Bischofshofen – Bad Gastein. 51 km, 17,2 km/h. Schwierigkeit: 3/6. Wetter: 20°C, regnerisch
Team: alleine. Länder: A
Unverhoffter Prolog Teil II
Apropos abenteuerlich und suboptimal: In Bischofshofen erzählte der „Schalterseppl“ (siehe Tagebuch 2006) mir, dass ich eigentlich keine Chance hätte, per Bahn+Bike vor 23 Uhr am Camping in Klagenfurt zu sein. Bislang hatte ich von der ÖBB immer recht viel gehalten, aber warum drei IC in Folge ohne Fahrradmitnahme Richtung Klagenfurt fahren, bevor um 20 Uhr einer mit Radabteil (angeblich schon ausgebucht) einer im Skisprung-Mekka Bischofshofen eintrifft, versteht wohl nur die ÖBB selbst. Zwar war ich jetzt nicht so heiss aufs Radeln, 1. da ich wusste, dass mein Rad und ich noch viel in den nächsten Tagen und Wochen leisten müssten, 2. da ich die Fahrkarte bis Klagenfurt schon in Bonn gelöst hatte und 3. da ich gar keine Landkarte für Österreich dabei hatte (nichts ist so motivierend wie der Blick auf eine Landkarte!), aber - bei aller Liebe zu österreichischen Erholungsorten – auf einen fünfstündigen Aufenthalt in Bischofshofen hatte ich nun wirklich auch keine Lust. So fuhr ich erst in unerwarteter Hitze (fast wie im Juli 2006) in der Salzach hoch bis Schwarzach-Sankt Veit. Dort setzte dann der Regen ein, der mich noch ins Gasteinertal hinein verfolgte. Ich hatte keine Ahnung, wie hoch Bad Gastein liegt, da ich hier ja eigentlich mit dem Rad auch gar nicht hinwollte.
Nach 16 ebenen Kilometern in diesem Tal folgte dann die erste wirkliche Herausforderung: Bad Gastein liegt laut Herbergsmama auf 1090 m. Ü. N.N., und vorm Ortseingang kann man, sofern wie ich mit mehr als 20 kg beladen, mehrere Kilometer lang das ganz grosse Ritzel testen. Oben war ich dann um 18 Uhr und stand wieder vor der Wahl: bis 20.42 Uhr auf den Zug nach Villach warten oder mir eine Unterkunft suchen. Da ich relativ durchgeschwitzt von innen und –genässt vom nordeuropäischen Sommerregen war, entschied ich mich, die JH aufzusuchen. Das stellte sich als keine so schlechte Idee heraus, denn über ein Einzelzimmer für 18 € mit Dusche & Bad mit vier Betten in der Hochsaison (oder ist die im Winter? Wohl eher) kann man nicht meckern. Es dünkte mir die bessere Wahl als um 21.54 in Villach und 22.38 in Klagenfurt zu sein und sich noch eine Unterkunft suchen zu müssen.
Vielleicht ist morgen das Wetter zwischen Klagenfurt und Ljubljana ab 12.20 deutlich schlechter als um 9 Uhr, aber dass «Slowenien = Starkregen» ein Naturgesetz ist, weiss ja jedes Kind auf dem Dreirad, das unsere Tagebücher von August 2006 gelesen hat.
P.S. Ich habe gerade wirklich den ersten Döner des Jahres gegessen.
Nachtrag: The times they are changing
An der Rezeption der JH fragt mich ein Mann, ob ich gerade aus Frankreich komme. Ich stehe bei sowas ja oft auf der Leitung und erwidere: „Nee, Deutschland“. Er: „Nein, ich meine von der Tour de France?“ Vor ein paar Jahren hätte man wohl geantwortet: „Nee, so gut bin ich nicht“, heute denkt man eher: „Paar aufs Maul?“, denn die Frage klingt wie „Na, wieder gekokst?“ oder „Gehören Sie zur Mafia?“ Also, zum Glück komme ich nicht aus Frankreich, auch wenn ich mich manchmal frage, wie sich Berge anfühlen würden, wenn ich Testosteronpflaster im Hoden kleben hätte. Aber die Frage stellt sich wahrscheinlich genausowenig wie die nach einer Mitgliedschaft bei der Mafia.
Apropos: Ich freue mich auf Südosteuropa und darüber, dass der Radsport nach dieser wieder mal rabenschwarzen Tour de France zur Ruhe kommt. Unser Orient-Express ist glaube ich eh drei Gewichtsklassen höher: Mehr Länder, schwerere Räder, sympathischere und ungedopte Fahrer, alles selber organisiert. Tour de France? „Da regt mich ja die Frage schon auf!“ (Loriot)
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