. Auf der Abfahrt von der asiatischen Brückenseite, am Ufer von Üsküdar, trafen wir zwei patente Tourenradler aus Merseburg, die über die Karpaten hierher gefahren, auch von ihrer Tour begeistert waren. Sie hatten mit einer kaputten Felge zu kämpfen gehabt, die wohl auf einem rumänischen Basar repariert worden war. Zurück nach Europa nahmen wir dann die Fähre für umgerechnet 70 Cent. Wir ließen den letzten gemeinsamen Abend stilvoll mit Wasserpfeife und Efes unter der Galata-Brücke ausklingen. Wir werden Istanbul und vor allem die Anrede „Hello, my friend“ vermissen.
#22 Di, 04.09.07 Istanbul, km 2300
Büyüksehir - Istanbul. 35 km, 17,7 km/h. Schwierigkeit: 1/5. Wetter: 27°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
Eine Spur von «... sondern lebe deinen Traum» auf der Straße nach Istanbul
Wir haben es geschafft! Wir haben die Radfahrerhölle (Belgrad ist ein Radfahrparadies dagegen) der D 100 überlebt und sind hinter den Toren Istanbuls immer Richtung Südosten auf die Hagia Sofia zugerollt. Dort sind wir ein gefundenes Fressen für windige Hostel-Vermittler, und wir haben eins für 8 Euro ausgehandelt. Dort können wir unsere Räder auf die Terrasse tragen und von dort den Bosporus sehen. Ich bin noch sprachlos.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
Eine Spur von «... sondern lebe deinen Traum» auf der Straße nach Istanbul
Wir haben es geschafft! Wir haben die Radfahrerhölle (Belgrad ist ein Radfahrparadies dagegen) der D 100 überlebt und sind hinter den Toren Istanbuls immer Richtung Südosten auf die Hagia Sofia zugerollt. Dort sind wir ein gefundenes Fressen für windige Hostel-Vermittler, und wir haben eins für 8 Euro ausgehandelt. Dort können wir unsere Räder auf die Terrasse tragen und von dort den Bosporus sehen. Ich bin noch sprachlos.
#21 Mo, 03.09.07 Büyüksehir, km 2264
Lüleburgaz – Büyüksehir. 132 km, 21,5 km/h. Schwierigkeit: 2/5. Wetter: 25°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
Einmal werden wir noch wach: Thrakische Tipps für die Kölner Stadtkassen
Hinter mir liegt eine Nacht im Stil eines klassischen Penners im Stadtpark von Büyüsksehir. Warum haben wir gerade hier übernachet? Weil der Plan sowieso war, nur kurz vor die Tore Istanbuls zu fahren. Im Küstenort Büyükcekmece gab es zwar eine schöne Strandpromenade, aber keine gescheite Campingmöglichkeit.
Der Tag hatte damit begonnen, dass Tobi mit seinem Gesternkorn ziemlich plötzlich noch vorm Frühstück ins Krankenhaus verschwunden war. So kam er erst mit einstündiger Verspätung an das erste richtige gute Frühstücksbüffet der Tour mit Oliven, Käse, Wurst, Honig, Marmelade, Tee, Nescafé mit Kaffeeweißer und Vitaminsirup. Bei km 7 war Robert aufgefallen, dass er den Hotelschlüssel eingesteckt hatte, und wir verabredeten uns kollektiv für den Ort Silivri wieder.
Christian und ich praktizierten bis Çorlu wieder Paarzeitfahren. Die Straße dorthin war furchtbar; viel Verkehr und eine Textil(fälschungs)fabrik nach der anderen. Prima war hingegen Çorlu: Dort wurden wieder zum Kaffee zu einem symbolischen Preis eingeladen und von kleinen Dreikäsehochs welcome to Turkey geheißen. Wieder hielten wir zur Orientierung an einem Kreisel an, und wieder kam ein hilfsbereiter Polizist auf uns zu und wies uns den Weg auf die vierspurige D 100 nach Istanbul. Dabei hatte er diesmal zwar kein Polizeirevier mit Gewehrsmann und Teekocher im Schlepptau, dafür einen Fotografen mit einer stattlichen Spiegelreflexkamera vom Çorluer (?) Tageblatt.
Nach einem Stopp mit Pistazienschokolade trafen und Christian und ich einen etwas älteren Tourenradler aus Deutschland, der 60 Kilometer am Tag mit 35 kg Gepäck gefahren und nach Indien unterwegs war. Er hatte seine Arbeitsstelle in Salzburg aufgegeben und war schon deutlich gezeichnet von Italien und Griechenland, wo wir ja noch hinwollten. Ich möchte an dieser Stelle meinen Respekt vor so einer Alleintour äußern und hoffe, der an sich sehr sympathische Kerl hat es gut überstanden! Doch ich fühle mich doch mit ca. 25 kg Gepäck und einer Fünfergruppe...
Nach ein paar Fotos und einer Pause mit Pistazieneis (Algida, was quasi Langnese ist, produziert hier jedes Eis von Magnum bis Cornetto mit Pistaziengeschmack) trafen wir dann Tobi und Georg nahmen zusammen die Straße nach Istanbul in Angriff. An einer Bushaltestelle hielten wir und später auch ein Busfahrer, der ständig dämlich grinste und uns nach Zigaretten und Geld fragte. Als er merkte, dass er wohl keinen Erfolg mit dieser wenig überzeugenden Strategie haben werde und er eher lächerlich war, fuhr er weiter. Weiter fuhren auch wir bei starkem Seitenwind aus Nord nach Büyükçekmece, um dort einen Campingplatz zu suchen. In der Türkei macht man das so, dass man sich einfach vor ein Café stellt, und schon kommen hilfsbereite Leute heraus, von denen der vierte Englisch spricht. Ein Mann machte ein paar Telefonanrufe, sagte immer „tamam“ („OK»), fuhr dann mit dem Auto weg und forderte uns auf, ihm zu folgen. Die Reise führte zu einem Restaurant am Strand, wo man uns quasi auf dem asphaltierten Parkplatz hätte zelten lassen. Gut ist das Gegenteil von gut gemeint, dachten wir, wir aßen noch Köfte und Döner dort, wobei wir mit dem - sicher auch gut gemeinten - „Heil Hitler!“ begrüßt wurden, fuhren aber in der Hoffnung, etwas Besseres zu finden, die Strandpromenade weiter entlang. Wir badeten noch und trafen den 12jährigen erstaunlich polyglotten und aufgeweckten Can. Der bekennende Fan von Tokio Hotel riet uns, in den Wald zu gehen, auch wenn dort „crazy people“ hausten und fragwürdigen Unterleibsaktivitäten nachgehen würden. Dort befanden sich aber Hunde, auf deren Bekannschaft Robert wenig Lust hatte.
Also hieß es heraus aus Büyükcekmece und mit einer 10%-Steigung, die an einer sagenhaft beleuchteten Moschee endete, herauf auf die D 100 nach Istanbul. Angesichts der Dunkelheit und der doch etwas rücksichtslosen Autofahrer (wäre ich streng nach Verkehrsregeln und nicht nach gesundem Menschenverstand gefahren, hätten diese Zeilen von mir wohl nicht mehr lebendig geschrieben werden können) fuhren wir aber sobald als möglich wieder ab und auf Anraten eines Einheimischen („nobody can say anything“) auf die Wiese vor einer Plattenbausiedlung. Dort spielten wir noch etwas Skat, natürlich wieder zur Belustigung kleiner Kinder, u.a. nach eigenen Angaben den Cousin der Altintop-Brüder, und verbrachten ab Mitternacht eine erstaunlich selige Nacht, trotz des gefühlte 100 Dezibel starkem Muezzin-Ruf um fünf Uhr morgens fürs authentische Türkei-Gefühl. Übrigens ist im Erdgeschoss der Moschee ein Supermarkt eingebaut. Ich stelle mir gerade einen Penny-Markt im Kölner Dom vor. Für die Stadtkassen sicherlich nicht das Schlechteste.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
Einmal werden wir noch wach: Thrakische Tipps für die Kölner Stadtkassen
Hinter mir liegt eine Nacht im Stil eines klassischen Penners im Stadtpark von Büyüsksehir. Warum haben wir gerade hier übernachet? Weil der Plan sowieso war, nur kurz vor die Tore Istanbuls zu fahren. Im Küstenort Büyükcekmece gab es zwar eine schöne Strandpromenade, aber keine gescheite Campingmöglichkeit.
Der Tag hatte damit begonnen, dass Tobi mit seinem Gesternkorn ziemlich plötzlich noch vorm Frühstück ins Krankenhaus verschwunden war. So kam er erst mit einstündiger Verspätung an das erste richtige gute Frühstücksbüffet der Tour mit Oliven, Käse, Wurst, Honig, Marmelade, Tee, Nescafé mit Kaffeeweißer und Vitaminsirup. Bei km 7 war Robert aufgefallen, dass er den Hotelschlüssel eingesteckt hatte, und wir verabredeten uns kollektiv für den Ort Silivri wieder.
Christian und ich praktizierten bis Çorlu wieder Paarzeitfahren. Die Straße dorthin war furchtbar; viel Verkehr und eine Textil(fälschungs)fabrik nach der anderen. Prima war hingegen Çorlu: Dort wurden wieder zum Kaffee zu einem symbolischen Preis eingeladen und von kleinen Dreikäsehochs welcome to Turkey geheißen. Wieder hielten wir zur Orientierung an einem Kreisel an, und wieder kam ein hilfsbereiter Polizist auf uns zu und wies uns den Weg auf die vierspurige D 100 nach Istanbul. Dabei hatte er diesmal zwar kein Polizeirevier mit Gewehrsmann und Teekocher im Schlepptau, dafür einen Fotografen mit einer stattlichen Spiegelreflexkamera vom Çorluer (?) Tageblatt.
Nach einem Stopp mit Pistazienschokolade trafen und Christian und ich einen etwas älteren Tourenradler aus Deutschland, der 60 Kilometer am Tag mit 35 kg Gepäck gefahren und nach Indien unterwegs war. Er hatte seine Arbeitsstelle in Salzburg aufgegeben und war schon deutlich gezeichnet von Italien und Griechenland, wo wir ja noch hinwollten. Ich möchte an dieser Stelle meinen Respekt vor so einer Alleintour äußern und hoffe, der an sich sehr sympathische Kerl hat es gut überstanden! Doch ich fühle mich doch mit ca. 25 kg Gepäck und einer Fünfergruppe...
Nach ein paar Fotos und einer Pause mit Pistazieneis (Algida, was quasi Langnese ist, produziert hier jedes Eis von Magnum bis Cornetto mit Pistaziengeschmack) trafen wir dann Tobi und Georg nahmen zusammen die Straße nach Istanbul in Angriff. An einer Bushaltestelle hielten wir und später auch ein Busfahrer, der ständig dämlich grinste und uns nach Zigaretten und Geld fragte. Als er merkte, dass er wohl keinen Erfolg mit dieser wenig überzeugenden Strategie haben werde und er eher lächerlich war, fuhr er weiter. Weiter fuhren auch wir bei starkem Seitenwind aus Nord nach Büyükçekmece, um dort einen Campingplatz zu suchen. In der Türkei macht man das so, dass man sich einfach vor ein Café stellt, und schon kommen hilfsbereite Leute heraus, von denen der vierte Englisch spricht. Ein Mann machte ein paar Telefonanrufe, sagte immer „tamam“ („OK»), fuhr dann mit dem Auto weg und forderte uns auf, ihm zu folgen. Die Reise führte zu einem Restaurant am Strand, wo man uns quasi auf dem asphaltierten Parkplatz hätte zelten lassen. Gut ist das Gegenteil von gut gemeint, dachten wir, wir aßen noch Köfte und Döner dort, wobei wir mit dem - sicher auch gut gemeinten - „Heil Hitler!“ begrüßt wurden, fuhren aber in der Hoffnung, etwas Besseres zu finden, die Strandpromenade weiter entlang. Wir badeten noch und trafen den 12jährigen erstaunlich polyglotten und aufgeweckten Can. Der bekennende Fan von Tokio Hotel riet uns, in den Wald zu gehen, auch wenn dort „crazy people“ hausten und fragwürdigen Unterleibsaktivitäten nachgehen würden. Dort befanden sich aber Hunde, auf deren Bekannschaft Robert wenig Lust hatte.
Also hieß es heraus aus Büyükcekmece und mit einer 10%-Steigung, die an einer sagenhaft beleuchteten Moschee endete, herauf auf die D 100 nach Istanbul. Angesichts der Dunkelheit und der doch etwas rücksichtslosen Autofahrer (wäre ich streng nach Verkehrsregeln und nicht nach gesundem Menschenverstand gefahren, hätten diese Zeilen von mir wohl nicht mehr lebendig geschrieben werden können) fuhren wir aber sobald als möglich wieder ab und auf Anraten eines Einheimischen („nobody can say anything“) auf die Wiese vor einer Plattenbausiedlung. Dort spielten wir noch etwas Skat, natürlich wieder zur Belustigung kleiner Kinder, u.a. nach eigenen Angaben den Cousin der Altintop-Brüder, und verbrachten ab Mitternacht eine erstaunlich selige Nacht, trotz des gefühlte 100 Dezibel starkem Muezzin-Ruf um fünf Uhr morgens fürs authentische Türkei-Gefühl. Übrigens ist im Erdgeschoss der Moschee ein Supermarkt eingebaut. Ich stelle mir gerade einen Penny-Markt im Kölner Dom vor. Für die Stadtkassen sicherlich nicht das Schlechteste.
#20 So, 02.09.07 Lüleburgaz, km 2132
Dereköy - Lüleburgaz. 90 km, 19,9 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 25°C, Regen und Sonne
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
Eröffnung der Teesaison
Das dürfte dann heute wohl unser 11. August vom Vorjahr gewesen sein. Gewitter, Blitz, Starkegen, Donner auf den ersten 36 km nach nach Babaeski - ein echter Härtetest für die Regenkleidung. Und die Straße machte keine Umwege, bloß weil Berge im Weg waren: Da wurde konsequent geradeaus gebaut. Bemerkenswert war bei unserem ersten Halt in Kirklareli, dass der Verkäufer in der «sarküteri» uns gleich Stühle und Tische zur Verfügung stellte und das Preisniveau nicht allzu niedrig war. Immer wieder liefen uns gefährlich aussehende und einfach nur nervige Hunde ohne erkennbare Daseinsberechtigung vors Rad, die man aber ohne Pfefferspray einfach nur durch kleine Zwischensprints abschütteln konnte.
In Babaeski kam die Sonne raus. Wir entschieden uns, uns etwas aufzuwärmen – gerne auch bei einem Tee. Dazu muss man sich einfach vors Polizeirevier stellen und auf den Kreisel gucken – prompt kommt der Wachtmeister heraus und lädt uns völlig ohne Haken und Hintergedanken zu einem Plausch mit Dolmetscher auf zwei çay ein. Der Dolmetscher, ein alter Mann, der lange in Österreich gelebt hatte, blies noch in ein Alkoholgerät. Dazu saß eine Blondine neben dem Wachtmeister, der uns fragte: «Students?» und dann die Bombe platzen ließ: «I am policeman!» Wer hätte das gedacht? Allerdings trug er, obwohl wohl wichtig, keinen Schnauzbart. Auch nicht der junge Mann, der mit dem Gewehr an der Tür stand und nachher mit aufs Gruppenfoto kam.
Nach diesem Tee kam die Sonne heraus, es blieb sehr hügelig, und wir fuhren mit wieder ziemlich schweren Beinen bis Lüleburgaz. Das liegt zwar nur bei km 90, aber wir wollen ja sowieso erst am 4.9. in Istanbul sein. Kein Eile. Nach ein paar Diskussionen, die die Gruppengröße eben mit sich zieht, entschieden wir uns fürs Hotel Yaman. 112 Euro für 5 Personen incl. Frühstück und lauter Hochzeitsgesellschaft. Und «Der Mokassin ruft» (Christian)!
