#37 Do, 20.09.07 Airolo, km 3990


Lugano - Airolo. 96 km, 18,1 km/h. Schwierigkeit: 4/6. Wetter: 20°C, sonnig
Team: Christian, Felix, ich. Länder: CH

Der Berg ruft


Da hätte ich fast doch einmal das Pfefferspray herausholen müssen! Christian und ich liegen in Airolo in der preiswertesten Unterkunft des Dorfes (rund 25 Euro) und haben es warm. Felix zeltet alleine irgendwo im Dorf bei 2°C Nachttemperatur. Unser Osteria-Besitzer ist glaube ich gerade ausgerastet, hat auf jeden Fall sehr lange sehr laut geschrien; und ich dachte schon, gleich kommt er die Treppe hoch, obwohl er doch eben doch einen so bierseligen Eindruck machte, wie er sein Schnitzel aß und wie Günter Grass aussah.

Nun ja. Heute morgen in Lugano, wo die Junge Union das Bad mit Aftershave eingesprüht hatte, war es zunächst recht kalt, als Christian seine neuen Bremsen montierte, nur rund 12°C, und die Suche nach einem Supermarkt fürs Frühstück gestalte sich schwierig. Wir waren aber dank Felix’ guter Augen erfolgreich, wurden von vermutlich peruanischer Flötenmusik („Sound of silence“ – geht nur schwer wieder raus aus dem Ohr) geweckt und aßen z.T. Birnweggi (sehr zu empfehlen – ich ernähre mich in der Schweiz on the road fast nur davon). Ein bisschen mussten wir uns noch den 550 m hohen Monte Ceneri hoch quälen, stellte aber auf der Abfahrt fest, dass die Nordrampe von Bellinzona/Locarno wohl deutlich schwerer (ca. 10%) ist.

In Bellinzona fand ich eine Gazzetta dello Sport auf der kostenlosen Bahnhofstoilette mit Blaulicht und erfuhr von der Niederlage des VfB Stuttgart, während Felix wieder auf der Bank lag und seinen Raucherhusten auskurierte. Hinter Biasca, wo sich die Straße in Lukmanier- und Gotthardpass aufteilt, wurde es dann verkehrstechnisch sehr einsam, da alle normalen Menschen auf der Autobahn fahren. Wir fuhren an Baustellen des Gotthardbasistunnels vorbei durch Orte, an denen z.T. wirklich gar nichts los war.

Bis Airolo hatten wir uns dann auf 1100 Meter hochgeschraubt, die man angesichts der langen Strecke aber nicht wirklich merkte. Gemerkt hatte ich jedoch, dass mittlerweile mein großes Ritzel nicht funktionsfähig ist, weil die Kette dauernd herunterrutscht. Dafür gehen jetzt im Gegensatz zum Abschnitt hinter Thessaloniki der 2. und 3. Ritzel wieder. C’est trés bizarre.

Wir hätten auch noch über den Gotthardpass herüberfahren können, aber wozu, dachten wir uns, ankommen am Sihlsee tun wir sowieso erst morgen oder heute nach Mitternacht. Also gingen wir lieber noch zu coop, setzten uns in die letzten Sonnenstrahlen und stellten fest, dass es ziemlich schnell ziemlich kalt wurde. Die Jugendherberge war zu, aber ein Lance des Tages für den Gastwirt in Bahnhofsnähe, der für uns herumtelefonierte und uns dieses Zimmer für das Dreifache eines bulgarischen oder serbischen Übernachtungsäquivalents, also sehr preisgünstig, vermittelte und mich sogar mit dem Auto zum Probegucken gefahren hatte.

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