Zum Abendessen gab es dann Adana bzw. Dürüm Döner in einem Restaurant ohne Preise und Bier. Das stellte sich nicht wirklich als Touristenfalle heraus (Touristen gibt es in Lüleburgaz ohnehin nicht): Statt den geschätzten 70 kosteten unsere fünf opulenten Abendessen es nur 41 Lire, also rund 4,50 Euro pro Person, am zentralen Springbrunnen der Stadt. Als Rausschmeißer kann man immer zwischen gratis Tee und Kaffee wählen, während die Rechnung erstellt wird. Da kann man auch als Deutscher mal zurücklächeln und sich eine Scheibe Halva abschneiden. Allerdings wurde durch eine List der Kreissparkasse Köln und der wiederholt auffälligen Unfähigkeit der HBSC Georgs Kreditkarte einbehalten.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: TR
Eröffnung der Teesaison
Das dürfte dann heute wohl unser 11. August vom Vorjahr gewesen sein. Gewitter, Blitz, Starkegen, Donner auf den ersten 36 km nach nach Babaeski - ein echter Härtetest für die Regenkleidung. Und die Straße machte keine Umwege, bloß weil Berge im Weg waren: Da wurde konsequent geradeaus gebaut. Bemerkenswert war bei unserem ersten Halt in Kirklareli, dass der Verkäufer in der «sarküteri» uns gleich Stühle und Tische zur Verfügung stellte und das Preisniveau nicht allzu niedrig war. Immer wieder liefen uns gefährlich aussehende und einfach nur nervige Hunde ohne erkennbare Daseinsberechtigung vors Rad, die man aber ohne Pfefferspray einfach nur durch kleine Zwischensprints abschütteln konnte.
In Babaeski kam die Sonne raus. Wir entschieden uns, uns etwas aufzuwärmen – gerne auch bei einem Tee. Dazu muss man sich einfach vors Polizeirevier stellen und auf den Kreisel gucken – prompt kommt der Wachtmeister heraus und lädt uns völlig ohne Haken und Hintergedanken zu einem Plausch mit Dolmetscher auf zwei çay ein. Der Dolmetscher, ein alter Mann, der lange in Österreich gelebt hatte, blies noch in ein Alkoholgerät. Dazu saß eine Blondine neben dem Wachtmeister, der uns fragte: «Students?» und dann die Bombe platzen ließ: «I am policeman!» Wer hätte das gedacht? Allerdings trug er, obwohl wohl wichtig, keinen Schnauzbart. Auch nicht der junge Mann, der mit dem Gewehr an der Tür stand und nachher mit aufs Gruppenfoto kam.
Nach diesem Tee kam die Sonne heraus, es blieb sehr hügelig, und wir fuhren mit wieder ziemlich schweren Beinen bis Lüleburgaz. Das liegt zwar nur bei km 90, aber wir wollen ja sowieso erst am 4.9. in Istanbul sein. Kein Eile. Nach ein paar Diskussionen, die die Gruppengröße eben mit sich zieht, entschieden wir uns fürs Hotel Yaman. 112 Euro für 5 Personen incl. Frühstück und lauter Hochzeitsgesellschaft. Und «Der Mokassin ruft» (Christian)!
Zum Abendessen gab es dann Adana bzw. Dürüm Döner in einem Restaurant ohne Preise und Bier. Das stellte sich nicht wirklich als Touristenfalle heraus (Touristen gibt es in Lüleburgaz ohnehin nicht): Statt den geschätzten 70 kosteten unsere fünf opulenten Abendessen es nur 41 Lire, also rund 4,50 Euro pro Person, am zentralen Springbrunnen der Stadt. Als Rausschmeißer kann man immer zwischen gratis Tee und Kaffee wählen, während die Rechnung erstellt wird. Da kann man auch als Deutscher mal zurücklächeln und sich eine Scheibe Halva abschneiden. Allerdings wurde durch eine List der Kreissparkasse Köln und der wiederholt auffälligen Unfähigkeit der HBSC Georgs Kreditkarte einbehalten.
#19 Sa, 01.09.07 Dereköy, km 2042
Sozopol - Dereköy. 115 km, 18,4 km/h. Schwierigkeit: 3/6. Wetter: 28°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG/TR
Fliegen, Schlaglöcher, Lächeln
In der Türkei kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. An der Grenze schenkt man unserem Christian, der personifizierten Antwort auf die Frage: «Who is captain?» eine Landkarte, und die Grenzer lächeln uns so freundlich an, als wollten sie uns eine Kreditkarte oder ein Zeitungsabo verkaufen. Lächelnde Menschen konnte man in Osteuropa bislang fast an einer Hand abzählen. Und in Dereköy, dem ersten Dorf in der Türkei, liefen gleich zehn kleine lebhafte Rabauken auf uns zu, inspizierten unsere Räder, verprügelten sich gegenseitig, kickten mit dem Fußball gegen die Moschee und hießen uns Willkommen. Kurzzeitig kam mal ein griesgrämig guckender Mann mit Schnauzbart (das bedeutet: wichtig!) und Tragetaschen vorbei und sagte semi-autoritär ein paar Worte. Als er aus dem Blickfeld war, waren die Jungs aber schon wieder genauso munter wie vorher.
Die Straße in Bulgarien war bis Tsarevo, dem letzten Ort an der Küste, noch sehr verkehrsreich gewesen, doch sobald es ins Landesinnere ging, nahm der Verkehr ab, die Steigung zu. Obwohl Europastraße, waren die Straßenverhältnisse so schlecht wie auf der ganzen Tour nicht. Auch die Fliegen, die bei einer Geschwindigkeit von ca. 10 km/h um unseren Kopf herumkreisten, waren unerträglich. Nachdem wir im letzten bulgarischen Ort Malko Tarnovo, wo das erste Schild «Istanbul» auf Kyrillisch aufgetaucht war, ca. 10 Liter Wasser mit unseren letzten Lev gekauft hatten, gewann Georg die Bergankunft in der Türkei auf ca. 500 Metern Höhe. An der Grenze muss man eine unglaublich hässliche bulgarisch Frau passieren und sich in der Türkei einen Einreisestempel holen.
Hinter Dereköy (s.o.) fuhren wir noch auf einen kleinen Berg zum Zelten, wo es in der Nacht das erste fürchterliche Gewitter dieser Tour gab. Christian und ich sind trocken geblieben, Robert in seiner Zeltparodie glaube ich nicht, sonst wäre er nicht schon wach. Überlebt haben wir aber alle. Regenklamotten an und weiter nach Südosten, das Leben ist kein Ponyhof.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG/TR
Fliegen, Schlaglöcher, Lächeln
In der Türkei kommt man sich vor wie in einer anderen Welt. An der Grenze schenkt man unserem Christian, der personifizierten Antwort auf die Frage: «Who is captain?» eine Landkarte, und die Grenzer lächeln uns so freundlich an, als wollten sie uns eine Kreditkarte oder ein Zeitungsabo verkaufen. Lächelnde Menschen konnte man in Osteuropa bislang fast an einer Hand abzählen. Und in Dereköy, dem ersten Dorf in der Türkei, liefen gleich zehn kleine lebhafte Rabauken auf uns zu, inspizierten unsere Räder, verprügelten sich gegenseitig, kickten mit dem Fußball gegen die Moschee und hießen uns Willkommen. Kurzzeitig kam mal ein griesgrämig guckender Mann mit Schnauzbart (das bedeutet: wichtig!) und Tragetaschen vorbei und sagte semi-autoritär ein paar Worte. Als er aus dem Blickfeld war, waren die Jungs aber schon wieder genauso munter wie vorher.
Die Straße in Bulgarien war bis Tsarevo, dem letzten Ort an der Küste, noch sehr verkehrsreich gewesen, doch sobald es ins Landesinnere ging, nahm der Verkehr ab, die Steigung zu. Obwohl Europastraße, waren die Straßenverhältnisse so schlecht wie auf der ganzen Tour nicht. Auch die Fliegen, die bei einer Geschwindigkeit von ca. 10 km/h um unseren Kopf herumkreisten, waren unerträglich. Nachdem wir im letzten bulgarischen Ort Malko Tarnovo, wo das erste Schild «Istanbul» auf Kyrillisch aufgetaucht war, ca. 10 Liter Wasser mit unseren letzten Lev gekauft hatten, gewann Georg die Bergankunft in der Türkei auf ca. 500 Metern Höhe. An der Grenze muss man eine unglaublich hässliche bulgarisch Frau passieren und sich in der Türkei einen Einreisestempel holen.
Hinter Dereköy (s.o.) fuhren wir noch auf einen kleinen Berg zum Zelten, wo es in der Nacht das erste fürchterliche Gewitter dieser Tour gab. Christian und ich sind trocken geblieben, Robert in seiner Zeltparodie glaube ich nicht, sonst wäre er nicht schon wach. Überlebt haben wir aber alle. Regenklamotten an und weiter nach Südosten, das Leben ist kein Ponyhof.
#18 Fr, 31.08.07 Sozopol, km 1927
Burgas - Sozopol. 38 km, 21,7 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 28°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Das wenig salzige Badewasser macht sehr durstig
Unter einem Ruhetag verstehen wir eine Tour von 38 km. Die Fahrt führte uns auf einer vierspurigen Straße ins angeblich viel schönere Sozopol am Schwarzen Meer. Dort campen wir bei weiterhin hochsommerlichen Bedingungen, baden und kommentierten eine leider nur fiktive Bundesligaschlusskonferenz, in der der Abstieg des VfL Wolfsburg besiegelt wird («Das hat mit Fußball nichts zu tun, und die Tage von Felix Magath dürften in Wolfsburg nach der zehnten Niederlage in Folge endgültig gezählt sein»), verlieren im Beach-Volleyball trotz guter Leistung gegen Bulgaren und gegeneinander im Skat.
Auf diesen Badenachmittag folgte ein Fußmarsch an der Küstenstraße, die durch ihre Länge (ca. das Fünffache der Hauptstraße) und die völliger Abwesenheit raumplanischer oder architektonischer Leitlinien verblüffte. Knallgelbe, runde, toskanaähnliche Villen und Reihenhäuser im Misburg-/Heiderhof-Stil wechselten sich ab. Gemeinsam hatten diese Gebäude, dass immer Müll davor lag.
Robert behauptete mit 2,5 Liter Bier in einer Stunde (!) Platz 1 in der Bierwertung, davon allein vier Bier, während Tobi noch auf seinen flambierten Hühnchenspieß warten musste. In Sozopol war viel los: Live-Musik, Döner, Ramsch, Popcorn, Eis, Pfannkuchen, die in Burgas erwähnten Bulgarinnen, ein Reisebus nach Istanbul, Auto-Scooter, Clubbing und eine Möglichkeit, auf Osama Bin Laden zu schießen. Ich vermute mal, es war nicht der Echte. Das Ganze wurde um 23 Uhr abgebaut und wir gingen schlafen. Es hat wieder leicht geregnet in der Nacht.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Das wenig salzige Badewasser macht sehr durstig
Unter einem Ruhetag verstehen wir eine Tour von 38 km. Die Fahrt führte uns auf einer vierspurigen Straße ins angeblich viel schönere Sozopol am Schwarzen Meer. Dort campen wir bei weiterhin hochsommerlichen Bedingungen, baden und kommentierten eine leider nur fiktive Bundesligaschlusskonferenz, in der der Abstieg des VfL Wolfsburg besiegelt wird («Das hat mit Fußball nichts zu tun, und die Tage von Felix Magath dürften in Wolfsburg nach der zehnten Niederlage in Folge endgültig gezählt sein»), verlieren im Beach-Volleyball trotz guter Leistung gegen Bulgaren und gegeneinander im Skat.
Auf diesen Badenachmittag folgte ein Fußmarsch an der Küstenstraße, die durch ihre Länge (ca. das Fünffache der Hauptstraße) und die völliger Abwesenheit raumplanischer oder architektonischer Leitlinien verblüffte. Knallgelbe, runde, toskanaähnliche Villen und Reihenhäuser im Misburg-/Heiderhof-Stil wechselten sich ab. Gemeinsam hatten diese Gebäude, dass immer Müll davor lag.
Robert behauptete mit 2,5 Liter Bier in einer Stunde (!) Platz 1 in der Bierwertung, davon allein vier Bier, während Tobi noch auf seinen flambierten Hühnchenspieß warten musste. In Sozopol war viel los: Live-Musik, Döner, Ramsch, Popcorn, Eis, Pfannkuchen, die in Burgas erwähnten Bulgarinnen, ein Reisebus nach Istanbul, Auto-Scooter, Clubbing und eine Möglichkeit, auf Osama Bin Laden zu schießen. Ich vermute mal, es war nicht der Echte. Das Ganze wurde um 23 Uhr abgebaut und wir gingen schlafen. Es hat wieder leicht geregnet in der Nacht.
#17 Do, 30.08.07 Burgas, km 1888
Sliven - Burgas. 105 km, 25,8 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 32°C, Sonne, Rückenwind
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Ans Schwarze Meer ...
... haben wir es tatsächlich in zwei Wochen von Zagreb geschafft. Und heute war die schnellste Etappe, die ich je mit voll bepacktem Tourenrad gefahren bin.
Gegen 7 Uhr fuhr ein VW-Bus in unser Nachtquartier in den Weinbergen von Sliven, ließ uns aber in Ruhe frühstücken und abbauen. Darauf folgte eine Fahrt bei hervorragendem Rückenwind. Größtenteils ging es bergab, oft auch bergauf auf der 6, wo der Lastwagen- und sonstige Verkehr fast unerträglich geworden war. Im Weinort Karnobat fanden wir den ersten richtigen Supermarkt seit Sofia, der allerdings eine für die Größe enttäuschende Auswahl hatte. Z.B. gab es wie in ganz Bulgarien keinen trinkfertigen Kakao, nur Unmengen von Sauermilch. Vielleicht kennen die Bulgaren Kakao gar nicht. Dafür gibt es einen Aufpasser, der dafür sorgt, dass ich den Inhalt meiner Fahrradtaschen nicht auf dem menschenleeren Parkplatz ausbreite. Wenn es schon öde ist, dann soll es offensichtlich wenigstens sauber sein.
Tobi sagte wegen Magenproblemen gar nichts und verlor auf den weiteren Kilometern nach Burgas sogar Platz 4 der Gesamtwertung. Bald konnte man die Skyline von Burgas (Hochhäuser und Kräne, so weit das Auge reicht) sehen. Bei km 106 hatten wir ein Hotel für rund 11 Euro pro Person erreicht, und daraufhin folgte ein Bad im Schwarzen Meer. So schlecht wie im Lonely Planet ist der Strand von Burgas gar nicht. Wen stören schon Kräne? Das Wasser ist warm und wenig salzig. Tobi isst Salzstangen und guckt mit ganz rotem Kopf MTV, wo wie immer «Umbrella» von Rihanna und das nervige Lied vom nervigen Enrique Iglesias laufen. Meine Beine sind schwer, ich habe die Quietschursache, nämlich eine Wespe, aus meinem Schaltwerk entfernt und der Oberschenkel wird etwas besser. Die Frau an der Rezeption spricht fließend Deutsch, am Kettenrauchen erkennt man aber, dass sie aus Osteuropa kommt.
Das anschließende Abendprogramm bestand darin, die Fußgängerzone auf- und abzugehen und russisch-, deutsch- und englischsprachige Immobilienangebote ohne Preis unter die Lupe zu nehmen. Dabei konnte man feststellen, dass auch für Frauen leider Leichtbekleidetsein nicht immer mit Schönheit einhergeht, schon gar nicht in Bulgarien. Nach einem Stück Pizza mit Ketchup (Nationalgericht) genossen wir noch ein Maß Kamenitza für 75 Cent mit Schwarzmeerblick am Tisch einer Promenadenkneipe. Über den Tisch wurde Christian anschließend beim Eiskauf gezogen: Da das Eis hier ja bekanntlich nach Gewicht berechnet wird, tat der schelmische Eisverkäufer ihm eine Riesenportion für umgerechnet 2,57 Euro auf. In unserer unendlichen Großmütigkeit halfen wir ihm, die Familienpackung zu verzehren. Ich hoffe, Christian hat morgen nicht die Magenprobleme, die die anderen in den letzten Tagen hatten.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Ans Schwarze Meer ...
... haben wir es tatsächlich in zwei Wochen von Zagreb geschafft. Und heute war die schnellste Etappe, die ich je mit voll bepacktem Tourenrad gefahren bin.
Gegen 7 Uhr fuhr ein VW-Bus in unser Nachtquartier in den Weinbergen von Sliven, ließ uns aber in Ruhe frühstücken und abbauen. Darauf folgte eine Fahrt bei hervorragendem Rückenwind. Größtenteils ging es bergab, oft auch bergauf auf der 6, wo der Lastwagen- und sonstige Verkehr fast unerträglich geworden war. Im Weinort Karnobat fanden wir den ersten richtigen Supermarkt seit Sofia, der allerdings eine für die Größe enttäuschende Auswahl hatte. Z.B. gab es wie in ganz Bulgarien keinen trinkfertigen Kakao, nur Unmengen von Sauermilch. Vielleicht kennen die Bulgaren Kakao gar nicht. Dafür gibt es einen Aufpasser, der dafür sorgt, dass ich den Inhalt meiner Fahrradtaschen nicht auf dem menschenleeren Parkplatz ausbreite. Wenn es schon öde ist, dann soll es offensichtlich wenigstens sauber sein.
Tobi sagte wegen Magenproblemen gar nichts und verlor auf den weiteren Kilometern nach Burgas sogar Platz 4 der Gesamtwertung. Bald konnte man die Skyline von Burgas (Hochhäuser und Kräne, so weit das Auge reicht) sehen. Bei km 106 hatten wir ein Hotel für rund 11 Euro pro Person erreicht, und daraufhin folgte ein Bad im Schwarzen Meer. So schlecht wie im Lonely Planet ist der Strand von Burgas gar nicht. Wen stören schon Kräne? Das Wasser ist warm und wenig salzig. Tobi isst Salzstangen und guckt mit ganz rotem Kopf MTV, wo wie immer «Umbrella» von Rihanna und das nervige Lied vom nervigen Enrique Iglesias laufen. Meine Beine sind schwer, ich habe die Quietschursache, nämlich eine Wespe, aus meinem Schaltwerk entfernt und der Oberschenkel wird etwas besser. Die Frau an der Rezeption spricht fließend Deutsch, am Kettenrauchen erkennt man aber, dass sie aus Osteuropa kommt.
Das anschließende Abendprogramm bestand darin, die Fußgängerzone auf- und abzugehen und russisch-, deutsch- und englischsprachige Immobilienangebote ohne Preis unter die Lupe zu nehmen. Dabei konnte man feststellen, dass auch für Frauen leider Leichtbekleidetsein nicht immer mit Schönheit einhergeht, schon gar nicht in Bulgarien. Nach einem Stück Pizza mit Ketchup (Nationalgericht) genossen wir noch ein Maß Kamenitza für 75 Cent mit Schwarzmeerblick am Tisch einer Promenadenkneipe. Über den Tisch wurde Christian anschließend beim Eiskauf gezogen: Da das Eis hier ja bekanntlich nach Gewicht berechnet wird, tat der schelmische Eisverkäufer ihm eine Riesenportion für umgerechnet 2,57 Euro auf. In unserer unendlichen Großmütigkeit halfen wir ihm, die Familienpackung zu verzehren. Ich hoffe, Christian hat morgen nicht die Magenprobleme, die die anderen in den letzten Tagen hatten.
#16 Mi, 29.08.07 Sliven, km 1782
Karlovo - Sliven. 146 km, 22,7 km/h. Schwierigkeit: 3/6. Wetter: 30°C, Sonne
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Der Orient-Express rollt
In keinem Land ist die Anzahl der wilden Übernachtungen bei uns so hoch wie in Bulgarien, heute z.B. inmitten eines Weinfelds. Das liegt am guten Wetter und an der Abwesenheit von Campingplätzen und oft auch Menschen.
Der Untergrund war bei dieser Schlafgelegenheit etwas härter als am fast perfekten Campingplatz von Karlovo. Dafür waren deutlich weniger Fliegen und Mücken unterwegs als in Karlovo. Diesen beiden Mittelstädten verbindet wiederum die Nationalstraße 6, die Hauptachse Sofia-Burgas mit hier auch entsprechend viel Lkw-Verkehr. Ich freute mich, dass mein Oberschenkel etwas besser war als am Tag zuvor und dass ich auch ohne Paracetamol auskam. Dafür quietschte mein Fahrrad aus noch unerklärlichen Gründen. Ich habe es überall geölt, aber vielleicht liegt es ja auch an zuviel Öl. Da das Quietschen unerträglich ist, höre ich ja wie alle außer Tobi, der immer noch kaum etwas isst, auch nicht den Hasensandwich von der Lukoil-Tanke, Musik wegen des Fahrens. Tobi erhält den Award für den tapfersten Fahrer: Bulgarische Bundesstraßen ohne Musik und mit meinem Quietschen würde wohl nur von dem Ganzen in slowenischem Starkregen im Spaßfaktor unterboten werden.
Dass wir heute soweit gekommen ist, liegt zu einem großen Teil an Robert, dessen 40 km/h bergauf ich dann doch nicht mithalten konnte: Er war am letzten Berg vor Sliven, wo wir eigentlich links abbiegen und einen Campingplatz suchen wollten, einfach unbekümmert geradeaus gefahren. Georg fand das weniger lustig, auch wenn wir auf diese Weise noch die von Industriekulisse dominierte Innenstadt von Sliven durchqueren durften. Neben der aufgehenden Sonne sehen übrigens auch die Berge im Norden z.T. relativ geil aus. Schwarzes Meer, wir kommen!
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Der Orient-Express rollt
In keinem Land ist die Anzahl der wilden Übernachtungen bei uns so hoch wie in Bulgarien, heute z.B. inmitten eines Weinfelds. Das liegt am guten Wetter und an der Abwesenheit von Campingplätzen und oft auch Menschen.
Der Untergrund war bei dieser Schlafgelegenheit etwas härter als am fast perfekten Campingplatz von Karlovo. Dafür waren deutlich weniger Fliegen und Mücken unterwegs als in Karlovo. Diesen beiden Mittelstädten verbindet wiederum die Nationalstraße 6, die Hauptachse Sofia-Burgas mit hier auch entsprechend viel Lkw-Verkehr. Ich freute mich, dass mein Oberschenkel etwas besser war als am Tag zuvor und dass ich auch ohne Paracetamol auskam. Dafür quietschte mein Fahrrad aus noch unerklärlichen Gründen. Ich habe es überall geölt, aber vielleicht liegt es ja auch an zuviel Öl. Da das Quietschen unerträglich ist, höre ich ja wie alle außer Tobi, der immer noch kaum etwas isst, auch nicht den Hasensandwich von der Lukoil-Tanke, Musik wegen des Fahrens. Tobi erhält den Award für den tapfersten Fahrer: Bulgarische Bundesstraßen ohne Musik und mit meinem Quietschen würde wohl nur von dem Ganzen in slowenischem Starkregen im Spaßfaktor unterboten werden.
Dass wir heute soweit gekommen ist, liegt zu einem großen Teil an Robert, dessen 40 km/h bergauf ich dann doch nicht mithalten konnte: Er war am letzten Berg vor Sliven, wo wir eigentlich links abbiegen und einen Campingplatz suchen wollten, einfach unbekümmert geradeaus gefahren. Georg fand das weniger lustig, auch wenn wir auf diese Weise noch die von Industriekulisse dominierte Innenstadt von Sliven durchqueren durften. Neben der aufgehenden Sonne sehen übrigens auch die Berge im Norden z.T. relativ geil aus. Schwarzes Meer, wir kommen!
#15 Di, 28.08.07 Karlovo, km 1636
Sofia - Karlovo. 150 km, 21,2 km/h. Schwierigkeit: 4/6. Wetter: 26°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Die ersten Symptome
Am liebsten habe ich die 6, lautet ein Hit aus der Sesamstraße. Damit kann auch die bulgarische Nationalstraße 6 gemeint sein. Sie zweigt, kurz nachdem man 10 km auf einer sechsspurigen Straße aus Sofia herausgefahren ist, Richtung Burgas ab. Ich war bei der OMV-Tankstelle auf die «bulgarische Anomalie» hereingefallen: Als ich fragte, ob die Straße nach Burgas führt, schüttelte der Angestellte den Kopf und sagte: «Burgas». Ich zeigte in eine Richtung, bei der ich mir recht sicher war, dass es dort nicht nach Burgas führen würde, und er nickte und sagte «Varna». Ich dachte, er sei entweder dement oder wolle mich - mit Verlaub - verarschen, und verließ etwas verwirrt die Tankstelle. Kurz danach erinnerte ich mich jedoch daran, dass das Kopfschütteln hier ja «Ja» bedeutet. Also war fürs Erste alles super. Die Kilometerangaben variierten ähnlich bizarr wie vor Montana in chronologischer Reihenfolge innerhalb von sechs Kilometern zwischen 324, 301 und dann 356. Sie sind wohl nur ein grober Anhalt. Vielleicht werden mal die Luftlinie und mal die Straßenkilometer von völlig verschiedenen «Schildbeauftragten» gemessen?
Die Nationalstraße 6 führt jedenfalls ständig auf und ab (mehr als 1200 Höhenmeter heute) durch eine schöne Landschaft an der Kette der Stara Planina entlang, mit Blick auf die Sredna Gora rechter Hand. Christian kann endlich wieder schalten, dafür dachte ich zwischenzeitlich, mein Oberschenkel fällt mir gleich ab vor Schmerz. Damit hatte ich noch nie Probleme gehabt. Ich konnte zwar durchfahren, aber die üblichen Wiegetritt-Antritte waren nicht möglich, so dass ich Christian und Robert die Bergwertungen alleine ausfahren lassen musste. Eine Mischung aus Voltaren, Mobilat, einer engeren bandagenähnlichen Radhose, Paracetamol und MP3-Player sorgte dafür, dass ich wenigstens einigermaßen normal weiterfahren konnte. Denn in Sofia hört man nicht so etwas auf, wenn man nach Istanbul will.
Wir haben einen traumhaften Zeltplatz an einem See bei Karlovo, 4 km von der Hauptstraße Sofia – Burgas, mit Blick auf 2000 Meter. Und ist nicht mehr zu heiß, so dass, wie man sieht, 150 km am Tag drin sind.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Die ersten Symptome
Am liebsten habe ich die 6, lautet ein Hit aus der Sesamstraße. Damit kann auch die bulgarische Nationalstraße 6 gemeint sein. Sie zweigt, kurz nachdem man 10 km auf einer sechsspurigen Straße aus Sofia herausgefahren ist, Richtung Burgas ab. Ich war bei der OMV-Tankstelle auf die «bulgarische Anomalie» hereingefallen: Als ich fragte, ob die Straße nach Burgas führt, schüttelte der Angestellte den Kopf und sagte: «Burgas». Ich zeigte in eine Richtung, bei der ich mir recht sicher war, dass es dort nicht nach Burgas führen würde, und er nickte und sagte «Varna». Ich dachte, er sei entweder dement oder wolle mich - mit Verlaub - verarschen, und verließ etwas verwirrt die Tankstelle. Kurz danach erinnerte ich mich jedoch daran, dass das Kopfschütteln hier ja «Ja» bedeutet. Also war fürs Erste alles super. Die Kilometerangaben variierten ähnlich bizarr wie vor Montana in chronologischer Reihenfolge innerhalb von sechs Kilometern zwischen 324, 301 und dann 356. Sie sind wohl nur ein grober Anhalt. Vielleicht werden mal die Luftlinie und mal die Straßenkilometer von völlig verschiedenen «Schildbeauftragten» gemessen?
Die Nationalstraße 6 führt jedenfalls ständig auf und ab (mehr als 1200 Höhenmeter heute) durch eine schöne Landschaft an der Kette der Stara Planina entlang, mit Blick auf die Sredna Gora rechter Hand. Christian kann endlich wieder schalten, dafür dachte ich zwischenzeitlich, mein Oberschenkel fällt mir gleich ab vor Schmerz. Damit hatte ich noch nie Probleme gehabt. Ich konnte zwar durchfahren, aber die üblichen Wiegetritt-Antritte waren nicht möglich, so dass ich Christian und Robert die Bergwertungen alleine ausfahren lassen musste. Eine Mischung aus Voltaren, Mobilat, einer engeren bandagenähnlichen Radhose, Paracetamol und MP3-Player sorgte dafür, dass ich wenigstens einigermaßen normal weiterfahren konnte. Denn in Sofia hört man nicht so etwas auf, wenn man nach Istanbul will.
Wir haben einen traumhaften Zeltplatz an einem See bei Karlovo, 4 km von der Hauptstraße Sofia – Burgas, mit Blick auf 2000 Meter. Und ist nicht mehr zu heiß, so dass, wie man sieht, 150 km am Tag drin sind.
Mo, 27.08.07 Sofia, Ruhetag.
Wetter: 25°C, bewölkt
Die dritten Zähne und Magenprobleme
Der Lance des Tages geht an die Jungs des Radladens «Velomania»: Sie hatten Zahnkränze für Christian vorrätig und montierten sie auch gleich an, nachdem sich andere ältere bulgarische Fahrradmechaniker demonstrativ aus welchem Grund auch immer geweigert hatten, Teile, die sie in ihrer Werkstatt sichtbar vorrätig hatten, einzubauen. Man muss Bulgarien nicht verstehen. Christian dürfte es nun mit 8 Gängen mehr deutlich besser gehen. Besser gehen wird es in den nächsten Tagen hoffentlich auch Tobi und Georg, die beide mit Magenproblemen zu kämpfen haben, so dass Robert, Christian und ich Essen und Trinken für fünf Leute zu dritt verzehren mussten.
Ich war doch kurz in der Alexander-Nevski-Kirche mit den goldenen Kuppeln, habe dort den netten Mazedonier mit der netten Holländerin mit den guten Magentabletten aus dem netten Hostel getroffen, mich aber sonst relativ wenig in Sofia verliebt. Die Straßenbahn ist unglaublich laut und lässt einen nicht schlafen, zumal da wir quasi genau oberhalb eines Wendeplatzs übernachtet hatten, die Straßen sind dreckig, und ich habe riesige Mückenstiche. Ich will ans Schwarze Meer und vor allem endlich in die Türkei!
Die dritten Zähne und Magenprobleme
Der Lance des Tages geht an die Jungs des Radladens «Velomania»: Sie hatten Zahnkränze für Christian vorrätig und montierten sie auch gleich an, nachdem sich andere ältere bulgarische Fahrradmechaniker demonstrativ aus welchem Grund auch immer geweigert hatten, Teile, die sie in ihrer Werkstatt sichtbar vorrätig hatten, einzubauen. Man muss Bulgarien nicht verstehen. Christian dürfte es nun mit 8 Gängen mehr deutlich besser gehen. Besser gehen wird es in den nächsten Tagen hoffentlich auch Tobi und Georg, die beide mit Magenproblemen zu kämpfen haben, so dass Robert, Christian und ich Essen und Trinken für fünf Leute zu dritt verzehren mussten.
Ich war doch kurz in der Alexander-Nevski-Kirche mit den goldenen Kuppeln, habe dort den netten Mazedonier mit der netten Holländerin mit den guten Magentabletten aus dem netten Hostel getroffen, mich aber sonst relativ wenig in Sofia verliebt. Die Straßenbahn ist unglaublich laut und lässt einen nicht schlafen, zumal da wir quasi genau oberhalb eines Wendeplatzs übernachtet hatten, die Straßen sind dreckig, und ich habe riesige Mückenstiche. Ich will ans Schwarze Meer und vor allem endlich in die Türkei!
#14 So, 26.08.07 Sofia, km 1486
Berkovica – Sofia. 92 km, 18,3 km/h. Schwierigkeit: 4/6. Wetter: 25°C, Regen und Sonne
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Der erste Regen und der höchste Berg zwischen Klagenfurt und Istanbul
Auch in Bulgarien kann es regnen. Wie in Kroatien 2006 passiert das vorzugsweise um 6 Uhr morgens auf dem Zeltplatz. Als ich aufstand, bemerkte ich einen Mann, der mit dem Auto anhielt und ausstieg. Ich hoffte schon auf eine erwähnenswerte abenteuerliche Unterhaltung, Action-Szenen und einen darauf folgenden Polizeieinsatz mit Abriegelung des Geländes, doch der Mann wollte wohl nur ein paar Zagorka oder Kamenitza (Bier) wegbringen und fuhr weiter. Weiter fuhren wir auch wir, und zwar zur ersten Tankstelle nach Berkovica, wo ein Angestellter vorm Fernseher eine US-Serie guckte und sich freute, dass er mal aufstehen und uns einen Kaffee und Mineralwasser verkaufen konnte. Nach einem Frückstück unter einem zum Regenschirm umfunktionierten Sonnenschirm nahmen wir mit dem Petrohanski-Pass auf 1400 Metern Höhe den höchsten Berg seit Österreich (für mich sogar der ganzen Tour bislang) in Angriff. Mit Roberts Antritt konnte ich etwas länger (ca. 1 km) mithalten als Christian, der ansonsten - im Gegensatz zum Vorjahr – dieses Jahr überhaupt nicht abzuschütteln war. Was ein Jahr gemeinsames Doping, ähem, Training doch ausmacht ...
Bei Nieselregen, ca. 11 km/h und 8% Steigung fuhr ich alleine zwischen Robert und Christian den Pass, der an den Schwarzwald erinnerte, hoch. Um 10.26 Uhr war ich oben, 3 Minuten hinter Robert und 3 Minuten vor Christian. Nach ein paar Fotos an der Talsperre auf der Passhöhe begaben wir uns in ein winziges Imbissstübchen und sahen beim Kaffee, wie es danach richtig heftig anfing zu gewittern. Wie am Klausenpass im Juli kam Tobi erst im Starkregen an, wiederum guter Dinge, diesmal aber mit freiem Oberkörper statt mit der legendären Kapuze. Auch Georg überlebte mit ca. 1 Stunde Rückstand den Pass. Gegen Mittag hatten wir Heißgetränke, Weinblätter und Kekse zu uns genommen, das erste Mal seit Österreich (die anderen) bzw. Slowenien (ich) die Regenklamotten übergezogen und nahmen die Abfahrt in Angriff.
Die Straßenverhältnisse waren fürchterlich, und Robet erlitt einen weiteren Defekt an seinem 180-Euro-Fahrrad. Das Feld riss auseinander auf der Abfahrt, die zu 1/3 auch wieder aus Anstiegen bestand. Christian und ich blieben wieder zusammen und warteten in Sofia, das uns mit einer herrlichen Hochhaussilhouette empfing, eine Stunde am Billa-Markt aufs Peloton – vergeblich. Ich malte mir schon aus, was passiert war (halsbrecherische Stürze, Überfälle, Gabelbrüche, tückische Kampfhunde), da mir dieser Abstand doch etwas groß erschien und wir niemanden auf dem Handy erreichten. Wir fuhren weiter zum gigantischen Hauptbahnhof, der etwas aussieht wie das Münchner Olympiastadion. Dort waren wir um 17 Uhr verabredet. Kaum nachdem sich Christian bei McDonald's einen Hot Dog gekauft hatte (weil es keinen Cheeseburger gab), geschah das Wunder: Tobi kam gewohnt lässig auf uns zu, und alle anderen waren auch unversehrt da.
So konnten wir uns Richtung Innenstadt auf die Suche nach einem Hostel begeben. Das erste war zwar sehr gut, aber voll. Erst im Hostel Sofia wurden wir fündig und kamen mit dem Personal aus Panama ins Gespräch. Ich sprach auch wohl etwas Spanisch, sagte aber immer «da» statt «si». Die Innenstadt ist nach dem ersten Eindruck auch sehr schön, es gibt eine große orthodoxe Kirche, eine große Moschee und viele McDonald's. Wir aßen sehr viel in einer Pizzeria mit Speisekarte mit hilfreichen Abbildungen. Georgs Plan, das Royal Restaurant auf einer Hochhausterrasse mit Panoramablick zu stürmen, wurde leider von einer typisch bulgarisch-charmanten-wunderschönen 60jährigen Servicekraft «NO! it is CLOSED!» durchkreuzt, aber dafür erhielten wir einen aufwändig gestalteten Flyer des Nachtclubs Fetisch und nach Kilogramm berechnete Eiskrem. Jeder von uns benutzt ein anderes Wort für die bulgarische Währung (von Mark über Kronen bis Lipa), Tobi findet die Etappen zu einfach, und Christian braucht wirklich dringend einen neuen mittleren Zahnkranz.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Der erste Regen und der höchste Berg zwischen Klagenfurt und Istanbul
Auch in Bulgarien kann es regnen. Wie in Kroatien 2006 passiert das vorzugsweise um 6 Uhr morgens auf dem Zeltplatz. Als ich aufstand, bemerkte ich einen Mann, der mit dem Auto anhielt und ausstieg. Ich hoffte schon auf eine erwähnenswerte abenteuerliche Unterhaltung, Action-Szenen und einen darauf folgenden Polizeieinsatz mit Abriegelung des Geländes, doch der Mann wollte wohl nur ein paar Zagorka oder Kamenitza (Bier) wegbringen und fuhr weiter. Weiter fuhren wir auch wir, und zwar zur ersten Tankstelle nach Berkovica, wo ein Angestellter vorm Fernseher eine US-Serie guckte und sich freute, dass er mal aufstehen und uns einen Kaffee und Mineralwasser verkaufen konnte. Nach einem Frückstück unter einem zum Regenschirm umfunktionierten Sonnenschirm nahmen wir mit dem Petrohanski-Pass auf 1400 Metern Höhe den höchsten Berg seit Österreich (für mich sogar der ganzen Tour bislang) in Angriff. Mit Roberts Antritt konnte ich etwas länger (ca. 1 km) mithalten als Christian, der ansonsten - im Gegensatz zum Vorjahr – dieses Jahr überhaupt nicht abzuschütteln war. Was ein Jahr gemeinsames Doping, ähem, Training doch ausmacht ...
Bei Nieselregen, ca. 11 km/h und 8% Steigung fuhr ich alleine zwischen Robert und Christian den Pass, der an den Schwarzwald erinnerte, hoch. Um 10.26 Uhr war ich oben, 3 Minuten hinter Robert und 3 Minuten vor Christian. Nach ein paar Fotos an der Talsperre auf der Passhöhe begaben wir uns in ein winziges Imbissstübchen und sahen beim Kaffee, wie es danach richtig heftig anfing zu gewittern. Wie am Klausenpass im Juli kam Tobi erst im Starkregen an, wiederum guter Dinge, diesmal aber mit freiem Oberkörper statt mit der legendären Kapuze. Auch Georg überlebte mit ca. 1 Stunde Rückstand den Pass. Gegen Mittag hatten wir Heißgetränke, Weinblätter und Kekse zu uns genommen, das erste Mal seit Österreich (die anderen) bzw. Slowenien (ich) die Regenklamotten übergezogen und nahmen die Abfahrt in Angriff.
Die Straßenverhältnisse waren fürchterlich, und Robet erlitt einen weiteren Defekt an seinem 180-Euro-Fahrrad. Das Feld riss auseinander auf der Abfahrt, die zu 1/3 auch wieder aus Anstiegen bestand. Christian und ich blieben wieder zusammen und warteten in Sofia, das uns mit einer herrlichen Hochhaussilhouette empfing, eine Stunde am Billa-Markt aufs Peloton – vergeblich. Ich malte mir schon aus, was passiert war (halsbrecherische Stürze, Überfälle, Gabelbrüche, tückische Kampfhunde), da mir dieser Abstand doch etwas groß erschien und wir niemanden auf dem Handy erreichten. Wir fuhren weiter zum gigantischen Hauptbahnhof, der etwas aussieht wie das Münchner Olympiastadion. Dort waren wir um 17 Uhr verabredet. Kaum nachdem sich Christian bei McDonald's einen Hot Dog gekauft hatte (weil es keinen Cheeseburger gab), geschah das Wunder: Tobi kam gewohnt lässig auf uns zu, und alle anderen waren auch unversehrt da.
So konnten wir uns Richtung Innenstadt auf die Suche nach einem Hostel begeben. Das erste war zwar sehr gut, aber voll. Erst im Hostel Sofia wurden wir fündig und kamen mit dem Personal aus Panama ins Gespräch. Ich sprach auch wohl etwas Spanisch, sagte aber immer «da» statt «si». Die Innenstadt ist nach dem ersten Eindruck auch sehr schön, es gibt eine große orthodoxe Kirche, eine große Moschee und viele McDonald's. Wir aßen sehr viel in einer Pizzeria mit Speisekarte mit hilfreichen Abbildungen. Georgs Plan, das Royal Restaurant auf einer Hochhausterrasse mit Panoramablick zu stürmen, wurde leider von einer typisch bulgarisch-charmanten-wunderschönen 60jährigen Servicekraft «NO! it is CLOSED!» durchkreuzt, aber dafür erhielten wir einen aufwändig gestalteten Flyer des Nachtclubs Fetisch und nach Kilogramm berechnete Eiskrem. Jeder von uns benutzt ein anderes Wort für die bulgarische Währung (von Mark über Kronen bis Lipa), Tobi findet die Etappen zu einfach, und Christian braucht wirklich dringend einen neuen mittleren Zahnkranz.
#13 Sa, 25.08.07 Berkovica, km 1394
Vidin – Berkovica (hinter Montana). 120 km, 20,1 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 37°C, sonnig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Bulgarische Achterbahn
Bulgarien zeichnet sich bislang aus durch ein gewisses gelangweiltes Phlegma der Bevölkerung, eine perfekt asphaltierte und sehr verkehrsarme Nationalstraße 1 von Vidin nach Montana, fürchterliche Bahnübergänge, fragwürdige Kilometrierungen und große Hitze.
Schon beim Aufbrechen um 8 Uhr Ortszeit war es in der Sonne zu heiß. Wir konnten uns an einer Tankstelle waschen und kalte Getränke kaufen. Die Nationalstraße ging erst sehr bergauf, dann ein bisschen bergab in Dörfer, in denen jeweils gar nichts bis wenig los war, und um 12.45 Uhr hatten Christian und ich 50 km absolviert, von den anderen war nichts zu sehen. Nach einer Stunde tauchten Tobias und Robert, der sich wohl für die Bergwertung morgen schonte, auf, kurz danach Georg, der angesichts des USA-Freeway-Feelings auch den MP3-Player angestellt hatte. Langsam gingen uns die Getränke aus. Aber zum Glück erwies sich Tobis und Christians Intuition, kurz abzubiegen, als richtig – kurz danach kamen die beiden mit sechs Liter kühlem Wasser, zum Teil in den Trikottaschen verstaut, zurück. Ein Lance des Tages für unsere >1,90-m-Abteilung!
Um 16 Uhr waren wir in Montana und damit dem ersten US-Bundestaat der Tour. Dort entdeckten wir einen Brunnen, an dem die Einheimischen Wasser abfüllten, und einen BILLA – den ersten richtigen Supermarkt nach 100 km in Bulgarien. Mit noch mehr Nudeln und Brot in den Taschen fuhren wir eine Nebenstraße nach Richtung Sofia, an deren Anfang sogar ein Passschild für den Petrohanski prohod mit «offen» stand. Auf dieser Nebenstraße nahm der Straßenverkehr nun lustigerweise deutlich zu. Ob sie alle zum Clubbing nach Sofia wollten? Bei km 120 kurz vor Berkovica entschieden wir uns nach den guten Erfahrungen gestern, wieder einen schwarzen Zeltplatz zu suchen. Morgen sind es noch 24 km bis zur Passhöhe, wir haben in einem vermüllten Bergbach (wahrscheinlich ist die Emscher an der Mündung sauberer) gebadet, Nudeln gegessen und sind von Mücken wieder mal total kaputtgestochen worden. Sofia, wir kommen.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: BG
Bulgarische Achterbahn
Bulgarien zeichnet sich bislang aus durch ein gewisses gelangweiltes Phlegma der Bevölkerung, eine perfekt asphaltierte und sehr verkehrsarme Nationalstraße 1 von Vidin nach Montana, fürchterliche Bahnübergänge, fragwürdige Kilometrierungen und große Hitze.
Schon beim Aufbrechen um 8 Uhr Ortszeit war es in der Sonne zu heiß. Wir konnten uns an einer Tankstelle waschen und kalte Getränke kaufen. Die Nationalstraße ging erst sehr bergauf, dann ein bisschen bergab in Dörfer, in denen jeweils gar nichts bis wenig los war, und um 12.45 Uhr hatten Christian und ich 50 km absolviert, von den anderen war nichts zu sehen. Nach einer Stunde tauchten Tobias und Robert, der sich wohl für die Bergwertung morgen schonte, auf, kurz danach Georg, der angesichts des USA-Freeway-Feelings auch den MP3-Player angestellt hatte. Langsam gingen uns die Getränke aus. Aber zum Glück erwies sich Tobis und Christians Intuition, kurz abzubiegen, als richtig – kurz danach kamen die beiden mit sechs Liter kühlem Wasser, zum Teil in den Trikottaschen verstaut, zurück. Ein Lance des Tages für unsere >1,90-m-Abteilung!
Um 16 Uhr waren wir in Montana und damit dem ersten US-Bundestaat der Tour. Dort entdeckten wir einen Brunnen, an dem die Einheimischen Wasser abfüllten, und einen BILLA – den ersten richtigen Supermarkt nach 100 km in Bulgarien. Mit noch mehr Nudeln und Brot in den Taschen fuhren wir eine Nebenstraße nach Richtung Sofia, an deren Anfang sogar ein Passschild für den Petrohanski prohod mit «offen» stand. Auf dieser Nebenstraße nahm der Straßenverkehr nun lustigerweise deutlich zu. Ob sie alle zum Clubbing nach Sofia wollten? Bei km 120 kurz vor Berkovica entschieden wir uns nach den guten Erfahrungen gestern, wieder einen schwarzen Zeltplatz zu suchen. Morgen sind es noch 24 km bis zur Passhöhe, wir haben in einem vermüllten Bergbach (wahrscheinlich ist die Emscher an der Mündung sauberer) gebadet, Nudeln gegessen und sind von Mücken wieder mal total kaputtgestochen worden. Sofia, wir kommen.
#12 Fr, 24.08.07 Vidin, km 1274
Kladovo - Vidin. 109 km, 22,1 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 37°C, sonnig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB/BG
Schmuggeltipps und Pferdekutschen
Liebes Tagebuch, eigentlich ist schon der 25.8., ich liege inmitteln von Disteln und es ist 6 Uhr deutsche Zeit. Wir haben kurz hinter Vidin wild gezeltet, nachdem wir Serbien endgültig do vidjenja gesagt hatten und noch 27 km in Bulgarien geradelt waren.
Die ersten 57 km des Tages in Serbien fuhren wir auf Wunsch von Robert am Stück. Kurz vor Negotin wartete noch ein Berg auf uns, den Robert mit dopingverdächtigem Tempo (26 km/h) hochsprintete, kurz dahinter folgten ich, Tobi, Christian und mit Sicherheitsabstand der immer fitter werdende Georg. Bei km 57 waren wir in Negotin und trafen dort zahlreiche deutschsprachige ältere Menschen, darunter Mirko aus Duisburg, der extra nach Negotin zu seinem Opa gekommen war, um den Führerschein zu machen. Er erzählte viel von Maisernte, Bekloppten, die er verprügelt hatte, Rollerfahren ohne Fahrerlaubnis, Zigarettenschmuggeltricks mit rumänischen «Huren» und wilden Parties mit «Zigeuners». Er hatte genau wie wir offensichtlich heute keinen allzu engen Zeitplan, denn er genoss fast vier Stunden von 11.30 bis 15.30 Uhr mit uns den Schatten des Stadtparks, von denen eine Stunde für den Geldwechsel von Georg und mir draufging.
Nach dem Besuch in der Wechselstube kann man sich wirklich nicht mehr über die Servicewüste Deutschland beklagen. Mein Lance des Tages geht aber an den Security-Typen in der Western-Union-Filiale, der mir – zwar auf Serbisch - sagte, wo ich Schlange stehen sollte und auf mein Geld aufpasste. Eine weitere Stunde spielten wir Skat. Parallel wurden die verwelkten Stiefmütterchen des Stadtparks mit Gartenschlauch gegossen.
Auch wenn der Friseur, bei dem wir in Kladovo übernachtet hatten, uns keine Polizeiregistrierungskarte ausgestellt hatte, verlief die Ausreise aus Serbien auf einer Holperstraße dennoch problemlos. Im Grenzort Bregovo führte eine perfekt asphaltierte Straße, die so breit war wie eine Autobahn, nach Vidin. Auf den 30 km begeneten uns vielleicht 7 Autos und 2 Pferdekutschen und die Landschaft ähnelte dser schwäbischen Alb. Uns allen fiel es sehr schwer zu treten, aber bald erreichten wir die Plattenbaukulisse von Vidin, von Felix Göpel nicht ganz zu Unrecht unter die Top 5 der langweiligsten Städte der Welt gewählt. Dort hoben wir unsere ersten bulgarischen Lev ab und gaben sie für ein Abendessen aus dem Supermakt aus. Hier ist es jetzt ein unschätzbarer Vorteil, Kyrillisch lesen zu können.
Robert hatte noch einen Platten am Stadtausgang zu beklagen, der aber mit Klebeband so geflickt werden konnte, dass es immer wieder für fünf Minuten und bis zu unserem lauschigem Campingplatz unterhalb eines Elektrizitätswerks reichte. Man darf gespannt sein ... auf mehr Bulgarien.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB/BG
Schmuggeltipps und Pferdekutschen
Liebes Tagebuch, eigentlich ist schon der 25.8., ich liege inmitteln von Disteln und es ist 6 Uhr deutsche Zeit. Wir haben kurz hinter Vidin wild gezeltet, nachdem wir Serbien endgültig do vidjenja gesagt hatten und noch 27 km in Bulgarien geradelt waren.
Die ersten 57 km des Tages in Serbien fuhren wir auf Wunsch von Robert am Stück. Kurz vor Negotin wartete noch ein Berg auf uns, den Robert mit dopingverdächtigem Tempo (26 km/h) hochsprintete, kurz dahinter folgten ich, Tobi, Christian und mit Sicherheitsabstand der immer fitter werdende Georg. Bei km 57 waren wir in Negotin und trafen dort zahlreiche deutschsprachige ältere Menschen, darunter Mirko aus Duisburg, der extra nach Negotin zu seinem Opa gekommen war, um den Führerschein zu machen. Er erzählte viel von Maisernte, Bekloppten, die er verprügelt hatte, Rollerfahren ohne Fahrerlaubnis, Zigarettenschmuggeltricks mit rumänischen «Huren» und wilden Parties mit «Zigeuners». Er hatte genau wie wir offensichtlich heute keinen allzu engen Zeitplan, denn er genoss fast vier Stunden von 11.30 bis 15.30 Uhr mit uns den Schatten des Stadtparks, von denen eine Stunde für den Geldwechsel von Georg und mir draufging.
Nach dem Besuch in der Wechselstube kann man sich wirklich nicht mehr über die Servicewüste Deutschland beklagen. Mein Lance des Tages geht aber an den Security-Typen in der Western-Union-Filiale, der mir – zwar auf Serbisch - sagte, wo ich Schlange stehen sollte und auf mein Geld aufpasste. Eine weitere Stunde spielten wir Skat. Parallel wurden die verwelkten Stiefmütterchen des Stadtparks mit Gartenschlauch gegossen.
Auch wenn der Friseur, bei dem wir in Kladovo übernachtet hatten, uns keine Polizeiregistrierungskarte ausgestellt hatte, verlief die Ausreise aus Serbien auf einer Holperstraße dennoch problemlos. Im Grenzort Bregovo führte eine perfekt asphaltierte Straße, die so breit war wie eine Autobahn, nach Vidin. Auf den 30 km begeneten uns vielleicht 7 Autos und 2 Pferdekutschen und die Landschaft ähnelte dser schwäbischen Alb. Uns allen fiel es sehr schwer zu treten, aber bald erreichten wir die Plattenbaukulisse von Vidin, von Felix Göpel nicht ganz zu Unrecht unter die Top 5 der langweiligsten Städte der Welt gewählt. Dort hoben wir unsere ersten bulgarischen Lev ab und gaben sie für ein Abendessen aus dem Supermakt aus. Hier ist es jetzt ein unschätzbarer Vorteil, Kyrillisch lesen zu können.
Robert hatte noch einen Platten am Stadtausgang zu beklagen, der aber mit Klebeband so geflickt werden konnte, dass es immer wieder für fünf Minuten und bis zu unserem lauschigem Campingplatz unterhalb eines Elektrizitätswerks reichte. Man darf gespannt sein ... auf mehr Bulgarien.
#11 Do, 23.08.07 Kladovo, km 1164
#11 Do, 23.8. Kladovo, km 1164
Berzasca - Kladovo. 104 km, 19,4 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 37°C, sonnig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: RO/SRB
Also doch: Hot summer
Es ist richtig heiß geworden, und wir sind wieder in Serbien. Nach einer Nacht unter freiem Himmel an der Donau fuhren wir zum Frühstücken ins Dorf zu einem wiederum kauzigen alten Dorfladenbesitzer, der sehr gut Englisch sprach und so ein Gästebuch mit vielen deutschen Einträgen besaß.
Danach fuhren wir weiter an der Donau entlang auf einer wenig befahrenden Straße, wo massive Bauarbeiten durchgeführt werden, so dass wir zu ca. 50 % auf Schotterpiste fahren mussten. Bei km 10 gab es auf einem Fels mit hervorragendem Donaublick die erste Frühstückspause. Die Grenzpolizei hielt an, zwei PolizistInnen hielten an und fragten, woher (Germany) und wieviel (five) wir sind. Das interpretierten sie offensichtlich zurecht nicht als Bedrohung der rumänischen Grenze.
Es wurde heißer und wir mussten uns immer wieder 8%-Steigungen hochquälen. Bei jeder Gelegenheit kauften wir kalte Getränke, da das Wasser bereits nach 15 Minuten in der Trinkflasche Körpertemperatur annahm. Wir wurden Zeuge von Streitgesprächen rumänischer Frauen mit Kopftuch, sahen wieder mal Earl Mobilescu und kleine, niedliche Kinder mit Eis und schokoladenverschmiederten Pullis.
Kurz darauf, bei km 91, passierten wir den Staudamm des Eisernen Tors, eine riesige Staumauer zur Energiegewinnung und die letzte Donaubrücke vor Bukarest-Ruse. Wir waren wieder in Serbien, wo leider niemand meine rumänischen Leu in Dinar umtauschen wollte. Dafür fanden wir dank des beherzten Handelns einer alten Österreichin, die zu uns allen Schatzi sagte, uns betätschelte und uns im Supermarkt mitgehört hatte, eine Unterkunft, die nur halb so teuer ist wie das Hotel Djerdap in Kladovo. Die Klimaanlage funktioniert nicht und die Mücken stechen wie bekloppt, aber wenn der kein Wort Englisch sprechende Pensionsbesitzer, der auch einen Friseursalon in der Pension besitzt, uns morgen die Pässe zurück gibt, dann sollte die Ausreise aus Serbien problemlos über die Bühne gehen – und wir wären schon in Bulgarien. Wow.
Berzasca - Kladovo. 104 km, 19,4 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 37°C, sonnig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: RO/SRB
Also doch: Hot summer
Es ist richtig heiß geworden, und wir sind wieder in Serbien. Nach einer Nacht unter freiem Himmel an der Donau fuhren wir zum Frühstücken ins Dorf zu einem wiederum kauzigen alten Dorfladenbesitzer, der sehr gut Englisch sprach und so ein Gästebuch mit vielen deutschen Einträgen besaß.
Danach fuhren wir weiter an der Donau entlang auf einer wenig befahrenden Straße, wo massive Bauarbeiten durchgeführt werden, so dass wir zu ca. 50 % auf Schotterpiste fahren mussten. Bei km 10 gab es auf einem Fels mit hervorragendem Donaublick die erste Frühstückspause. Die Grenzpolizei hielt an, zwei PolizistInnen hielten an und fragten, woher (Germany) und wieviel (five) wir sind. Das interpretierten sie offensichtlich zurecht nicht als Bedrohung der rumänischen Grenze.
Es wurde heißer und wir mussten uns immer wieder 8%-Steigungen hochquälen. Bei jeder Gelegenheit kauften wir kalte Getränke, da das Wasser bereits nach 15 Minuten in der Trinkflasche Körpertemperatur annahm. Wir wurden Zeuge von Streitgesprächen rumänischer Frauen mit Kopftuch, sahen wieder mal Earl Mobilescu und kleine, niedliche Kinder mit Eis und schokoladenverschmiederten Pullis.
Kurz darauf, bei km 91, passierten wir den Staudamm des Eisernen Tors, eine riesige Staumauer zur Energiegewinnung und die letzte Donaubrücke vor Bukarest-Ruse. Wir waren wieder in Serbien, wo leider niemand meine rumänischen Leu in Dinar umtauschen wollte. Dafür fanden wir dank des beherzten Handelns einer alten Österreichin, die zu uns allen Schatzi sagte, uns betätschelte und uns im Supermarkt mitgehört hatte, eine Unterkunft, die nur halb so teuer ist wie das Hotel Djerdap in Kladovo. Die Klimaanlage funktioniert nicht und die Mücken stechen wie bekloppt, aber wenn der kein Wort Englisch sprechende Pensionsbesitzer, der auch einen Friseursalon in der Pension besitzt, uns morgen die Pässe zurück gibt, dann sollte die Ausreise aus Serbien problemlos über die Bühne gehen – und wir wären schon in Bulgarien. Wow.
#10 Mi, 22.08.07 Berzasca, km 1060
Smederevo - Berzasca. 137 km, 20,9 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 35°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB/RO
Lustige Grenzer, der erste Defekt und das erste Bad
Ich sitze an der Donau und wurde gerade Zeuge eines fantastischen Sonnenuntergangs, nachdem ich ein Bad in der Donau genommen hatte. Das haben wir alle getan – ob wir es überleben werden, wird sich zeigen.
Der Weg hierhin: Tatsächlich brachten wir es alle fertig, heute um 6 Uhr aufzustehen und vor 8 Uhr mit Frühstück im Bauch und Proviant auf Smederevos Straßen zu sein, um die angesagten 35°C am Mittag zu vermeiden. Kurz dahinter überquerten wir die riesige Donau und waren in Kuvin, wo uns Einheimische den Weg nach Bela Crkva wiesen. Bei Gegenwind fuhren wir durch eine Landschaft, die eine wie eine Mischung aus Sylt und einem Golfplatz aussah.
Bela Crkva machte einen sehr schönen Eindruck. Dort waren wir vor 12 Uhr bei km 60. Es gibt ein paar Badeseen, und wir stoppten bei einem kleinen Dorfladen mit einer niedlichen Verkäuferin, die extra herauskam, um uns unsere leeren Wasser- und Colaflaschen abzunehmen. Mülleimer sind in Serbien nicht so verbreitet. Oder es ist die neue serbische Service-Mentalität? Außerdem trafen wir einen alten Mann, der des Deutschen mächtig war. Er erzählte, dass die Stadt Weißkirchen heißt und es viele Deutsche hier gibt, dank Mutter oder Maria Theresa.
Von hier waren es noch 11 km mit 12%-Rampe zur serbischen Grenze. Kaum hatten wir die Steigung bezwungen und holten unsere Kameras für Panorama-Fotos heraus, tauchte ein Jeep der Militärpolizei auf. Feldwebel Zivkovic und sin Kollege kontrollierten unsere Reisepässe und ermahnten uns, wir hätten uns in Smederevo doch die Festung angucken und uns serbische Freunde zulegen sollen, die uns die zahlreichen Schönheiten des Landes zeigen würden. Da wir in den letzten drei Tagen immer ordnungsgemäß die Aufenthaltsbescheinigungen der Hostels und Pensionen gesammelt hatten und auch sonst wie immer durch unseren Charme überzeugten, blieb Fw Zivkovic aber nichts anderes übrig, uns schließlich einen schönen Restaufenthalt in Serbien zu wünschen und ließ zur Grenze fortschreiten zu lassen.
Hinter der rumänischen Grenze hielt ein junger Grenzpolizist uns an und fragte, wo er in Süddeutschland Autos kaufen, zulassen und versichern könne. Das stellte er sich wohl recht einfach vor. Wir gaben ihm zwei Internet-Seiten, er war zufrieden und glücklich. Glücklich war auch Christian rund 45 Minuten nach einer Schrecksekunde mit anschließendem OP-Einsatz: Auf dem ersten rumänischen Kilometer war sein Schaltseil gerissen. Ohne Schaltung kann man vielleicht den Rhein entlang nach Köln oder in Hannover um den Maschsee fahren, aber definitiv nicht fahrender Weise nach Istanbul kommen. Zum Glück hatte Tobi noch Bremszüge dabei, und nach einiger chirurgischer Arbeit des OP-Teams war der Super-GAU des Nicht-Weiterfahren-Könnens erstmal abgewendet, auch wenn die Schaltung vom Mann im Gelben Trikot noch hörbar spinnt. Außerdem ist sein mittlerer Zahnkranz jetzt schon, nach seinen Angaben bereits seit Klagenfurt, hinüber.
Natürlich machten wir danach keine längere Mittagspause mehr, sondern kämpften uns über den südwestlichsten Karpatenausläufer und landeten schließlich an der Donau. Die Landschaft dort erinnerte mich erst an die Steppe und auf den letzten 25 km an oberitalienische Seen. Die Donau dürfte hier ähnlich breit sein, und am Abend war es dann auch wieder recht angenehm zu fahren, während das Thermometer tagsüber 37°C angezeigt hatte.
Wie ich es nach dem ersten Tag einschätzen kann, ist das Preisniveau hier deutlich höher als in Serbien, die Landschaft herrlich, die Infrastruktur dürftig, die Autos eher genervt als freudig hupend, der Verkehr aber insgesamt sehr gering.
Der Plan des Wildcampens wurde davon durchkreuzt, dass wir eine Pension fanden, wo wir Dusche, Essen, Donaubad und Campingplatz für 10 Euro aushandeln konnten. Ich bin auf meine erste Nacht in Rumänien gespannt – ob wohl Karpatenhunde mein Zelt auffressen?
P.S. Ein rumänisches Wort gelernt: Multumesc heißt danke.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB/RO
Lustige Grenzer, der erste Defekt und das erste Bad
Ich sitze an der Donau und wurde gerade Zeuge eines fantastischen Sonnenuntergangs, nachdem ich ein Bad in der Donau genommen hatte. Das haben wir alle getan – ob wir es überleben werden, wird sich zeigen.
Der Weg hierhin: Tatsächlich brachten wir es alle fertig, heute um 6 Uhr aufzustehen und vor 8 Uhr mit Frühstück im Bauch und Proviant auf Smederevos Straßen zu sein, um die angesagten 35°C am Mittag zu vermeiden. Kurz dahinter überquerten wir die riesige Donau und waren in Kuvin, wo uns Einheimische den Weg nach Bela Crkva wiesen. Bei Gegenwind fuhren wir durch eine Landschaft, die eine wie eine Mischung aus Sylt und einem Golfplatz aussah.
Bela Crkva machte einen sehr schönen Eindruck. Dort waren wir vor 12 Uhr bei km 60. Es gibt ein paar Badeseen, und wir stoppten bei einem kleinen Dorfladen mit einer niedlichen Verkäuferin, die extra herauskam, um uns unsere leeren Wasser- und Colaflaschen abzunehmen. Mülleimer sind in Serbien nicht so verbreitet. Oder es ist die neue serbische Service-Mentalität? Außerdem trafen wir einen alten Mann, der des Deutschen mächtig war. Er erzählte, dass die Stadt Weißkirchen heißt und es viele Deutsche hier gibt, dank Mutter oder Maria Theresa.
Von hier waren es noch 11 km mit 12%-Rampe zur serbischen Grenze. Kaum hatten wir die Steigung bezwungen und holten unsere Kameras für Panorama-Fotos heraus, tauchte ein Jeep der Militärpolizei auf. Feldwebel Zivkovic und sin Kollege kontrollierten unsere Reisepässe und ermahnten uns, wir hätten uns in Smederevo doch die Festung angucken und uns serbische Freunde zulegen sollen, die uns die zahlreichen Schönheiten des Landes zeigen würden. Da wir in den letzten drei Tagen immer ordnungsgemäß die Aufenthaltsbescheinigungen der Hostels und Pensionen gesammelt hatten und auch sonst wie immer durch unseren Charme überzeugten, blieb Fw Zivkovic aber nichts anderes übrig, uns schließlich einen schönen Restaufenthalt in Serbien zu wünschen und ließ zur Grenze fortschreiten zu lassen.
Hinter der rumänischen Grenze hielt ein junger Grenzpolizist uns an und fragte, wo er in Süddeutschland Autos kaufen, zulassen und versichern könne. Das stellte er sich wohl recht einfach vor. Wir gaben ihm zwei Internet-Seiten, er war zufrieden und glücklich. Glücklich war auch Christian rund 45 Minuten nach einer Schrecksekunde mit anschließendem OP-Einsatz: Auf dem ersten rumänischen Kilometer war sein Schaltseil gerissen. Ohne Schaltung kann man vielleicht den Rhein entlang nach Köln oder in Hannover um den Maschsee fahren, aber definitiv nicht fahrender Weise nach Istanbul kommen. Zum Glück hatte Tobi noch Bremszüge dabei, und nach einiger chirurgischer Arbeit des OP-Teams war der Super-GAU des Nicht-Weiterfahren-Könnens erstmal abgewendet, auch wenn die Schaltung vom Mann im Gelben Trikot noch hörbar spinnt. Außerdem ist sein mittlerer Zahnkranz jetzt schon, nach seinen Angaben bereits seit Klagenfurt, hinüber.
Natürlich machten wir danach keine längere Mittagspause mehr, sondern kämpften uns über den südwestlichsten Karpatenausläufer und landeten schließlich an der Donau. Die Landschaft dort erinnerte mich erst an die Steppe und auf den letzten 25 km an oberitalienische Seen. Die Donau dürfte hier ähnlich breit sein, und am Abend war es dann auch wieder recht angenehm zu fahren, während das Thermometer tagsüber 37°C angezeigt hatte.
Wie ich es nach dem ersten Tag einschätzen kann, ist das Preisniveau hier deutlich höher als in Serbien, die Landschaft herrlich, die Infrastruktur dürftig, die Autos eher genervt als freudig hupend, der Verkehr aber insgesamt sehr gering.
Der Plan des Wildcampens wurde davon durchkreuzt, dass wir eine Pension fanden, wo wir Dusche, Essen, Donaubad und Campingplatz für 10 Euro aushandeln konnten. Ich bin auf meine erste Nacht in Rumänien gespannt – ob wohl Karpatenhunde mein Zelt auffressen?
P.S. Ein rumänisches Wort gelernt: Multumesc heißt danke.
#9 Di, 21.08.07 Smederevo, km 923
Novi Sad - Belgrad. 49 km, 21,2 km/h. Schwierigkeit: 3/6. Wetter: 30°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB
Halbetappe aus der Radfahrerhölle
In Belgrad begann der Tag mit Morgenregen und einem Kaffee im Hostel, zu dem der Besitzer lustige Geschichten u. a. von Roter Stern Belgrad erzählte. Wir konnten uns am «freien Vormittag» weder zum Haareschneiden noch zum Haarschneider kaufen aufringen, waren aber in einem Internet-Café mit Freigetränken (Brausetablette) und tauschten das erste rumänische Geld von unserer Freundin aus Brüssel, die sichtlich erleichtert war, es an irgendjemanden loszuwerden.
Die zwei jungen Hostelbesitzer sitzen den ganzen Tag vorm PC mit Reggae- und Ska-Musik sowie Dial-Up-Modem. Sie boten uns an, auch bei sich ins Internet zu gehen, und dort sahen wir, dass uns in den nächsten Tagen trotz des Morgenregens heute Hitze, Sonnenschein uns bis zu 36°C in den nächsten Tagen erwarten würden.
Um 14.50 Uhr hatten wir unsere Räder aus der streichholzschachtelgroßen Abstellkammer geholt und begaben uns in die Belgrader Radfahrerhölle: Hupende, stinkende Autos und Busse, schmale Straßen und Straßenbahnen. Eine Stunde später hatten wir es überlebt. Tief aufamen – und dahinter kommt gleich das Mittelgebirge.
Zugegebenermaßen, bei 49 km von einem Donauort zum nächsten und das auch noch flussabwärts, gähnt wahrscheinlich die Oma zu Hause, aber ganz einfach war es dennoch nicht. Neben der Hitze und dem Verkehr tauchten zwei lange, recht selektive 8%-Steigungen auf. Mit Robert «Alberto Contador» konnte ich an der ersten nicht mithalten, aber and er zweiten kamen wir quasi zeitgleich vor Christian, Tobi und dem immer stärker werdenden Djordje an. Ich denke, wir sind mittlerweile alle an Anstiege bei 30°C gewöhnt wie an das Anschalten eines PCs.
Immer wieder erkannte man zur linken Hand die nach der Sava-Mündung riesig gewordene Donau, und schon bald waren wir in Smederevo. Der Serbien-Reiseführer empfahl dort das «Hotel Smederevo», doch das sah von außen und innen aus wie ein schlechter Witz. Zum Glück war es nach Angaben eines lustigen alten Mann außer Betrieb («ne radi»), so dass wir gar nicht erst in Versuchung kamen, hier zu übernachten. Stattdessen fuhren wir ins Zentrum der Kleinstadt und setzten uns erstmal an ein Gebäude, an dem euphemistisch «Tourist Information Organisation» stand, aber keine drin war. Während Tobi und ich Cola und Burek genossen, versuchte Georg, in einer Wechselstube nach einem Hotel zu fragen, doch der Mann verstand wohl gar nichts. Robert und Christian hatten mehr Erfolg und fanden ein Dreibettzimmer (wiederum sehr sauber!), in dem ich gleich wieder auf der Isomatte schlafen kann. Danach Essen in der Stadt, Bier aus Montenegro und für einen Teil der Truppe endlich Nudeln. Für mich nicht. Mal gucken, wer morgen vorne ist.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB
Halbetappe aus der Radfahrerhölle
In Belgrad begann der Tag mit Morgenregen und einem Kaffee im Hostel, zu dem der Besitzer lustige Geschichten u. a. von Roter Stern Belgrad erzählte. Wir konnten uns am «freien Vormittag» weder zum Haareschneiden noch zum Haarschneider kaufen aufringen, waren aber in einem Internet-Café mit Freigetränken (Brausetablette) und tauschten das erste rumänische Geld von unserer Freundin aus Brüssel, die sichtlich erleichtert war, es an irgendjemanden loszuwerden.
Die zwei jungen Hostelbesitzer sitzen den ganzen Tag vorm PC mit Reggae- und Ska-Musik sowie Dial-Up-Modem. Sie boten uns an, auch bei sich ins Internet zu gehen, und dort sahen wir, dass uns in den nächsten Tagen trotz des Morgenregens heute Hitze, Sonnenschein uns bis zu 36°C in den nächsten Tagen erwarten würden.
Um 14.50 Uhr hatten wir unsere Räder aus der streichholzschachtelgroßen Abstellkammer geholt und begaben uns in die Belgrader Radfahrerhölle: Hupende, stinkende Autos und Busse, schmale Straßen und Straßenbahnen. Eine Stunde später hatten wir es überlebt. Tief aufamen – und dahinter kommt gleich das Mittelgebirge.
Zugegebenermaßen, bei 49 km von einem Donauort zum nächsten und das auch noch flussabwärts, gähnt wahrscheinlich die Oma zu Hause, aber ganz einfach war es dennoch nicht. Neben der Hitze und dem Verkehr tauchten zwei lange, recht selektive 8%-Steigungen auf. Mit Robert «Alberto Contador» konnte ich an der ersten nicht mithalten, aber and er zweiten kamen wir quasi zeitgleich vor Christian, Tobi und dem immer stärker werdenden Djordje an. Ich denke, wir sind mittlerweile alle an Anstiege bei 30°C gewöhnt wie an das Anschalten eines PCs.
Immer wieder erkannte man zur linken Hand die nach der Sava-Mündung riesig gewordene Donau, und schon bald waren wir in Smederevo. Der Serbien-Reiseführer empfahl dort das «Hotel Smederevo», doch das sah von außen und innen aus wie ein schlechter Witz. Zum Glück war es nach Angaben eines lustigen alten Mann außer Betrieb («ne radi»), so dass wir gar nicht erst in Versuchung kamen, hier zu übernachten. Stattdessen fuhren wir ins Zentrum der Kleinstadt und setzten uns erstmal an ein Gebäude, an dem euphemistisch «Tourist Information Organisation» stand, aber keine drin war. Während Tobi und ich Cola und Burek genossen, versuchte Georg, in einer Wechselstube nach einem Hotel zu fragen, doch der Mann verstand wohl gar nichts. Robert und Christian hatten mehr Erfolg und fanden ein Dreibettzimmer (wiederum sehr sauber!), in dem ich gleich wieder auf der Isomatte schlafen kann. Danach Essen in der Stadt, Bier aus Montenegro und für einen Teil der Truppe endlich Nudeln. Für mich nicht. Mal gucken, wer morgen vorne ist.
#8 Mo, 20.08.07 Belgrad, km 874
Novi Sad - Belgrad. 77 km, 20,8 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 30°C, sonnig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB
A bad day for clubbing
Am Geburtstag von Slobodan Milosevic überqueren wir den 20. Längengrad, und für mich gibt es ein Wiedersehen mit Belgrad. Dort haben wir ein Hostel für 12 Euro pro Person in einem Sechsbettzimmer.
Der Tag fing damit an, dass wir in Novi Sad auf Sofia (nicht die Stadt, sondern die Schwester von Dragan I) warten mussen, damit sie uns die versprochenen Omeletts machte. Dann kam sie aber doch mit einer opulenten Eierspeise mit Krautsalat und wünschte uns noch gute Reise.
Die führte uns zunächst über die Donau nach Petrovaradin. Dahinter erhöhte sich der Balkan-Faktor durch den Gestank von Yugos und Zastavas mit NS-Kennzeichen. In Sremski Karlvoci begann eine 5%-Steigung, die sich auf 3 km vorbei an einer Sinti- und Roma-Siedlung hinzog. Tobi zog Robert, Christian und mich wie eine Lokomotive mit 13 km/h hoch und holte sich seine ersten Bergpunkte. Kurz dahinter wurde die Straße zu einer Buckelpiste mit in einem regelmäßigen Abstand von 50 m auftauchenden, senkrecht zur Straße verlaufenden 10 cm dicken Rissen. Klack klack klack, und bei km 42 waren wir hinter Indija und in Stara Pazora. Keine Reise, aber eine kurze Snackpause wert, zumal bei den Preisen.
Die Wolken verzogen sich, und wir fuhren auf einer etwas zu verkehrsreichen Straße durch Zemun und schließlich auf eine Savabrücke, von der man einen herrlichen Blick auf die Kalmegdan-Festung und die dualistische Plattenbau/orthodoxe-Kirchen-Skyline von Belgrad hat. Auf dem Platz der Republlik hielten wir unsere Köpfe in den Brunnen waren die stinkenden serbsichen Autos erst einmal los. Auf der Kneza Mihajleva, Belgrads Flaniermeile, schoben wir unsere Räder zum sehr empfehlenswerten Park an der Kalmegdan-Festung. Und wen trafen wir dort? Die beiden Slowaken aus Novi Sad. Zeit für einen kurzen Plausch, ein Eis (wie im März machte mir der Eisverkäufer die Packung auf – gibt's das sonst noch irgendwo?) und dann ging's auf zur Tourist-Info.
Dort hing ein Schild «Komme in 5 Minuten». Wahrscheinlich kommt sie woanders, dachten Christian und ich nach 10 Minuten warten. Doch dann sah ich, wie eine auffallend hübsche Dame in einer Fußgängerunterführung, wo niemand wohnt, einen Schlüssel aus der Handtasche zog. Die Intuition war richtig: Eine Minute später besaßen wir eine Übernachtung für wieder mal 12 Euro p.P. und fünf Stadtpläne. Das gerade mal sechs Tage alte Hostel ist von außen (noch) gar nicht als solches erkennbar, die Fahrräder passen nur mit viel Phantasie und «Im Uhrzeigersinn drehen» in einen zugemüllten Keller, aber wir kriegen Getränke umsonst, alles ist sehr sauber und in der Hand von zwei freundlichen serbischen Studenten. Ich glaube, der Reiseführer hat recht, wenn er schreibt, dass die Hostels hier nur so aus dem Boden sprießen werden in den nächsten Jahren. Mittlerweile denkt der westliche Tourist nicht mehr gleich an Krieg und winkt ab, wenn es heißt «Belgrad» oder «Serbien», und das zurecht.
Am Abend erlebten wir das erste Gewitter an der Kalmegdan-Festung, für mich immer noch einer der beeindrucksten Plätze der Welt. Dort mündet die Sava, deren Lauf wir ja für rund 700 km gefolgt waren, in die Donau mündet und man das Ganze aus 100 Metern Höhe bei Sonnenuntergang betrachten kann. Für Georg «Djordje» , unseren neuen Publikumsliebling, war es wie der Hauptgewinn, dass wir ein Straßenlokal fanden, wo man im Fernsehen den 1. FC Köln (wie Georg dem Kellner verriet, «best club in the world» gegen Alemannia Aachen spielen sehen konnte. Wir wollten ja eigentlich clubben gehen, aber da Montag war, war laut Einheimischen «a bad day for clubbing». Schade. So mussten wir ins Hostel zurück und mit unserer belgischen Zimmergenossin Freibier trinken.
Fazit: Belgrad ist irgendwie cool, aber das ländliche Serbien oft eher armselig. Und das Café Orient-Express erinnert, dass wir fast schon mit dem Vorderrad in Istanbul sind.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: SRB
A bad day for clubbing
Am Geburtstag von Slobodan Milosevic überqueren wir den 20. Längengrad, und für mich gibt es ein Wiedersehen mit Belgrad. Dort haben wir ein Hostel für 12 Euro pro Person in einem Sechsbettzimmer.
Der Tag fing damit an, dass wir in Novi Sad auf Sofia (nicht die Stadt, sondern die Schwester von Dragan I) warten mussen, damit sie uns die versprochenen Omeletts machte. Dann kam sie aber doch mit einer opulenten Eierspeise mit Krautsalat und wünschte uns noch gute Reise.
Die führte uns zunächst über die Donau nach Petrovaradin. Dahinter erhöhte sich der Balkan-Faktor durch den Gestank von Yugos und Zastavas mit NS-Kennzeichen. In Sremski Karlvoci begann eine 5%-Steigung, die sich auf 3 km vorbei an einer Sinti- und Roma-Siedlung hinzog. Tobi zog Robert, Christian und mich wie eine Lokomotive mit 13 km/h hoch und holte sich seine ersten Bergpunkte. Kurz dahinter wurde die Straße zu einer Buckelpiste mit in einem regelmäßigen Abstand von 50 m auftauchenden, senkrecht zur Straße verlaufenden 10 cm dicken Rissen. Klack klack klack, und bei km 42 waren wir hinter Indija und in Stara Pazora. Keine Reise, aber eine kurze Snackpause wert, zumal bei den Preisen.
Die Wolken verzogen sich, und wir fuhren auf einer etwas zu verkehrsreichen Straße durch Zemun und schließlich auf eine Savabrücke, von der man einen herrlichen Blick auf die Kalmegdan-Festung und die dualistische Plattenbau/orthodoxe-Kirchen-Skyline von Belgrad hat. Auf dem Platz der Republlik hielten wir unsere Köpfe in den Brunnen waren die stinkenden serbsichen Autos erst einmal los. Auf der Kneza Mihajleva, Belgrads Flaniermeile, schoben wir unsere Räder zum sehr empfehlenswerten Park an der Kalmegdan-Festung. Und wen trafen wir dort? Die beiden Slowaken aus Novi Sad. Zeit für einen kurzen Plausch, ein Eis (wie im März machte mir der Eisverkäufer die Packung auf – gibt's das sonst noch irgendwo?) und dann ging's auf zur Tourist-Info.
Dort hing ein Schild «Komme in 5 Minuten». Wahrscheinlich kommt sie woanders, dachten Christian und ich nach 10 Minuten warten. Doch dann sah ich, wie eine auffallend hübsche Dame in einer Fußgängerunterführung, wo niemand wohnt, einen Schlüssel aus der Handtasche zog. Die Intuition war richtig: Eine Minute später besaßen wir eine Übernachtung für wieder mal 12 Euro p.P. und fünf Stadtpläne. Das gerade mal sechs Tage alte Hostel ist von außen (noch) gar nicht als solches erkennbar, die Fahrräder passen nur mit viel Phantasie und «Im Uhrzeigersinn drehen» in einen zugemüllten Keller, aber wir kriegen Getränke umsonst, alles ist sehr sauber und in der Hand von zwei freundlichen serbischen Studenten. Ich glaube, der Reiseführer hat recht, wenn er schreibt, dass die Hostels hier nur so aus dem Boden sprießen werden in den nächsten Jahren. Mittlerweile denkt der westliche Tourist nicht mehr gleich an Krieg und winkt ab, wenn es heißt «Belgrad» oder «Serbien», und das zurecht.
Am Abend erlebten wir das erste Gewitter an der Kalmegdan-Festung, für mich immer noch einer der beeindrucksten Plätze der Welt. Dort mündet die Sava, deren Lauf wir ja für rund 700 km gefolgt waren, in die Donau mündet und man das Ganze aus 100 Metern Höhe bei Sonnenuntergang betrachten kann. Für Georg «Djordje» , unseren neuen Publikumsliebling, war es wie der Hauptgewinn, dass wir ein Straßenlokal fanden, wo man im Fernsehen den 1. FC Köln (wie Georg dem Kellner verriet, «best club in the world» gegen Alemannia Aachen spielen sehen konnte. Wir wollten ja eigentlich clubben gehen, aber da Montag war, war laut Einheimischen «a bad day for clubbing». Schade. So mussten wir ins Hostel zurück und mit unserer belgischen Zimmergenossin Freibier trinken.
Fazit: Belgrad ist irgendwie cool, aber das ländliche Serbien oft eher armselig. Und das Café Orient-Express erinnert, dass wir fast schon mit dem Vorderrad in Istanbul sind.
#7 So, 19.08.07 Novi Sad, km 796
Vukovar – Novi Sad. 85 km, 20,4 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 26°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: HR/SRB
Meet the Dragans
... und am 19.8. folgte mein 20. Land mit dem Rad: Serbien. Es begann mit Abschied von Meike nach einem Frühstück mit Donaublick, einer Taube, die mit voller Geschwindigkeit gegen ein Glasfenster flog und einer etwas trägen Bedienung. Das reduzierte Fünfer-Team machte Fotos am zerschossenen Wasserturm und stoppte an einem Mini-Markt mit hilfsbereiter Frau.
Wir mussten immer wieder knackige 8%-Anstiege (Hier wurde klar, was sich später bestätigen sollte: Christian ist reif für die Tour de France! Noch ein bisschen Testosteron, und on y va!) und Abfahrten durch eine Wein-, Mais- und Sonnenblummenlandschaft, die Löss anscheinend nur so im Überschuss besaß. Linker Hand konnte man immer wieder kurz die Donau sehen. Da Sonntag war, gab es wenig Verkehr.
Gegen 12.30 Uhr erreichten wir nach Diskussionen über optimale Steigungen und Reibungsenergie den Grenzort Ilok und dort eine kleine Tankstelle mit beeindruckendem Sortiment an Snacks: Kolumbo, Mars oder sogar Snickers! So reisten wir alle doch noch mit ein paar Kuna nach Serbien ein. Dort traute man seinen Augen kaum: An der Grenze standen riesige Tafeln mit dem serbischen Teil des europäischen Radwanderwegs Atlantik – Schwarzes Meer. Unten auf der Tafel stand groß das GTZ-Logo.
Die weitere Fahrt führte durch Serbiens Kornkammer, die tellerflache Vojvodina, in der auch gut Gemüse wächst. Auf der anderen Donauseite konnte man die 500 Meter hohen Berge des Nationalparks Fruska Gora sehen. In Futog testeten wir den Geldautomaten der ERSTEN vergeblich und rätselten über den Umrechnungskurs Dinar zu Euro. Die Lösung lautete 80:1. Ein Brot war für 25 Dinar zu haben.
Kurz dahinter fing ein asphaltierter Radweg mit fürchterlichen Bordsteinkanten an, den wir mit Rücksicht auf unsere Felgen kurz vor Novi Sad zugunsten der Straße verließen. Wir versuchten den Campingplatz zu finden, landeten aber bald mitten im Stadtzentrum, zu erkennen an McDonald's. Dort begegneten wir einer netten slowakischen Vater-Sohn-Kombination, bei der mir nicht ganz ersichtlich war, wo sie jetzt langfahren wollte, da der Vater pausenlos neue Touren der letzten Jahre aufzählte. Dies bemerkte auch Dragan, ein pfiffiger junger Serbe mit kroatischer Mutter, Hamburger Vater und weißem Lacoste-Poloshirt. Nach seinen Angaben gibt es den Campingplatz nur zur Zeit des Exit-Festivals, aber er könne uns ein gutes Hostel mit «clean rooms» für 12 Euro empfehlen. Wir waren uns zwar bewusst, was Touristenfallen sind, folgten ihm aber trotzdem: Angucken kann man sich ja mal.
Er hatte recht: Die Räume waren zwar klein, aber sauber, und für 1 Euro Aufpreis konnten wir auch unsere Räder in einem Schuppen unterstellen. Auf das Angebot, im Restaurant seiner Eltern zu Gypsy Music zu dinieren, kamen wir nicht zurück, auch wenn das ganze Restaurant mit Weinflaschen quasi tapeziert war.
Stattdessen begaben wir uns in die Stadt und hatten am fünften Geldautomaten Glück. Daraufhin begaben wir uns an die Donau, wo wir auf einem Flohmarkt die legendären Panini-Mexico-86- und Italia-90-Sammelalben fanden (hier sehen die Leute auf dem Land teilweise genauso aus!), günstig aßen und die ganze Spirituosenkarte durchtranken. Serviert wurden die Getränke von einem weiteren Dragan, der sehr schnell neue Tabletts brachte, immer irgendeinen serbischen Spruch auf den Lippen hatte und irgendwie an Big-Brother-Jürgen erinnerte. Auf der Straße spielten kleine Sinti- und Roma-Kinder (zur Frage, ob man Zigeuner sagen darf, verweise ich wieder auf die Wikipedia) fantastisch gut Geige, es liefen größtenteils mäßig hübsche Mädchen im Minirock umher und auf allen Fernsehen lief ein Tennisspiel von Fräulein Jankovic (nicht Jerkovic, leider auch nicht Ivanovic). Als ob Serbien im Fußball-WM-Finale stünde! Bis dahin fließt wohl noch einiges Wasser die Donau hinunter, aber im Tennis sind sie wohl z.Z. besser.
Fazit: Novi Sad («Belgrad auf Valium», Lonely Planet) ist eine Übernachtung wert. Ich liege mit Christian in einem Doppelbett, in dem man wirklich jede Bewegung des Bettnachbarn unmittelbar wahrnimmt.
Team: Christian, Georg, Robert, Tobi, ich. Länder: HR/SRB
Meet the Dragans
... und am 19.8. folgte mein 20. Land mit dem Rad: Serbien. Es begann mit Abschied von Meike nach einem Frühstück mit Donaublick, einer Taube, die mit voller Geschwindigkeit gegen ein Glasfenster flog und einer etwas trägen Bedienung. Das reduzierte Fünfer-Team machte Fotos am zerschossenen Wasserturm und stoppte an einem Mini-Markt mit hilfsbereiter Frau.
Wir mussten immer wieder knackige 8%-Anstiege (Hier wurde klar, was sich später bestätigen sollte: Christian ist reif für die Tour de France! Noch ein bisschen Testosteron, und on y va!) und Abfahrten durch eine Wein-, Mais- und Sonnenblummenlandschaft, die Löss anscheinend nur so im Überschuss besaß. Linker Hand konnte man immer wieder kurz die Donau sehen. Da Sonntag war, gab es wenig Verkehr.
Gegen 12.30 Uhr erreichten wir nach Diskussionen über optimale Steigungen und Reibungsenergie den Grenzort Ilok und dort eine kleine Tankstelle mit beeindruckendem Sortiment an Snacks: Kolumbo, Mars oder sogar Snickers! So reisten wir alle doch noch mit ein paar Kuna nach Serbien ein. Dort traute man seinen Augen kaum: An der Grenze standen riesige Tafeln mit dem serbischen Teil des europäischen Radwanderwegs Atlantik – Schwarzes Meer. Unten auf der Tafel stand groß das GTZ-Logo.
Die weitere Fahrt führte durch Serbiens Kornkammer, die tellerflache Vojvodina, in der auch gut Gemüse wächst. Auf der anderen Donauseite konnte man die 500 Meter hohen Berge des Nationalparks Fruska Gora sehen. In Futog testeten wir den Geldautomaten der ERSTEN vergeblich und rätselten über den Umrechnungskurs Dinar zu Euro. Die Lösung lautete 80:1. Ein Brot war für 25 Dinar zu haben.
Kurz dahinter fing ein asphaltierter Radweg mit fürchterlichen Bordsteinkanten an, den wir mit Rücksicht auf unsere Felgen kurz vor Novi Sad zugunsten der Straße verließen. Wir versuchten den Campingplatz zu finden, landeten aber bald mitten im Stadtzentrum, zu erkennen an McDonald's. Dort begegneten wir einer netten slowakischen Vater-Sohn-Kombination, bei der mir nicht ganz ersichtlich war, wo sie jetzt langfahren wollte, da der Vater pausenlos neue Touren der letzten Jahre aufzählte. Dies bemerkte auch Dragan, ein pfiffiger junger Serbe mit kroatischer Mutter, Hamburger Vater und weißem Lacoste-Poloshirt. Nach seinen Angaben gibt es den Campingplatz nur zur Zeit des Exit-Festivals, aber er könne uns ein gutes Hostel mit «clean rooms» für 12 Euro empfehlen. Wir waren uns zwar bewusst, was Touristenfallen sind, folgten ihm aber trotzdem: Angucken kann man sich ja mal.
Er hatte recht: Die Räume waren zwar klein, aber sauber, und für 1 Euro Aufpreis konnten wir auch unsere Räder in einem Schuppen unterstellen. Auf das Angebot, im Restaurant seiner Eltern zu Gypsy Music zu dinieren, kamen wir nicht zurück, auch wenn das ganze Restaurant mit Weinflaschen quasi tapeziert war.
Stattdessen begaben wir uns in die Stadt und hatten am fünften Geldautomaten Glück. Daraufhin begaben wir uns an die Donau, wo wir auf einem Flohmarkt die legendären Panini-Mexico-86- und Italia-90-Sammelalben fanden (hier sehen die Leute auf dem Land teilweise genauso aus!), günstig aßen und die ganze Spirituosenkarte durchtranken. Serviert wurden die Getränke von einem weiteren Dragan, der sehr schnell neue Tabletts brachte, immer irgendeinen serbischen Spruch auf den Lippen hatte und irgendwie an Big-Brother-Jürgen erinnerte. Auf der Straße spielten kleine Sinti- und Roma-Kinder (zur Frage, ob man Zigeuner sagen darf, verweise ich wieder auf die Wikipedia) fantastisch gut Geige, es liefen größtenteils mäßig hübsche Mädchen im Minirock umher und auf allen Fernsehen lief ein Tennisspiel von Fräulein Jankovic (nicht Jerkovic, leider auch nicht Ivanovic). Als ob Serbien im Fußball-WM-Finale stünde! Bis dahin fließt wohl noch einiges Wasser die Donau hinunter, aber im Tennis sind sie wohl z.Z. besser.
Fazit: Novi Sad («Belgrad auf Valium», Lonely Planet) ist eine Übernachtung wert. Ich liege mit Christian in einem Doppelbett, in dem man wirklich jede Bewegung des Bettnachbarn unmittelbar wahrnimmt.
#6 Sa, 18.08.07 Vukovar, km 711
Slavonski Brod – Vukovar. 132 km, 21,4 km/h. Schwierigkeit: 1/6. Wetter: 26°C, heiter bis wolkig
Team: Christian, Georg, Meike, Robert, Tobi, ich. Länder: HR/BIH
Die doppelte 19
Warum die doppelte 19? Weil ich heute erstmals über den 19. Längengrad gefahren und in meinem 19. Land mit dem Rad war. Nämlich in Bosnien.
Zunächst hatten wir in unserer Pension ein opulentes Frühstück, das wieder zu 90% aus Fleisch (arme Meike, sie will ja eigentlich nur 35 Äpfel essen) bestand, eingenommen und uns unterschiedlich stark beim PLODINE eingedeckt, um nicht in bosnische Mark und Fening wechseln zu müssen.
Nach Bosnien einzureisen, erwies sich wieder als schwierig: Aber wir fanden die Straße zum Grenzübergang in Slavonski Brod nämlich nicht. Man konnte ihn sehen, man konnte unter der Sava-Brücke durchfahren, aber keine Straße schien über ihn zu führen. Der «Lance des Tages» (in Anlehnung an Felix Göpels großartiges Buch «Mit dem Fahrrad zur WM») verdiente sich ein kauzig aussehender Slavonski-«Brodenser» auf einem Klapperfahrrad, der uns den Weg dorthin zeigte. Die Passkontrolle war dann kein Problem mehr.
So, und wie ist es in Bosnien? Srpski bzw. Bosanski Brod (bevor ich wieder was Falsches sage und irgendwem vor den Kopf stoße, verweise ich auf den Wikipedia-Artikel) hatte schon einen hohen Balkan-Faktor: Viele verlassene und schäbig aussehende Häuser, rostige Autos, deutlich dunkelhäutigere Menschen, kyrillische Buchstaben ... Was wir in Bosnien nicht unbedingt erwartet hatten, waren angeleinte Kühe und die Tatsache, dass ca. 1/3 aller Autos aus Baden-Württemberg und ein anderes Drittel auf Schweizer Kantone zugelassen war. Laut Petra handelt es sich um Schweizer Touristen – Bosnien soll dort aufgrund der Monotonie der Schweizer Landschaft eine sehr angesagte Destination für Bergwanderer sein. . Ein Tessiner fuhr scheinbar ständig auf und ab und an uns vorbei, weil er sich über die Schweiz-Fahne an Christians Rad vor Freude kaum einkriegte.
Bei km 49 und nach ein paar Anstiegen und Absfahren verzehrten wir an einer Kreisstraße unser Supermarktessen. Ein Auto aus Zagreb hielt an und der Fahrer fragte: «Wohin wollen Sie? Die Straße führt ins Nichts!» Ich antwortete: «Nach Prud» (nächster Ort), und er: «Ach so, ja dann ist ok». Trés bizarre. Die Straße führte genauer gesagt direkt in den nächsten bosnischen Grenzort Samac, wo die Hitze am größten war – aber ca. 5°C kälter als gestern, windstill, danach am späten Nachmittag eigentlich ideales Fahrradwetter.
Der bosnische Grenzer guckte auf Christians Pass und Schweizer Flagge und fragte, ob Christian den ganzen Weg aus Schweden mit dem Rad gekommen sei. Außerdem wollte er wissen, wie wir Bosnien fanden. Wir unterhielten uns über die Leute, die in Mostar für 20 Euro für die Brücke springen, und ich fragte mich, was geschehen wäre, wenn ich gesagt hätte: «Well, Bosnia is shit». Egal, hätte ja auch nicht gestimmt.
Anyway, wieder in Kroatien, erinnerte die tellerflache slawonische Landschaft an den Landkreis Nienburg, nur mit mehr Maisfeldern. Wir passierten Vinkovci und erreichten KONZUM in Vukovar. Dort überlegten wir, ob wir nicht einfach Georgs Tarnfleck-Zelt auf dem Parkplatz aufbauen sollten: Der Marktleiter würde es sicher nicht erkennen, wenn er den Laden am Abend abschließt, und morgen hätten wir schon frisches Frühstück.
Wir fuhren 4 km in die völlig falsche Richtung, bevor wir nach Rücksprache mit den Einheimischen umkehrten und schließlich in Vukovar ankamen – einem Ort, der kontrastiert zwischen Ruinen und zerschossenen Häusern und einer schönen Innenstadt genau an der Donau. Das Hotel Dunav hatte noch zwei Dreibettzimmer frei, und die Rezeptionsdame war auch sehr nett und gab uns einen Zettel mit Jugendorganisationen, die nach ihren eigenen Angaben entweder irrelevant oder geschlossen waren.
Auf dem zentralen Platz kamen wir in Kontakt mit drei begeisterten Tennagern, die sich an unseren beladenen Rädern und Pass-Aufklebern gar nicht sattsehen konnten. Einer erzählte bescheiden, er sei auch mal 30 km am Tag nach Osijek gefahren. Leider trafen wir sie beim abendlichen Rockkonzert von Psihomodopop nicht wieder. Dafür gab es eine Hochzeit in unserem Hotel, und wir gingen noch Eis (Meike: 7 Kugeln) und Ham- bzw. Cheeseburger essen (Tobi + 1 Cevapcici).
Zur Verwirrung trug weiterhin bei, dass Christians m.E. völlig korrekte Bestellung «šest piva» mit «Sorry, we only have beer» erwidert wurde. Mit ebendiesem Bier setzten wir uns noch an die Donau und stürmten danach gegen Mitternacht das Partyschiff – wohl zu früh, denn wir waren ganz alleine auf der Tanzfläche des House-Boots. Als wir gingen, stürmten die aufgebrezelten Teenagerinnen das Schiffchen.
Morgen fährt Meike nach Wien zurück. Unser Eis-, Karotten- und Apfelkonsum wird drastisch abnehmen, und unsere Hotelzimmertür ist zerbombt. Ohrwurm des Tages: «Zombie» von den Cranberries.
Team: Christian, Georg, Meike, Robert, Tobi, ich. Länder: HR/BIH
Die doppelte 19
Warum die doppelte 19? Weil ich heute erstmals über den 19. Längengrad gefahren und in meinem 19. Land mit dem Rad war. Nämlich in Bosnien.
Zunächst hatten wir in unserer Pension ein opulentes Frühstück, das wieder zu 90% aus Fleisch (arme Meike, sie will ja eigentlich nur 35 Äpfel essen) bestand, eingenommen und uns unterschiedlich stark beim PLODINE eingedeckt, um nicht in bosnische Mark und Fening wechseln zu müssen.
Nach Bosnien einzureisen, erwies sich wieder als schwierig: Aber wir fanden die Straße zum Grenzübergang in Slavonski Brod nämlich nicht. Man konnte ihn sehen, man konnte unter der Sava-Brücke durchfahren, aber keine Straße schien über ihn zu führen. Der «Lance des Tages» (in Anlehnung an Felix Göpels großartiges Buch «Mit dem Fahrrad zur WM») verdiente sich ein kauzig aussehender Slavonski-«Brodenser» auf einem Klapperfahrrad, der uns den Weg dorthin zeigte. Die Passkontrolle war dann kein Problem mehr.
So, und wie ist es in Bosnien? Srpski bzw. Bosanski Brod (bevor ich wieder was Falsches sage und irgendwem vor den Kopf stoße, verweise ich auf den Wikipedia-Artikel) hatte schon einen hohen Balkan-Faktor: Viele verlassene und schäbig aussehende Häuser, rostige Autos, deutlich dunkelhäutigere Menschen, kyrillische Buchstaben ... Was wir in Bosnien nicht unbedingt erwartet hatten, waren angeleinte Kühe und die Tatsache, dass ca. 1/3 aller Autos aus Baden-Württemberg und ein anderes Drittel auf Schweizer Kantone zugelassen war. Laut Petra handelt es sich um Schweizer Touristen – Bosnien soll dort aufgrund der Monotonie der Schweizer Landschaft eine sehr angesagte Destination für Bergwanderer sein. . Ein Tessiner fuhr scheinbar ständig auf und ab und an uns vorbei, weil er sich über die Schweiz-Fahne an Christians Rad vor Freude kaum einkriegte.
Bei km 49 und nach ein paar Anstiegen und Absfahren verzehrten wir an einer Kreisstraße unser Supermarktessen. Ein Auto aus Zagreb hielt an und der Fahrer fragte: «Wohin wollen Sie? Die Straße führt ins Nichts!» Ich antwortete: «Nach Prud» (nächster Ort), und er: «Ach so, ja dann ist ok». Trés bizarre. Die Straße führte genauer gesagt direkt in den nächsten bosnischen Grenzort Samac, wo die Hitze am größten war – aber ca. 5°C kälter als gestern, windstill, danach am späten Nachmittag eigentlich ideales Fahrradwetter.
Der bosnische Grenzer guckte auf Christians Pass und Schweizer Flagge und fragte, ob Christian den ganzen Weg aus Schweden mit dem Rad gekommen sei. Außerdem wollte er wissen, wie wir Bosnien fanden. Wir unterhielten uns über die Leute, die in Mostar für 20 Euro für die Brücke springen, und ich fragte mich, was geschehen wäre, wenn ich gesagt hätte: «Well, Bosnia is shit». Egal, hätte ja auch nicht gestimmt.
Anyway, wieder in Kroatien, erinnerte die tellerflache slawonische Landschaft an den Landkreis Nienburg, nur mit mehr Maisfeldern. Wir passierten Vinkovci und erreichten KONZUM in Vukovar. Dort überlegten wir, ob wir nicht einfach Georgs Tarnfleck-Zelt auf dem Parkplatz aufbauen sollten: Der Marktleiter würde es sicher nicht erkennen, wenn er den Laden am Abend abschließt, und morgen hätten wir schon frisches Frühstück.
Wir fuhren 4 km in die völlig falsche Richtung, bevor wir nach Rücksprache mit den Einheimischen umkehrten und schließlich in Vukovar ankamen – einem Ort, der kontrastiert zwischen Ruinen und zerschossenen Häusern und einer schönen Innenstadt genau an der Donau. Das Hotel Dunav hatte noch zwei Dreibettzimmer frei, und die Rezeptionsdame war auch sehr nett und gab uns einen Zettel mit Jugendorganisationen, die nach ihren eigenen Angaben entweder irrelevant oder geschlossen waren.
Auf dem zentralen Platz kamen wir in Kontakt mit drei begeisterten Tennagern, die sich an unseren beladenen Rädern und Pass-Aufklebern gar nicht sattsehen konnten. Einer erzählte bescheiden, er sei auch mal 30 km am Tag nach Osijek gefahren. Leider trafen wir sie beim abendlichen Rockkonzert von Psihomodopop nicht wieder. Dafür gab es eine Hochzeit in unserem Hotel, und wir gingen noch Eis (Meike: 7 Kugeln) und Ham- bzw. Cheeseburger essen (Tobi + 1 Cevapcici).
Zur Verwirrung trug weiterhin bei, dass Christians m.E. völlig korrekte Bestellung «šest piva» mit «Sorry, we only have beer» erwidert wurde. Mit ebendiesem Bier setzten wir uns noch an die Donau und stürmten danach gegen Mitternacht das Partyschiff – wohl zu früh, denn wir waren ganz alleine auf der Tanzfläche des House-Boots. Als wir gingen, stürmten die aufgebrezelten Teenagerinnen das Schiffchen.
Morgen fährt Meike nach Wien zurück. Unser Eis-, Karotten- und Apfelkonsum wird drastisch abnehmen, und unsere Hotelzimmertür ist zerbombt. Ohrwurm des Tages: «Zombie» von den Cranberries.
#5 Fr, 17.08.07 Slavonski Brod, km 579
Plijenice – Slavonski Brod. 140 km, 22,0 km/h. Schwierigkeit: 2/6. Wetter: 31°C, sonnig
Team: Christian, Georg, Meike, Robert, Tobi, ich. Länder: HR
Bosnien muss warten, aber Slawonien ist auch ja ganz schön
Ich habe mir einen großen Traum erfüllt: Ich übernachte heute in Slavonski Brod. Ich habe diese Stadt aus einem rational nicht nachvollziehbaren Grund ins Herz geschlossen. Vielleicht liegt es an dem putzigen Namen «slawonisches Schiff», vielleicht an der unmittelbaren Nähe zu Bosnien, vielleicht auch an der Lage mittig zwischen Zagreb und Belgrad.
Es war wieder heiß, gerade nicht zu heiß, und eine Pension mit Dusche nach einem Tag in der Wildnis war uns 86 Euro für 6 Personen wert. Gerade haben wir eine Platte mit ca. 50 Steaks geseen und vergeblich eine Kneipe im Radius von 2 Kilometern gesucht. Wir sind aber auch noch 6 km vom Stadtzentrum entfernt, so dass ich mir die «schöne Stadt» (Petra) erst morgen angucken werde.
Vorher waren wir zunächst in der Morgensonne nach Novska gefahren. Hier gibt es Fahrradwege, diverse Cafés für die Morgentoilette und einen netten Park mit Brunnen. Georg machte immer wieder Tempo bis zum Lidl nach Novska Gradina. Dort hielt ein Berliner (Mensch) an und wies uns auf die hohen Preise bei Lidl hin. Überall sei es billiger. Aha. An einer Flasche Korn klebte «njemacka kvaliteta». Von hier wollten wir jetzt in den Ort Davor fahren. Dahinter liegt die bosnische Grenze. Doch nach 20 km angekommen, war die Enttäuschung groß: Es lief laute Musik, Leute badeten in der Sava, es gab ein Haus mit Grenzern – aber es gab keinen Grenzübergang! Wahrscheinlich kontrollieren die Grenzer nur, dass niemand über die Sava schwimmt. Bevor wir die 10 km in Bullenhitze zurück an die Landstraße fuhren, da der nächste Grenzübergang erst in Slavonski Brod war, schenkten uns die Grenzer aber noch 2 Liter kaltes Wasser – das hatte Stil.
An der Landstraße machten wir noch eine kleine Pause und hoben danach den Schnitt auf über 22 km/h. Hinter der Stadtgrenze von Slavonski Brod nach weiteren 40 km folgte die letzte Eispause. Wie erwartet, war auch der eingezeichnete Campingplatz laut Tankstelltenangestelltem eine Attrappe. Dafür tauchte aber kurz dahinter die «Pension Garten auf», die noch Vierbettzimmer für sechs Personen feilbot. Hier ist neben uns der Zweitligaklub NK Solin zu Gast und es gibt Internet, wo wir erfahren, dass es morgen hier - und in Deutschland sowieso ständig - regnet, während wir bei 25°C draußen sitzen. Wer weiß, vielleicht klappt es ja morgen, nach Bosnien hereinzufahren. Es soll nach Vukovar an die Donau gehen.
Fazit: 25 Kilometer zu viel gefahren, aber schnell gewesen, und was will man schon vor 18.37 Uhr in Slavonski Brod?
Meine Beine sind schwer, meine Füße taten nach 6,5 Stunden auch ein bisschen weh. Aber eigentlich alles super. P.S. Ich habe Herrn Jerkovic getroffen!
Team: Christian, Georg, Meike, Robert, Tobi, ich. Länder: HR
Bosnien muss warten, aber Slawonien ist auch ja ganz schön
Ich habe mir einen großen Traum erfüllt: Ich übernachte heute in Slavonski Brod. Ich habe diese Stadt aus einem rational nicht nachvollziehbaren Grund ins Herz geschlossen. Vielleicht liegt es an dem putzigen Namen «slawonisches Schiff», vielleicht an der unmittelbaren Nähe zu Bosnien, vielleicht auch an der Lage mittig zwischen Zagreb und Belgrad.
Es war wieder heiß, gerade nicht zu heiß, und eine Pension mit Dusche nach einem Tag in der Wildnis war uns 86 Euro für 6 Personen wert. Gerade haben wir eine Platte mit ca. 50 Steaks geseen und vergeblich eine Kneipe im Radius von 2 Kilometern gesucht. Wir sind aber auch noch 6 km vom Stadtzentrum entfernt, so dass ich mir die «schöne Stadt» (Petra) erst morgen angucken werde.
Vorher waren wir zunächst in der Morgensonne nach Novska gefahren. Hier gibt es Fahrradwege, diverse Cafés für die Morgentoilette und einen netten Park mit Brunnen. Georg machte immer wieder Tempo bis zum Lidl nach Novska Gradina. Dort hielt ein Berliner (Mensch) an und wies uns auf die hohen Preise bei Lidl hin. Überall sei es billiger. Aha. An einer Flasche Korn klebte «njemacka kvaliteta». Von hier wollten wir jetzt in den Ort Davor fahren. Dahinter liegt die bosnische Grenze. Doch nach 20 km angekommen, war die Enttäuschung groß: Es lief laute Musik, Leute badeten in der Sava, es gab ein Haus mit Grenzern – aber es gab keinen Grenzübergang! Wahrscheinlich kontrollieren die Grenzer nur, dass niemand über die Sava schwimmt. Bevor wir die 10 km in Bullenhitze zurück an die Landstraße fuhren, da der nächste Grenzübergang erst in Slavonski Brod war, schenkten uns die Grenzer aber noch 2 Liter kaltes Wasser – das hatte Stil.
An der Landstraße machten wir noch eine kleine Pause und hoben danach den Schnitt auf über 22 km/h. Hinter der Stadtgrenze von Slavonski Brod nach weiteren 40 km folgte die letzte Eispause. Wie erwartet, war auch der eingezeichnete Campingplatz laut Tankstelltenangestelltem eine Attrappe. Dafür tauchte aber kurz dahinter die «Pension Garten auf», die noch Vierbettzimmer für sechs Personen feilbot. Hier ist neben uns der Zweitligaklub NK Solin zu Gast und es gibt Internet, wo wir erfahren, dass es morgen hier - und in Deutschland sowieso ständig - regnet, während wir bei 25°C draußen sitzen. Wer weiß, vielleicht klappt es ja morgen, nach Bosnien hereinzufahren. Es soll nach Vukovar an die Donau gehen.
Fazit: 25 Kilometer zu viel gefahren, aber schnell gewesen, und was will man schon vor 18.37 Uhr in Slavonski Brod?
Meine Beine sind schwer, meine Füße taten nach 6,5 Stunden auch ein bisschen weh. Aber eigentlich alles super. P.S. Ich habe Herrn Jerkovic getroffen!
Abonnieren
Posts (Atom)